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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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antwortete, kein Pferd möchte an einem Tag wie diesem geritten werden, erst recht nicht mit einer verletzten Schulter. Und Königin Kettricken nickte, und wir standen da und unterhielten uns, und sie fragte mich, wie ich meinen Zahn verloren hätte.«
    »Und du hast ihr erzählt, ein Pferd hätte beim Arbeiten den Kopf hochgeworfen und dich am Kinn getroffen! Dieselbe Geschichte, die du Burrich aufgetischt hast, weil er nicht wissen sollte, daß wir oben auf dem Heuboden gerauft haben und du in die Box von dem grauen Fohlen gefallen bist!«
    »Halt den Mund! Du hast mich gestoßen, also bist du genauso schuld wie ich!«
    Und schon fingen sie wieder an zu kabbeln, schubsten und knufften sich gegenseitig, bis lautes Geschimpfe der Köchin sie aus der Küche scheuchte. Doch ich hatte erfahren, was ich wissen wollte, und machte mich auf den Weg zu den Ställen.
    Es war noch kälter und scheußlicher, als ein Blick aus dem Fenster vermuten ließ. Selbst im Stallgebäude pfiff der Wind durch alle Ritzen, und jedesmal, wenn eine Tür geöffnet wurde, fegte ein Schwall eiskalter Luft herein. Die Pferde stießen den Atem in weißen Wolken aus den Nüstern, und Stallgefährten rückten wärmesuchend dicht zusammen. Ich sah Flink und fragte ihn, wo Burrich sei.
    »Holz hacken«, antwortete er bedrückt. »Für einen Scheiterhaufen. Und er trinkt schon seit heute morgen.«
    Fast hätte ich mein Vorhaben vergessen. Soweit ich zurückdenken konnte, war das noch nie vorgekommen. Burrich trank, aber erst an den Abenden, wenn alle Arbeit getan war. Flink sah mir an, was ich dachte.
    »Hexe. Seine alte Hündin. Sie ist letzte Nacht gestorben. Aber ich habe noch nie von einem Scheiterhaufen für einen Hund gehört. Er ist jetzt hinter dem Reitplatz.«
    Ich wandte mich zum Hinterausgang.
    »Fitz!« sagte Flink warnend.
    »Keine Sorge. Ich weiß, was sie ihm bedeutet hat. In der ersten Nacht, nachdem ich in seine Obhut gekommen war, brachte er mich in der Box unter, in der sie ihr Lager hatte, und befahl ihr, auf mich aufzupassen. Sie hatte einen Welpen, Nosy…«
    Flink schüttelte den Kopf. »Er hat gesagt, er will in Ruhe gelassen werden. Er will niemanden sehen und mit niemandem sprechen. So einen Befehl hat er mir noch nie gegeben.«
    »Schon gut.« Ich seufzte.
    Flink schob mißbilligend die Unterlippe hoch. »So alt wie sie war, hätte er damit rechnen müssen. Sie taugte auch nicht mehr für die Jagd. Er hätte sie längst durch einen jungen Hund ersetzen sollen.«
    Ich sah ihn an. Trotz all seiner Sorge für die ihm anvertrauten Tiere, trotz seiner Sanftmut und seines Einfühlungsvermögens, blieb ihm das letzte Verständnis versagt. Ganz zu Anfang hatte es mich bestürzt festzustellen, daß mein sechster Sinn, die alte Macht, etwas Außergewöhnliches war, das mich von anderen Menschen unterschied. Jetzt bei Flink das absolute Fehlen dieses Gespürs zu erleben hieß, seine innere Blindheit zu entdecken. Ich schüttelte nur den Kopf und zwang mich, wieder an mein eigentliches Anliegen zu denken. »Flink, hast du die Königin gesehen?«
    »Ja, aber das ist schon länger her.« Er sah mich besorgt an. »Sie kam zu mir und wollte wissen, ob Prinz Veritas Treu geholt hatte, um in die Stadt hinunterzureiten. Ich antwortete, der Prinz sei hier gewesen, um nach ihm zu sehen, doch ihn reiten, nein. Das Kopfsteinpflaster auf den Straßen ist mit Eis überzogen, und der Prinz würde nicht riskieren, daß sein Liebling sich verletzt. Er geht fast immer zu Fuß nach Burgstadt hinunter, obwohl er jeden Tag erst einen Rundgang durch die Stallungen unternimmt. Er sagte zu mir, es wäre eine Gelegenheit, sich Bewegung zu verschaffen und draußen an der frischen Luft zu sein.«
    Mir wurde bang. Mir einer Gewißheit, als hätte ich es vor mir gesehen, wußte ich, daß Kettricken Veritas nach Burgstadt gefolgt war. Zu Fuß? Ohne Begleitung? An einem Tag wie diesem? Während Flink sich selbst mit Vorwürfen überhäufte, weil er die Absicht seiner Königin nicht vorhergesehen hatte, holte ich Querkopf, ein zutreffend benanntes, aber trittsicheres Maultier, aus seinem Verschlag. Ich wollte keine Zeit damit vergeuden, erst noch einmal in mein Zimmer zurückzugehen, um mir wärmere Kleidung anzuziehen, deshalb warf ich den von Flink geborgten Umhang über meinen eigenen und zerrte mein widerstrebendes Reittier hinaus in Wind und Schneegestöber.
    Kommst du jetzt?
    Noch nicht, aber bald. Erst muß ich mich um etwas kümmern.
    Kann ich

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