Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
empören und deren Gefühle zu verletzen, als sich für die Revolution zu engagieren. Diese jungen Kerle forderten gern andere zum Kampf heraus, aber nur aus Männlichkeitswahn und aus dem Bedürfnis heraus, in Tavernen zu posieren.
    »Zwei Pferde vorn, eins hinten, eins rechts vom Wagen und vor allem vier Bewaffnete in zerlumpten Mänteln, die alle große Schwerter tragen«, konstatierte Randur. »Meinst du, die verkaufen Blumen?«
    »Denkst du, wir können es mit ihnen aufnehmen, Rand?«, fragte Eir und betastete ihr goldenes Halsband, eines der wenigen Schmuckstücke, die er für sie aus der Stadt gerettet hatte. Ihr Selbstvertrauen war seit dem Fechtunterricht, den er ihr in Villjamur erteilt hatte, erheblich gewachsen. Randur mochte ihr verändertes Auftreten und sehnte sich danach, mal mit ihr allein zu sein, damit sie ihre immer stärker werdenden Gefühle füreinander erkunden konnten. Um ehrlich zu sein, schmachtete er geradezu danach, doch da ihre verdammte Schwester und Denlin ständig zugegen waren, ging das nicht.
    »Das würde ich nicht empfehlen«, erwiderte Denlin. »Ihr zwei gefallt euch seit Villjamur in einer seltsamen Rolle und haltet euch nach eurem Auftritt auf den Stadtmauern für Helden. Aber hier draußen liegen die Dinge anders.«
    »Ich hoffe, wir können uns weiterer Gewalt enthalten«, unterbrach ihn Rika. »Bei Astrid, davon habe ich wirklich genug.« Sie senkte den Kopf und sprach ein Gebet. Das Mädchen hatte jahrelang in den Südfjorden gelebt und sich unter Anleitung einer Priesterin der Göttin Astrid mit der Jorsalir-Religion befasst. Randur ärgerte, dass Rika sich in Situationen, wo sie den Unsinn mit dem göttlichen Eingreifen ganz und gar nicht brauchen konnten, immer wieder auf die Religion besann.
    »Das Mädel hat recht«, pflichtete Denlin ihr bei. »Es ist keine Gewalt nötig, und es gibt keinen Grund zur Sorge. Lasst mich das besser in die Hand nehmen.«
    Er schlenderte der nahenden Gruppe vorsichtig entgegen, die ausgesprochen hinterwäldlerisch wirkte. Da Denlin schon fünfzig Schritte entfernt war, konnte Randur nach seinem einleitenden Gruß nichts mehr verstehen. Der Alte machte viele Gebärden, zeigte mal hierhin, mal dorthin und lachte mit in die Hüften gestemmten Händen. Beruhigenderweise hellten sich auch die Mienen einiger Reiter auf, und sie begannen zu lächeln.
    Ein Blickwechsel änderte alles.
    Ein Ankömmling hob die Armbrust und schoss Denlin ins Auge; ein Schwall Blut spritzte in den Schnee. Der Alte sackte rücklings zu Boden, und die Bande sah ungerührt zu.
    Rika schnappte nach Luft.
    »Geht sofort ins Haus«, drängte Randur. »Eir, falls ich scheitere, kümmere dich um deine Schwester. Ich denke nicht, dass diese Kerle freundlich zu ihr sein werden.«
    Eir verzog empört das Gesicht. Sie wollte bleiben und sich beweisen, das wusste er wohl. Und womöglich würde sie ihre Chance noch bekommen, doch er befürchtete, sie würde es nicht schaffen, erneut jemanden umzubringen. Noch nicht, auch wenn sie unbedingt eine Heldin sein wollte. Eir öffnete die Tür zum Bauernhaus und führte Rika mit einem letzten Blick zurück hinein.
    Verdammt, dachte Randur. Denlin …
    Gebete zu sprechen, schien gar keine so schlechte Idee mehr zu sein.
    Er blendete alle Gefühle aus und konzentrierte sich auf das Kommende. Er öffnete seinen schwarzen Umhang, griff mit nervöser Erwartung nach dem Schwert, näherte sich den Reitern langsamen, gemessenen Schritts und hoffte, sie würden ihn nicht mit Pfeilen spicken, ehe er sie erreichte. Liebend gern wäre er anderswo gewesen, und verzweifelt mühte er sich, nicht nach seinem toten Freund zu schauen. Seine Füße knirschten auf dem Schnee, und das plötzliche Nachlassen des Windes schuf eine unheimliche Atmosphäre, in der sich sein Weg zu den Reitern endlos zu ziehen schien.
    »War das nicht etwas unnötig?«, rief Randur der Gestalt auf dem Kutschbock zu, einem fetten, dunklen Mann in braunem Mantel, dessen Brust mit Krümeln und Flecken übersät war. In der Hand hielt er einen Weinschlauch.
    »Militär«, meinte der Mann ungerührt, zuckte die Achseln und hob den freien Arm. »Wer den Waffenrock trägt, muss dran glauben.«
    Die beiden Männer, die neben und hinter dem Wagen gewartet hatten, kamen angeritten, sodass die vier Reiter Randur von allen Seiten umgaben. Der funkelte nur den Anführer an und unterdrückte seine Wut. »Er war kein Soldat, längst nicht mehr. Er hat schon vor Jahren seinen Abschied genommen

Weitere Kostenlose Bücher