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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Zeit übertölpelt hatte, empörte ihn ein wenig, doch er fand sich allmählich damit ab (wie mit dem Mist, mit dem er sich täglich herumzuschlagen hatte), und war froh, etwas Abstand von ihr zu gewinnen. Ihr Dasein als Mischwesen ließ ihn besser verstehen, dass sie eine Mörderin war. Aber Voland … der war etwas ganz anderes.
    Dieser Mann erschuf Ungeheuer. Glasklare Absichten und eisige Gefühlskälte mussten ihn dazu gebracht haben, sich darauf einzulassen, viele Leute abzuschlachten und andere mit ihrem Fleisch zu ernähren.
    An Bettlern und schlitternden Kindern vorbei erreichte Jeryd schließlich das Haus. Er war darauf eingestellt, die Tür notfalls mit dem Brecheisen aufzustemmen, doch sie war unverschlossen, wohl weil Voland überstürzt aufgebrochen war, um seine Partnerin zu retten. Jeryd trat ein und zog die Vorhänge zurück. Er suchte nach Beweisen, die die Aussagen von Voland und Nanzi bestätigten.
    In einer Ecke fand er eine Laterne und zündete sie an.
    Eine stilvolle Einrichtung, alte Möbel und großartige Wandgemälde zierten die gut ausgestattete Bibliothek. Alles blitzsauber, Schnapsflaschen akkurat neben Kristallgläsern aufgereiht. Im Aschenbecher lag ein Stumpen. Daneben ein aufgeschlagenes Klassifizierungsbuch. Nichts deutete auf einen psychopathischen Mörder. Aber welche persönlichen Gegenstände taten das schon?
    Jeryd ging von Zimmer zu Zimmer und sichtete das Leben des Paars. Seine Laterne warf ausdrucksstarke Schatten auf die polierten Möbel.
    Eine Bleistiftskizze der beiden in einem Hafen klemmte am Kommodenspiegel. Ein Fruchtbarkeitsfetisch lag auf dem Beistelltisch. Im üppigen Schlafzimmer mit seinen frivolen Vorhängen und dem schmucken Spiegel über dem Bett entdeckte er erotische Damenunterwäsche, die ihn grübeln ließ, wie Nanzi Voland aufreizen mochte.
    Ein anderer Raum diente eindeutig als Arbeitszimmer. In den Regalen standen Notizbücher zu Biogeografie, Evolution und Klassifizierung. Die vielen Blätter auf dem Schreibtisch zeigten aufwendige Querschnitte ihm unbekannter Tierarten. Schaubilder einer seltsamen Verschmelzungs-Chirurgie hingen an den Wänden. Auf einem zweiten Tisch stand eine Vitrine mit einer pedantisch geordneten Sammlung aufgespießter Insekten und einem Skalpell.
    Ein Büchlein daneben war mit »Volands Tagebuch« beschriftet, und die linierten Seiten enthielten Namen und Adressen. Jeryd nahm es, und mehrere Blätter flatterten zu Boden. Sofort erkannte er die Handschrift des Bürgermeisters und sah sich die Unterlagen genauer an. Arbeiteraktivisten und Gewerkschaftsführer: die Männer, die verschwunden waren. Voland hatte also die Wahrheit gesagt. Diese Liste würde beweisen, dass Lutto sich der Gewerkschaftsführer entledigen wollte, um die Arbeitsbedingungen möglichst schlecht zu gestalten und so die Profite der Unternehmen zu maximieren. Er blätterte im Tagebuch, entdeckte aber keine Hinweise auf Verbrechen, nur wissenschaftliches Gerede über Physiognomie und Etymologie.
    Also noch eine Verschwörung bis nach ganz oben … Wie viel Korruption hat diesen Staat zu dem gemacht, was er ist? Ich bin zu alt, um so ein Reich noch zu bekämpfen.
    Aber wem konnte er von der Entdeckung erzählen? Jeryd kannte niemanden in Villiren gut genug, um ihm zu trauen.
    Er steckte das Tagebuch und die Blätter ein und fragte sich, was er damit anstellen würde.
    Dann stieg er mit seiner Laterne ein paar Stufen in den Keller hinab, wo ein seltsamer Metallgeruch in der Luft stand. Er sah eine Wandfackel und zündete sie vor allem zur Beruhigung an. Hier unten war es verdammt unheimlich. Je heller also, desto besser. Er folgte dem engen Gang um eine Ecke. Dort bewegte die Luft sich anders, und Jeryd schloss daraus, in einen großen Saal gekommen zu sein.
    Da das Fackellicht nur schwach in den Saal fiel, nahm er eine farbige Laterne und zündete sie mit Streichhölzern an. Metallwerkzeuge hingen an den Wänden, und vom anderen Ende des Saals hörte er es tropfen.
    Plötzlich entdeckte er mehrere dunkle Gestalten an der rechten Wand. Er ging zögernd auf sie zu, schlug dann aber schockiert die Hand vor den Mund. Sein Schwanz erstarrte.
    Sieben Tote hingen an Haken, die ihnen in der Kehle steckten. Ihre Zungen ragten aus dem Mund. Die Leichen waren nackt, verschrammt, mit geronnenem Blut verschmiert. Einer war sogar die Haut abgezogen, und Muskeln und Adern lagen erschreckend frei. Die hinterste Leiche hatte einen Riss in der Kehle – der schwere Kadaver hing

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