Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)
scheint, du hörst eine ganze Menge. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier bin.“
„Hä?“ Svarr machte ein argwöhnisches Gesicht.
„König Hoole könnte bei seinem Kampf gegen die Dämonen deine Unterstützung gebrauchen.“ Theo erläuterte dem Bären das geplante Lauschgleiternetz.
Svarr schien unschlüssig. „Eigentlich halten wir Bären uns aus so was raus. Aber Arrin und seine Hägsdämonen sind eine echt üble Bande. Es heißt, sie haben sogar Svenka mit ihrem Fyngrott gelähmt.“
„Das hätte ich ja beinahe vergessen! Ich soll dir von Svenka ausrichten, dass ihr euch übernächstes Jahr wieder treffen könnt. Gleicher Ort, gleiche Zeit.“
Svarr verdrehte die schwarzen Augen. „Was will man machen? Bei uns Eisbären bestimmen die Weibchen, wo’s langgeht.“ Er seufzte abgrundtief. Der Luftschwall warf Theo beinahe rückwärts um. „Heißt das, ich soll mich in mein Spundloch verziehen und die Ohren spitzen?“
„Das wäre gut. Wir müssen wissen, ob Arrin den nächsten Feldzug ausheckt. Wie groß ist sein Heer? Hat er wieder Dämonen angeworben?“
„Haha!“, machte Svarr. Wieder musste Theo die Krallen ins Eis graben, damit er nicht umgepustet wurde. „Du bist nicht auf dem neuesten Stand, mein Freund. Arrin ist allein auf weitem Eis, so sieht’s aus.“
„Wie das?“
„Nach der letzten Schlacht haben sich seine Getreuen in sämtliche Winde zerstreut.“
„Sind sie alle weg?“
„Das nun auch wieder nicht. Sie haben sich hinter seinem Rücken wieder zusammengeschlossen. Arrin hatte ja schon König H’raths Palast beschlagnahmt. Aber jetzt hat irgend so ein Jungeulerich den Palast belagert und Arrins Truppen verjagt. Angeblich befehligt der Grünschnabel doppelt so viele Krieger wie seinerzeit Arrin. Aber das ist noch nicht alles. Die Dämonin Ullrika, die früher für Arrin gekämpft hat, hat ihre Dämonenfreunde zusammengerufen und ein eigenes Heer um sich versammelt. Ganz ohne Eulen. Tja, für Aasgeier ist N’yrthgar inzwischen das reinste Paradies.“
Theo hörte mit offenem Schnabel zu.
„Überall bilden sich neue Bündnisse“, fuhr der Eisbär fort. „Jeder will an die Macht. Sogar die Stromer.“
„Die Stromer? Die haben sich doch sonst nie eingemischt!“
„Tja, da staunst du, was? Sie nennen sich jetzt nicht mehr Stromer, sondern Kraaler. Ihnen geht es allerdings weniger um Macht als um Besitz. Sie klauen alles, was ihnen vor den Schnabel kommt.“
„Kraaler …“, wiederholte Theo. Die Bezeichnung war vermutlich aus dem Alt-Krakischen abgeleitet. In dieser nur noch selten gebrauchten Sprache bedeutete „kraalynk“ so viel wie „gierig“.
„Sie haben das ganze Zeug, mit dem sie sich aufputzen, gegen bunte Farben eingetauscht. Sie leben jetzt in Bodennestern in der Tundra. Sie stellen auch selbst Farben her, aus Beeren, Flechten und so weiter. So ein bemalter Kraaler ist vielleicht ein Anblick! Dagegen sieht jeder Stromer grau aus.“
„Und was ist das für ein junger Eulerich, der Arrin den Gletscherpalast abgejagt hat?“, wollte Theo wissen.
„Sein Name fällt mir leider nicht mehr ein. In seinem Heer kämpfen auch Dämonen mit. Überwiegend junge, erzählt man sich.“
Svarr war wirklich eine ergiebige Informationsquelle. Theo hatte schon jetzt viel Wichtiges erfahren. Vor allem, dass N’yrthgar ein in sich zerrissenes Land war, in dem Kraaler, Dämonen und machtgierige Unbekannte um die Vorherrschaft kämpften.
Theo nahm sich vor, als Nächstes den Gletscherpalast aufzusuchen. Er wollte herausfinden, wie groß die Zahl der Besatzer war, wie viele von ihnen Eulen und wie viele Dämonen waren.
„Eine Frage hätte ich noch“, sagte er. „Hast du zufällig etwas über eine Fleckenkäuzin namens Emerilla gehört?“
„Die Tochter von Strix Strumajen und Hurthwell?“
„Die meine ich!“
„Sie gehörte zu den fähigsten Kriegern des Eisregiments. Aber nach einer Schlacht war sie verschwunden. Seither ist sie nicht mehr aufgetaucht.“
„Mehr weißt du nicht?“
„Nein. Aber es wird viel über sie gesprochen. Vor allem Arrin redet andauernd von ihr. Ich glaube, er würde sie gern zu seiner Gefährtin machen. Manche Eulen vermuten, dass sie sich den Dämonen oder den Kraalern angeschlossen hat.“
„Vielen Dank, Svarr. Du hast uns schon sehr geholfen. Kannst du uns Bescheid geben, wenn du wieder etwas hörst?“
„Bescheid geben … Wir Eisbären sind bekanntlich Einzelgänger. Aber wenn’s unbedingt sein muss, könnte ich
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