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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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senken, um ihren schwachen Duft an der Schulter meines Hemdes zu erschnuppern. Dann entfernte ich das törichte Lächeln von meinem Gesicht und machte mich auf, um zu Kettricken zu gehen. Ich hatte Pflichten.
    Und ich habe Hunger!
    Die Stimme ertönte ohne Vorwarnung in meinem Kopf, und sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Gestern hatte ich Cub nichts zu fressen gebracht. In der Aufregung des Tages hatte ich ihn völlig vergessen.
    Ein Fastentag schadet nichts. Außerdem habe ich unter einer Ecke des Menschenhauses ein Mäusenest gefunden. Glaubst du, ich bin völlig unfähig, für mich selbst zu sorgen? Doch eine ordentliche Mahlzeit wäre nicht schlecht.
    Bald, versprach ich ihm. Zuerst muß ich noch etwas anderes tun.
    In Kettrickens Empfangsgemach traf ich nur zwei Pagen an, offenbar mit Aufräumen und Saubermachen beschäftigt, doch sie kicherten, als ich hereinkam. Sie wußten nichts. Als nächstes versuchte ich mein Glück in Mistress Hurtigs Webzimmer, da es ein freundlicher, sonniger Raum war, in dem die Burgfrauen gerne zusammensaßen. Nicht Kettricken, aber Lady Modeste war dort. Sie sagte mir, Ihre Hoheit habe geäußert, sie wolle an diesem Vormittag mit Prinz Veritas sprechen. Vielleicht war sie bei ihm.
    Doch Veritas befand sich weder in seinen Gemächern noch in seinem Kartenzimmer. Charim saß alleine am Tisch, blätterte in Pergamenten und sortierte sie nach Qualität. Veritas, erfuhr ich, hatte sich früh erhoben und sogleich auf den Weg zur Werft hinunter gemacht. Ja, Kettricken war hier gewesen, kurz nach Veritas’ Weggang, und nachdem Charim ihr gesagt hatte, was er wußte, ging sie ebenfalls. Wohin? Schulterzucken.
    Mittlerweile knurrte mir der Magen, und ich begründete meinen Abstecher in die Küche mit der alten Weisheit, daß Klatsch und Tratsch dort am üppigsten wucherten. Vielleicht wußte jemand, wohin unsere Königin-zur-Rechten gegangen war. Noch bestand kein Grund zur Sorge, sagte ich mir. Nein.
    Die Küche von Bocksburg entfaltete ihre größte Anziehungskraft und Behaglichkeit an einem kalten und windigen Tag. Dampf aus brodelnden Töpfen vermischte sich mit dem nahrhaften Aroma von backendem Brot und schmorendem Bratenfleisch. Durchgefrorene Stallburschen lungerten herum, schwatzten mit den Mägden, stibitzten frische Brötchen und Käsereste, probierten den Eintopf und lösten sich in Luft auf, sobald Burrich in der Tür erschien. Ich schnitt mir eine Scheibe von dem kalten Mehlpudding ab, der noch vom Frühstück übrig war, träufelte Honig darauf und legte ein paar Speckscheiben dabei, die die Köchin zum Auslassen in Würfel schnitt. Während ich aß, lauschte ich auf das, was gesprochen wurde.
    Merkwürdigerweise war kaum von den Ereignissen des vorherigen Tages die Rede; wahrscheinlich brauchte man eine Weile, um zu verarbeiten, was auf uns eingestürmt war. Doch unterschwellig machte sich etwas wie Erleichterung bemerkbar. Ähnliches hatte ich früher schon erlebt bei einem Mann, dem man den zerschmetterten Fuß amputiert hatte, oder bei der Familie, der man den Leichnam des ertrunkenen Kindes brachte. Endlich mit dem Schlimmsten konfrontiert zu sein, ihm mutig ins Gesicht zu sehen und sagen: »Ich kenne dich. Du hast mich verwundet, fast auf den Tod, aber ich lebe. Und ich werde weiterleben.« Das war die Stimmung, die bei den Leuten in der Küche herrschte. Alle hatten endlich die Schwere der Wunden akzeptiert, die uns von den Roten Korsaren geschlagen worden waren. Jetzt hatte man das Gefühl, daß die Heilung einsetzte und daß wir stark genug waren, zurückzuschlagen.
    Ich wollte dem Gesinde keinen Anlaß zu neuen Tuscheleien geben, indem ich herumfragte, wo die Königin sein könnte, aber das Glück war mir hold, denn einer der Stallburschen redete über Federleicht. Etwas von dem Blut, das ich gestern an der Stute gesehen hatte, war ihr eigenes gewesen, und die Jungen erzählten, wie sie nach Burrich geschnappt hatte, als er sie verarzten wollte, und daß drei Mann nötig gewesen waren, um ihren Kopf zu halten. Ich mischte mich in das Gespräch ein: »Vielleicht wäre ein ruhigeres Pferd besser als Reittier für unsere Königin geeignet«, meinte ich.
    »Nein, nein. Unsere Königin mag Federleichts Stolz und Feuer. Das hat sie selbst zu mir gesagt, im Stall, heute früh. Sie kam, um nach dem Pferd zu sehen und zu fragen, ob man es schon wieder reiten könne. Mir war ein bißchen komisch, weil es doch die Königin war, die mit mir redete, aber ich

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