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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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du selbst, der König-zur-Rechten? Nein. Wir verfügen zur Zeit nicht über die Mittel. Edel ist heute schon bei mir gewesen, um mir die Kostenaufstellung für den Bau der neuen Schiffe und für die Befestigung der Türme auf der Geweihinsel vorzulegen. Die Staatskasse ist betrüblich leer. Und es würde aussehen wie Flucht, wenn du in einer Zeit wie dieser Bocksburg verläßt.«
    »Ich ergreife nicht die Flucht. Ich breche zu einer Queste auf. Einer Queste, die zum Ziel hat, das Volk aus der Gefahr zu erretten. Zudem lasse ich meine Königin-zur-Rechten zurück, als meine Stellvertreterin, während ich fort bin. Ich hatte auch keineswegs eine Karawane mit Musikanten und Köchen und bestickten Zelten im Sinn. Wir reisen auf schneebedeckten Pfaden in das Herz des Winters. Nicht mehr Aufwand als nötig, wie bei einem militärischen Unternehmen. So habe ich es stets gehalten.«
    »Und du nimmst an, das würde die Uralten beeindrucken? Vorausgesetzt, du findest sie. Vorausgesetzt, sie haben je existiert.«
    »Die Sage berichtet, daß König Weise in eigener Person zu ihnen ging. Und ja, ich glaube, die Uralten haben existiert, und er hat sie gefunden. Was können wir verlieren? Wenn ich scheitere, werde ich zurückkehren, um wieder meine Pflichten auf mich zu nehmen. Doch wenn ich erfolgreich bin, gewinne ich uns einen mächtigen Bundesgenossen.«
    »Und wenn du stirbst?« fragte Listenreich bedeutungsvoll.
    Veritas öffnete den Mund, um zu antworten, doch bevor er etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Edel fegte herein. Sein Gesicht war hochrot. »Was geht hier vor? Weshalb bin ich nicht von dieser Beratung unterrichtet worden?« Er warf mir einen tückischen Blick zu. Hinter ihm lugte Wallace um den Türpfosten herum.
    Veritas gestattete sich ein ironisches Lächeln. »Wenn deine Spione dich nicht informiert haben, welchem Umstand haben wir dann deine Anwesenheit zu verdanken? Ihnen mußt du Vorwürfe machen, daß sie zu träge waren.« Wallaces Kopf verschwand ruckartig.
    »Herr Vater, ich bestehe darauf zu erfahren, was hier vorgeht!« Es fehlte nicht viel und Edel hätte mit dem Fuß aufgestampft. Hinter Listenreichs Rücken ahmte der Narr sein erregtes Mienenspiel nach und erreichte endlich sein Ziel, den Pagen zum Lächeln zu bringen, doch gleich erschrak der Knabe über die Ungehörigkeit seines Tuns und machte wieder ein ernstes Gesicht.
    Statt an Edel wandte König Listenreich sich an Veritas. »Gibt es einen Grund, weshalb du Edel bei diesem Gespräch nicht dabei haben wolltest?«
    »Ich war der Ansicht, es ginge ihn nichts an.« Er preßte kurz die Lippen zusammen. »Und ich wollte sichergehen, daß die Entscheidung, die getroffen wird, ausschließlich die Eure ist.« Veritas, wie immer seinem Namen getreu.
    Edel schwoll sichtlich der Kamm, seine zusammengekniffenen Nasenflügel wurden weiß, doch Listenreich gebot ihm mit der erhobenen Hand zu schweigen. Wider sprach er nur zu Veritas. »Ginge ihn nichts an? Doch wer wird die Regentschaft ausüben, während du fort bist?«
    Veritas Miene wurde zu Eis. »Meine Königin-zur-Rechten wird selbstverständlich solange meinen Platz einnehmen. Ich denke, Eure Hand, mein König, ist immer noch stark genug, das Zepter zu halten.«
    »Doch falls du nicht zurückkehrst…«
    »Ich bin überzeugt, mein Bruder hätte keine Mühe, sich im Nu darauf einzustellen.« Veritas gab sich keine Mühe, die Abneigung in seiner Stimme zu verhehlen. Ich begriff, wie tief das Gift von Edels Intrigen sich in seine Seele gefressen hatte. Was immer es an brüderlicher Liebe zwischen ihnen gegeben haben mochte, war davon zersetzt worden. Nun waren sie einzig Rivalen. Listenreich mußte den Unterton ebenfalls wahrgenommen haben. Ich fragte mich, ob ihn die Erkenntnis überraschte. Wenn ja, verstand er es gut zu verbergen.
    Edel spitzte die Ohren, als er von Veritas Fortgang reden hörte. Seine angespannt lauernde Haltung erinnerte an einen Hund, der auf einen schmackhaften Bissen vom Tisch seines Herrn wartete, und er sprach einen Augenblick zu früh, um wirklich überzeugend zu wirken. »Wenn mir jemand erklären könnte, was meinen hochverehrten Bruder von Bocksburg forttreibt, könnte ich möglicherweise selbst entscheiden, worauf ich keine Mühe haben werde, mich einzustellen.«
    Veritas schwieg. Gelassen abwartend schaute er seinen Vater an.
    »Dein Bruder«, mir kam es vor, als ob Listenreich das Wort besonders Betonte, »bittet mich um die Erlaubnis, zu einer Queste

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