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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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aufbrechen zu dürfen. Er will in die Regenwildnis gehen, jenseits des Bergreichs. Um die Uralten zu suchen und sie um die Hilfe zu bitten, die sie uns versprochen haben.«
    Edels Augen wurden eulenhaft rund. Schwer zu sagen, ob er nicht an die Uralten glauben konnte oder an das Glück, das ihm da unerwartet zuteil wurde. Er leckte sich über die Lippen.
    »Ich habe selbstverständlich nicht meine Zustimmung gegeben.« Listenreich beobachtete Edel scharf.
    »Aber warum?« fragte Edel. »Müssen wir nicht alle Möglichkeiten in Betracht ziehen?«
    »Die Ausgaben übersteigen unsere Mittel. Hast du mir nicht erst heute morgen berichtet, daß der Bau der Kriegsschiffe, sie zu bemannen und auszurüsten, fast unsere gesamten Reserven aufgezehrt hätte?«
    Edels Lider zuckten. »Aber seither habe ich die restlichen Ernteberichte durchgesehen, Herr Vater. Ich ahnte nicht, daß sie so gut ausfallen würden. Wir könnten eine gewisse Summe aufbringen, vorausgesetzt, daß mein lieber Bruder bereit ist, auf unnötigen Aufwand zu verzichten.«
    Veritas stieß den Atem durch die Nase. »Ich danke dir für deine Unterstützung, Bruder. Mir war nicht klar, daß solche Entscheidungen in dein Ressort fallen.«
    »Ich bin nur bemüht, unseren Vater, den König, nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten, genau wie du«, beeilte Edel sich zu versichern.
    »Du bist nicht der Ansicht, einen Gesandten zu schicken wäre sinnvoller?« forschte Listenreich. »Was wird das Volk von seinem König-zur-Rechten denken, wenn er in Zeiten wie diesen die Burg verläßt, und aus solch einem Grund?«
    »Einen Abgesandten?« Edel gab sich den Anschein nachzudenken. »Ich halte das nicht für ratsam. Nicht in Anbetracht dessen, was wir von ihnen erbitten wollen. Berichten die Sagen nicht, daß König Weise persönlich zu ihnen ging? Was wissen wir von diesen Uralten? Können wir es wagen, das Risiko einzugehen und sie zu beleidigen, indem wir einen Vasallen beauftragen, mit ihnen zu verhandeln? Ich bin der Ansicht, wir sind es unseren möglichen Verbündeten schuldig, daß wenigstens der Sohn des Königs sich zu ihnen auf den Weg macht. Und daß er Bocksburg verläßt – nun, Ihr seid der König, und Ihr bleibt hier. Wie auch seine Gemahlin…«
    »Meine Königin«, grollte Veritas, aber Edel beachtete den Einwurf nicht.
    »… und ich. Die Burg wäre keineswegs verlassen. Und die Absicht? Sie könnte die Phantasie der Leute fesseln. Oder, wenn Euch das lieber ist, könnte man den Zweck seiner Reise geheimhalten. Ein Besuch bei unseren Verbündeten im Bergreich – als Vorwand glaubhaft, besonders wenn seine Gemahlin sich entschließen könnte, ihn zu begleiten.«
    »Meine Königin bleibt hier.« Veritas legte eine besondere Betonung auf ihren Titel. »Als meine Stellvertreterin. Und um meine Interessen zu vertreten.«
    »Traust du deinem Vater nicht zu, das zu tun?« erkundigte Edel sich dreist.
    Veritas enthielt sich einer Antwort und richtete den Blick auf den alten Mann in seinem Lehnstuhl am Feuer. Kann ich dir trauen, fragten seine Augen. Doch Listenreich, getreu seinem Namen, antwortete mit einer Gegenfrage.
    »Du hast Prinz Edels Meinung und meine zu deinem Plan gehört. Was du denkst, weißt du selbst am besten. In Anbetracht all dessen, wie lautet deine Entscheidung?«
    Im stillen segnete ich Veritas, denn nun wandte er sich zur Seite und schaute nur Kettricken an. Kein Kopfnicken, kein geflüstertes Wort wurde zwischen ihnen getauscht, und doch waren sie sich einig, als er wieder seinen Vater anschaute. »Ich werde in die Regenwildnis jenseits des Bergreichs gehen. Und ich breche so bald wie möglich auf.«
    Als König Listenreich langsam nickte, sank mir der Mut. Nur der Narr schien überglücklich zu sein, sprang quer durchs Zimmer und wieder zurück und stand wieder hinter des Königs Stuhl, als hätte er sich nicht von der Stelle gerührt. Seine Kapriolen schienen Edel aus der Ruhe zu bringen, doch als Veritas niederkniete, um des Königs Hand zu küssen, erschien auf dem Gesicht seines jüngeren Bruders ein Lächeln, das breit genug war, um einen ganzen Hai aufzunehmen.
    Es gab nicht mehr viel zu besprechen. Veritas äußerte den Wunsch, in sieben Tagen aufzubrechen, Listenreich war einverstanden. Er bestand darauf, sein Gefolge selbst auszusuchen, und auch damit war Listenreich einverstanden, wenn auch Edel eine bedenkliche Miene aufsetzte. Es mißfiel mir, daß, als der König uns schließlich entließ, Edel zurückblieb, um im

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