Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
herabsenkte, war sehr weit und tief, eine Kluft zwischen uns, die zu überbrücken ich nicht den Willen fand. Veritas ergriff schließlich das Wort. »Ich habe dir gezeigt, wie du verhindern kannst, daß deine Träume Kreise ziehen, FitzChivalric. Wenn du es versäumst, dein Bewußtsein einzugrenzen, kannst du es niemandem verargen, daß er die Geheimnisse kennt, die du selbst preisgegeben hast.«
    Ich bezwang mich und schluckte meinen Unmut hinunter. »Wieviel?« fragte ich kalt.
    »So wenig wie möglich, das versichere ich dir. Ich bin es gewohnt, meine eigenen Gedanken abzuschirmen, weniger Übung habe ich darin, die von anderen abzublocken. Besonders die von jemandem, dessen Gabe so stark ausgeprägt, wenn auch unzuverlässig ist wie deine. Ich bin nicht mit Absicht Zeuge deiner – Verabredung geworden.«
    Er schwieg, und ich wagte nicht zu sprechen. Es ging ja nicht nur darum, daß meine eigene Intimsphäre derart grob verletzt worden war. Aber Molly! Wie sollte ich Molly all dies jemals begreiflich machen? Noch unerträglicher war mir der Gedanke einer weiteren totgeschwiegenen Wahrheit zwischen uns. Wie immer machte Veritas seinem Namen Ehre. Der Fehler lag bei mir. Bedrückt hörte ich zu, als er fortfuhr.
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich beneide dich, Junge. Läge die Entscheidung bei mir, könntest du noch vor dem Abend deine Vermählung feiern. Sollte Listenreich dir heute die Erlaubnis verweigern, bewahre dies in deinem Herzen und gibt es an Lady Rotrock weiter: Wenn ich König bin, steht es dir frei zu heiraten, wann und wo es dir beliebt. Ich werde dir nicht zumuten, was mir zugemutet wurde.«
    Auf einmal begriff ich das volle Ausmaß dessen, was man Veritas vorenthalten hatte. Es ist eine Sache, einen Mann zu bedauern, der sich bei der Wahl seiner Gemahlin der Staatsräson beugen mußte. Eine andere ist, selbst aus den Armen der Geliebten zu kommen und sich mit der Tatsache konfrontiert zu sehen, daß ein Mann, der einem nahesteht, niemals die Fülle dessen erfahren wird, was ich mit Molly erlebt hatte. Wie bitter mußte es gewesen sein, einen Blick auf unser Glück zu werfen und zu wissen, das würde ihm in seinem Leben niemals vergönnt sein.
    »Ich danke Euch«, sagte ich ernst.
    Er streifte mich mit einem kurzen Blick und lächelte. »Nun ja. Dies ist kein Versprechen, deshalb sollst du nicht darauf bauen. Aber vielleicht kann ich auch hinsichtlich deines anderen Ersuchens etwas für dich tun. Du hättest keine Zeit, als – Diplomat tätig zu sein, wenn man eine neue Verwendung für dich fände, die wichtiger wäre.«
    »Zum Beispiel?«
    »Der Bau meiner Schiffe schreitet gut voran, unter der Hand der Baumeister nähern sie sich der Vollendung. Und wieder muß ich Verzicht üben. Ich werde nie am Bug meines Flaggschiffs stehen. Oh, der Verstand sagt mir, es muß so sein. Hier ist das Leben des zukünftigen Königs nicht durch die Roten Korsaren bedroht. Hier habe ich die Möglichkeit, die Bewegungen mehrerer Schiffe gleichzeitig zu koordinieren und Hilfe dorthin zu entsenden, wo sie am dringendsten benötigt wird.« Er räusperte sich. »Andererseits werde ich nie den Wind spüren oder sehen, wie er die Segel bläht, und werde nie Gelegenheit haben, gegen die Piraten zu kämpfen, wie ich es möchte, und mit der blanken Klinge Rechenschaft zu fordern für das Leid und das vergossene Blut.« Sein Gesicht war eine Maske kalten Zorns. Nach einer kurzen Pause fuhr er ruhiger fort. »Genug davon. Um diese Schiffe wirkungsvoll einzusetzen, muß jedes eine Person an Bord haben, die wenigstens in der Lage ist, meine Anweisungen zu empfangen. Noch besser wäre natürlich, der- oder diejenige wäre auch fähig, mir zu übermitteln, was an Bord des Schiffes vor sich geht. Du hast vorhin gesehen, wie eingeschränkt ich bin. Ich kann erkennen, was Menschen denken, doch ich kann ihnen nicht suggerieren, was sie denken sollen. Hin und wieder gelingt es mir, jemanden zu finden, der offener für meine Gabe ist, und sein Denken zu beeinflussen. Aber das ist nicht das gleiche, wie auf eine direkte Frage eine umgehende Antwort zu erhalten.
    Hast du je daran gedacht, zur See zu gehen, FitzChivalric?«
    Zu sagen, ich wäre verdutzt gewesen, hieße gewaltig zu untertreiben. »Ich – Ihr habt mich gerade daran erinnert, daß auf meine Gabe kein Verlaß ist. Und habt mich daran erinnert, gestern, daß ich mich trotz aller Mühe, die Hod sich mit mir gegeben hat, immer noch mit den Fäusten schlage, statt mit dem

Weitere Kostenlose Bücher