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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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anfangen wollte zu prahlen. »Und Edel?« forschte ich.
    »Edel. Hmmm.« Sie schaute mit verträumtem Blick in die Ferne, dann lachte sie über meine finstere Miene. »Wir reden nicht über die Prinzen, Lieber. Etwas Anstand bleibt gewahrt.«
    Ich zog sie zu mir hinunter und küßte sie. Aneinandergeschmiegt lagen wir still unter dem weiten blauen Himmel. Ein Friede, den ich lange nicht mehr empfunden hatte, erfüllte mich. Ich wußte, nichts konnte uns trennen, nicht die Pläne des Königs, nicht die Unwägbarkeiten des Schicksals. Endlich schien der Augenblick gekommen zu sein, um ihr von meinen Schwierigkeiten mit Listenreich und Zelerita zu erzählen. Sie lag bewegungslos neben mir und lauschte stumm, während ich mich über die törichten Heiratspläne des Königs ausließ und die Verlegenheit, in die er mich brachte. Mir kam nicht der Gedanke, ich könnte ein Idiot sein, bis ich eine warme Träne hervorquellen und dann an meinem Hals hinunterrinnen fühlte.
    »Molly?« fragte ich überrascht, setzte mich auf und sah sie an. »Was hast du?«
    »Was ich habe?« Mit jedem Wort wurde ihre Stimme höher. Sie atmete schluchzend ein. »Du liegst da und erzählst mir, du bist einer anderen versprochen. Und dann fragst du mich, was ich habe?«
    »Die einzige, der ich versprochen bin, bist du«, sagte ich fest.
    »So einfach ist das nicht, FitzChivalric.« Ihre Augen waren groß und sehr ernst. »Was wirst du tun, wenn der König befiehlt, daß du um ihre Hand anhalten sollst?«
    »Aufhören, mich zu waschen?« fragte ich.
    Ich hatte gehofft, sie würde lachen, statt dessen löste sie sich von mir und sah mich unsäglich traurig an. »Wir haben keine Chance. Für uns gibt es keine Hoffnung.«
    Wie um ihre Worte zu unterstreichen, verdunkelte sich plötzlich der Himmel, und Windböen als Vorboten eines Sturms peitschten die Wellen. Molly sprang auf, bückte sich nach ihrem Umhang und schüttelte ihn aus. »Ich werde naß bis auf die Haut. Oh, und ich hätte schon vor Stunden zurück sein müssen.« Es hörte sich an, als wären das ihre einzigen Sorgen.
    »Molly, sie müßten mich töten, um mich von dir zu trennen«, wollte ich sie beruhigen.
    Sie suchte ihre Einkäufe zusammen. »Fitz, du redest wie ein Kind«, sagte sie nüchtern. »Wie ein dummes, uneinsichtiges Kind.« Die ersten Tropfen prasselten nieder, dahinter zog der Regen heran wie eine Wand. Ich war sprachlos. Sie hätte nichts Schlimmeres zu mir sagen können.
    Ich hob die rote Decke auf und legte sie zusammen. Molly versuchte, den Umhang zu bändigen, der sich im Wind bauschte. »Es ist besser, wenn wir getrennt zurückgehen«, meinte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuß auf den Kinnwinkel. Ich konnte mich nicht entscheiden, auf wen ich wütender war: auf König Listenreich als Urheber dieses Dilemmas, oder auf Molly, weil sie sich davon beeindrucken ließ. Deshalb blieb ich stur und wandte nicht den Kopf, um ihren Kuß zu erwidern. Sie sagte nichts dazu, sondern eilte davon, kletterte die Felsrinne hinauf und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Der Nachmittag hatte seinen Glanz verloren. Was so perfekt gewesen war wie eine glänzende Muschel, lag nun zersplittert unter meinen Füßen. Niedergeschlagen wanderte ich durch Wind und Regen nach Hause. Ich hatte mein Haar nicht wieder zurückgebunden, es klebte mir strähnig ins Gesicht. Die nasse Decke stank, wie nur Wolle stinken kann, und blutete Farbe über meine Hände. Ich ging hinauf in mein Zimmer, um mich abzutrocknen und umzukleiden, dann verlustierte ich mich damit, ein besonders interessantes Gift für Wallace zu komponieren. Eins, das ihm die Eingeweide zerreißen würde, bevor er starb. Als das Pulver Gran für Gran gemischt und in ein zusammengedrehtes Papier abgefüllt war, legte ich es vor mir auf den Tisch und schaute es an. Mir war danach, es selbst zu nehmen, aber schließlich griff ich zu Nadel und Faden, um in meine Hemdmanschette eine kleine Tasche zu nähen, wo ich es aufbewahren konnte. Ich fragte mich, ob ich je Gebrauch davon machen würde. Daß ich mir diese Frage stellte, gab mir mehr denn je das Gefühl, ein Feigling zu sein.
    Ich ging nicht nach unten zum Abendessen. Ich ging nicht hinauf zu Molly. Ich öffnete die Fensterläden und ließ vom Sturm den Regen hereinwehen. Ich ließ das Kaminfeuer ausgehen und zündete keine Kerzen an. Es schien mir die rechte Zeit für Gesten dieser Art zu sein. Als Chade mir seine Tür öffnete, blieb ich am Fußende meines

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