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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Zur Sicherheit legte ich einen alten Querbalken vor.
    Ich ging zu den hohen Fenstern, riß die davorhängenden Wandteppiche beiseite und stieß die hölzernen Läden auf. Helles Sonnenlicht und frische kalte Luft strömten herein.
    Fitz, du handelst unüberlegt.
    Ich gab keine Antwort, sondern ging durchs Zimmer und leerte ein Räuchergefäß nach dem anderen aus dem Fenster, die am Boden haftende Asche wischte ich mit der Hand weg, damit dieser Geruch nicht weiter das Zimmer verpestete. Anschließend sammelte ich ein halbes Dutzend klebriger Pokale mit abgestandenem Wein auf ein Tablett, dazu Schüsseln und Teller mit angetrockneten Speiseresten oder sogar ganz unberührt, und stellte es neben die Tür. Von der anderen Seite trommelte Wallace dagegen und schimpfte aus Leibeskräften. Ich beugte mich zu dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. »Pst, nicht doch«, ermahnte ich ihn unschuldig. »Du wirst den König aufwecken.«
    Sorgt dafür, daß ein Page Krüge mit warmem Wasser bringt. Und laßt Mistress Hurtig wissen, daß für des Königs Bett frische Leintücher gebraucht werden, forderte ich Veritas auf.
    Das kann ich nicht tun. Eine Pause. Verschwende nicht deine Zeit damit, mir im stillen Vorwürfe zu machen. Denk nach, und du wirst einsehen, daß es nicht anders geht.
    Er hatte recht, natürlich, dennoch war ich nicht gewillt, meinem König in diesem schmutzstarrenden, verkommenen Raum seinem Schicksal zu überlassen. Eine Kanne war noch halb voll Wasser, von einer dünnen Staubschicht bedeckt, aber sonst noch sauber. Ich stellte ihn ans Feuer, dann wischte ich Staub und Asche vom Nachttisch und stellte mein Tablett darauf. Beim Kramen in des Königs Truhe – ich hatte erst Mut fassen müssen, um sie zu öffnen – fand ich ein sauberes Nachtgewand sowie einen Beutel mit Waschkräutern, wahrscheinlich Überbleibsel aus Cheffers Tagen. Ich hätte nie geglaubt, daß ich jemals so dringend einen Kammerdiener herbeiwünschen würde.
    Wallace hatte endlich Ruhe gegeben, wofür ich ihm Dank wußte. Ich nahm ein sauberes Tuch und den Krug mit dem Wasser, dem ich die gefundenen Kräuter beigemischt hatte, und trat wieder an das Bett. »Hoheit«, sagte ich leise. Er regte sich schwach, hob die verklebten Lider und blinzelte mit blutunterlaufenen Augen in das helle Tageslicht.
    »Junge?« Sein Blick irrte suchend durchs Zimmer. »Wo ist Wallace?«
    »Eben hinausgegangen. Ich habe Euch warmes Wasser zum Waschen gebracht und frische Kuchen aus der Küche. Und heißen Tee.«
    »Ich – ich weiß nicht. Das Fenster offen? Warum ist das Fenster offen? Wallace hat mich gewarnt, eine Erkältung könnte mein Tod sein.«
    »Ich habe es geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Aber ich werde es schließen, wenn Ihr es wünscht.«
    »Ich rieche das Meer. Es ist ein klarer Tag, nicht wahr? Hör doch, wie die Möwen einen Sturm herbeischreien… Nein. Nein, schließ das Fenster, Junge. Ich darf mich nicht erkälten, nicht in meinem angegriffenen Zustand.«
    Nur widerstrebend leistete ich seiner Aufforderung Folge. »Seid Ihr denn schon lange krank? In der Burg weiß man kaum etwas davon.«
    »Lange genug. Ein ewiges Siechtum. Nicht wirklich krank, aber nie wirklich gesund. Manchmal fühle ich mich etwas besser, doch sobald ich versuche, irgend etwas zu tun, erleide ich einen Rückfall, und es geht mir schlechter denn je. Ich bin es müde, ständig leidend zu sein, mein Junge, so kraftlos und hinfällig.«
    »Habt Mut, Majestät. Dies wird Euch erfrischen.« Ich wrang das Tuch aus und wischte ihm behutsam über das Gesicht. Er raffte sich so weit auf, daß er meine Hilfe abwehrte, sich selbst die Hände wusch und dann noch einmal gründlich das Gesicht. Es bestürzte mich zu sehen, wie schmutzig das Wasser wurde, das ihn reinigte.
    »Ich habe ein frisches Nachtgewand für Euch. Soll ich Euch helfen, es anzuziehen? Oder möchtet Ihr lieber, daß ein Page eine Wanne und warmes Wasser bringt? Ich kann saubere Laken für das Bett holen, während Ihr das Bad nehmt.«
    »Ach, ich habe nicht die Kraft, Junge. Wo steckt dieser Wallace? Er weiß, ich kann nicht allein zurechtkommen. Was ist ihn in gefahren, einfach wegzugehen?«
    »Ein warmes Bad könnte beruhigend auf Euch wirken«, versuchte ich ihn zu überreden. Der alte Mann roch. Listenreich hatte immer sehr auf Reinlichkeit gehalten; ich glaube, seine Unsauberkeit bestürzte mich mehr als alles andere.
    »Aber beim Baden kann man sich eine Lungenentzündung holen. Sagt

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