Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
deine Lebensspanne hier, sondern auch daran, wohin deine Seele nach dem Tod geht. Du wirst für deine Tat belohnt. Viel zu oft denken wir nur an unser irdisches Dasein, obwohl es so viel mehr in Betracht zu ziehen gilt. Du wirst, du musst also einen guten Moment finden, und dann spürst du den unstillbaren Drang, deinen Kommandeur zu töten und die Welt von diesem Scheusal zu befreien … «
    Der Wortstrom versiegte schließlich und hinterließ eine quälende Stille in Nelums Kopf. Er erinnerte sich an nichts und fühlte auch nichts, als Priester Pias lächelnd neben ihm aufragte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Verzeiht, aber mir muss einiges entgangen sein, was Ihr sagtet. Offenbar setzt mir der Druck des Krieges zu.«
    »Das verstehe ich nur zu gut. Wir haben bloß über Euren Kommandeur gesprochen.«
    Brynd. Diese Schwuchtel musste sterben. »Verstehe.«
    Als Nelum ging, gab der Priester ihm einen Zettel mit einer Adresse. Dort werde ihm geholfen.
    Der Soldat schlich sich in die Nacht davon und ritt zum angegebenen Ort ganz im Osten der Stadt, wo nur Neubauten standen. Angenehmerweise vergrößerte dies seinen Abstand zur Gefechtszone, doch er musste sich beeilen, da die Kameraden sich bald über seine Abwesenheit wundern würden.
    Schneeregen ließ seine Haut kribbeln, und doch war es seltsam warm, als wehrte sich die Natur und als sollte die Eiszeit eigentlich nicht sein.
    Sein Ziel lag, wie sich erwies, in einem der übelsten Gebiete der Stadt.
    Krüppel und Obdachlose hatten dort Zufluchtsstätten geschaffen, Häuser besetzt, Zeltlager errichtet. Es handelte sich um die anarchische Wiederinbesitznahme eines erst zehn Jahre zuvor errichteten Stadtteils, der dennoch längst verwohnt war. Nelum hätte schwören können, unterwegs merkwürdige Tiere gesehen zu haben, vielleicht ja sogar diese vieldiskutierten Mischwesen mit den transplantierten Flügeln.
    Einzelne Gestalten lungerten an Straßenecken und streichelten Schnappmesser, ohne ihn anzusehen. Stark geschminkte Frauen hielten in der Kälte aus, trugen ihr Fleisch zur Schau und riefen ihm mit Schmollmund aufreizende Dinge zu, die sein ausgeprägtes Anstandsgefühl empörten.
    Ein Mann mit ausgemergeltem Gesicht, rasierter Glatze und Stoppelbart schlurfte auf Nelum zu und forderte Geld von ihm. Eine andere Gestalt im Umhang kam überheblich von links angeschlendert und brachte damit zum Ausdruck, dass sie das immer so machten.
    »Ich habe nichts für euch.« Nelum saß ab und ging auf die beiden zu.
    Der im Umhang ließ sein Messer aufschnappen und warf es lässig nach ihm, doch Nelum schlug ihm die Rechte beiseite, packte ihn am Handgelenk und brach den Arm des Angreifers über seinem Knie. In diesem Moment attackierte ihn der erste Ganove mit dem Messer, ritzte Nelum an der Wange und taumelte zurück.
    Der Mann blickte erstaunt, als er sah, wie Nelums Wunde binnen Sekunden heilte, und attackierte ihn mit dem Messer, während der Soldat nach links oder rechts auswich und sich stets rechtzeitig duckte. Dann packte der Gardist den Angreifer am Unterarm, sodass ihm das Messer entglitt, riss das Handgelenk des Mannes abwärts und verpasste ihm einen bösartigen Schlag an den Hals. Der Kerl brach ins Knie und umklammerte seine Kehle.
    Einige Huren lachten betreten und huschten in die Dunkelheit davon. Nelum saß wieder auf, ritt weiter und fragte sich, wohin der Priester ihn nur geschickt hatte.
    Schließlich erreichte er einen heruntergekommenen Laden, den ein verblichenes Schild »Billiger Mittagstisch« zierte. Die anderen Häuser der Straße wirkten unbewohnt und überzählig, und doch spürte er, dass ihn viele Augenpaare beobachteten. Die Fenster waren verrammelt, die Tür vernagelt, und Nelum fragte sich, wie er reinkommen sollte. Er saß ab, band sein nervöses Pferd an, ging ums Haus herum und klopfte an die Hintertür.
    Endlich öffnete sich eine Luke. Zwei Augen musterten ihn, und jemand fragte, was er wolle.
    »Der Priester hat mich geschickt«, erklärte Nelum, und nachdem er einige Sekunden in die starren Augen seines Gegenübers gesehen hatte, fügte er hinzu: »Ich bin gekommen, um Euch etwas abzukaufen.«
    Die Luke schloss sich, die Tür ging knarrend auf, und ein alter Mann in schmuddeliger Kniehose winkte ihn ins Dunkel. Drinnen stank es nach Chemikalien oder billigen Räucherstäbchen, und aus einem Zimmer drangen Klavierspiel und ein Lachen. Der Mann führte ihn in ein kleines, helles, einem Gemischtwarenladen ähnelndes Zimmer, hinter dessen

Weitere Kostenlose Bücher