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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entschlossen, an diesem Abend, wenn das blutige Werk vollbracht war, Seine Majestät um die Erlaubnis zu bitten, Molly zu meiner Gemahlin nehmen zu dürfen. Seine Zustimmung sollte der Markstein für den Beginn meines neuen Lebens sein, als ein Mann, der von der Frau, die er liebte, keine Geheimnisse zu haben brauchte. Ich gab ihr einen Kuß auf die Stirn, dann hob ich sanft ihren Arm von meiner Brust.
    »Ich muß dich jetzt verlassen«, flüsterte ich, als sie sich regte. »Doch ich hoffe, nicht für lange. Noch heute gehe ich zu Listenreich, um von ihm die Erlaubnis zu erbitten, dich zu heiraten.«
    Sie schlug die Augen auf, und es war noch etwas vom Staunen der Nacht darin, als sie zuschaute, wie ich nackt aus ihrem Bett stieg. Ich legte Holz aufs Feuer. Dann vermied ich, zu ihr hinzusehen, während ich meine verstreuten Kleider zusammensuchte und anzog. Sie war weniger scheu, denn als ich den Gürtel zugeschnallt hatte und den Kopf hob, begegnete ich ihrem lächelnden Blick. Mir stieg heiß das Blut in die Wangen.
    »Mir ist, als wären wir bereits vermählt«, sagte sie leise. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Sprechen irgendwelcher Formeln uns noch enger aneinanderbinden soll.«
    »Ich auch nicht.« Ich setzte mich auf die Bettkante und umfaßte noch einmal ihre Hände. »Doch ich will, daß es alle wissen, und dazu, Geliebte, bedarf es einer Hochzeitsfeier. Und der öffentlichen Verkündigung all dessen, was mein Herz dir bereits gelobt hat. Doch jetzt muß ich gehen.«
    »Nicht gleich. Ich bin sicher, wir haben noch eine kleine Weile, bis die ersten Schläfer erwachen.«
    Ich beugte mich hinunter und küßte sie. »Aber ich muß gehen, um ein gewisses Seil zu bergen, das von den Zinnen bis zum Fenster meiner Liebsten hängt. Sonst könnte es zu Vermutungen Anlaß geben.«
    »Bleib wenigstens so lange, daß ich dir helfen kann, den Verband an deinem Arm und Hals zu wechseln. Wie bist du zu diesen Verletzungen gekommen? Ich wollte dich gestern abend danach fragen, aber…«
    Ich lächelte auf sie hinunter. »Ich weiß. Es gab Besseres zu tun. Nein, meine Liebe. Aber ich verspreche dir, ich kümmere mich gleich darum, in meinem Zimmer.« Keine anderen Worte hatten mir je das Gefühl vermittelt, so sehr ein Mann zu sein, wie dieses ›meine Liebe‹. Ich küßte sie, in der festen Absicht, gleich darauf zu gehen, doch nur zu gern ergab ich mich noch eine Minute, zwei Minuten ihrer Hand um meinen Nacken. »Es hilft nichts, ich muß jetzt gehen.«
    »Ich weiß. Aber du hast mir immer noch nicht erzählt, wie du dir diese Verletzungen zugezogen hast.«
    Ich konnte ihrer Stimme anhören, daß sie meine Blessuren nicht sonderlich ernst nahm, sondern nur hoffte, mich damit noch ein Weilchen festzuhalten. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich schon wieder gezwungen war zu lügen, und ich versuchte, es so harmlos wie möglich zu machen. »Hundebisse. Eine Hündin mit Jungen. Ich kannte sie wohl nicht so gut, wie ich geglaubt hatte. Als ich mich bückte, um einen der Welpen aufzuheben, ging sie auf mich los.«
    »Armer Junge. Hast du die Verletzungen gut gesäubert? Tierbisse entzünden sich leicht.«
    »Ich werde sie nochmals reinigen, wenn ich sie frisch verbinde. Jetzt aber muß ich wirklich gehen.« Ich deckte sie mit dem Federbett zu, mit leisem Bedauern darüber, diesen Ort der Geborgenheit verlassen zu müssen. »Schlaf noch etwas, bis es Tag wird.«
    »FitzChivalric!«
    An der Tür blieb ich stehen und drehte mich um. »Ja?«
    »Komm heute abend zu mir. Ganz gleich, wie die Antwort des Königs lautet.«
    Ich öffnete den Mund, um zu protestieren.
    »Versprich es mir! Sonst überlebe ich diesen Tag nicht. Versprich mir, daß du wiederkommst. Denn was der König auch sagt, du mußt wissen, ich bin jetzt deine Frau. Und werde es immer sein. Immer.«
    Die Größe dieses Geschenks machte mich stumm, und ich konnte nicht mehr tun, als wortlos zu nicken. Mein Gesichtsausdruck scheint genug gesagt zu haben, denn das Lächeln, das sie mir schenkte, war leuchtend und golden wie Sommersonnenschein. Ich hob den Riegel und klinkte das Schloß auf. Durch einen schmalen Spalt schaute ich in den dunklen Gang hinaus. »Denk daran, hinter mir die Tür wieder zu verriegeln«, flüsterte ich und schlüpfte dann hinaus in den kleinen Rest der Nacht, der noch bis zum Morgen blieb.

KAPITEL 13
JAGD
     
    Wie in jedem anderen Fach gibt es verschiedene Wege, die Gabe zu unterrichten. Galen, Gabenmeister unter König

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