Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
behandelt. Vor zwei Jahren waren wir einfach nur Freunde, er und ich. Zwei Burschen, die in den Ställen arbeiteten. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, mir anzubieten, mein Pferd für mich zu striegeln. Doch heute abend hat er mich behandelt wie ein krankes Muttersöhnchen, nicht einmal jemand, den man verspotten kann. Als könnte ich erwarten, daß er mir solche Arbeiten abnimmt. Am Tor wurde ich empfanden wie ein Fremder. Selbst du, Burrich. Vor einem Jahr oder einem halben, wenn ich krank geworden wäre, hättest du mich in deine Kammer hinaufgeschleppt und mit einer Roßkur wieder auf die Beine gebracht. Für mein Gejammer hättest du taube Ohren gehabt. Jetzt begleitest du mich zur Küche und…«
    »Hör auf zu winseln«, unterbrach Burrich mich barsch. »Hör auf zu jammern und hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Wenn Flink aussähe wie du, würdest du dasselbe für ihn tun.« Beinahe widerwillig fügte er hinzu: »Dinge ändern sich, weil die Zeit vergeht. Flink ist immer noch dein Freund, aber du bist nicht mehr derselbe Junge, der im Erntemond von Bocksburg fortging. Der Junge war Laufbursche für Veritas und mein Stallhelfer, aber sonst ein unbeschriebenes Blatt. Ein Bastard von königlichem Geblüt, ja, nur war jeder außer mir bemüht, das zu vergessen. Doch in Jhaampe, im Bergreich, hast du bewiesen, was in dir steckt. Auch wenn dein Gesicht blaß ist oder du nach einem Tag im Sattel kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kannst, du bist jeder Zoll der Sohn Chivalrics. Das ist es, was sich in deiner Haltung zeigt und was die Wachen beeindruckt hat. Und Flink.« Er schnaufte und blieb stehen, um die schwere Küchentür auf zustoßen. »Und mich, Eda sei uns gnädig.«
    Dann aber, wie um seine eigene Worte Lügen zu strafen, bugsierte er mich in den Raum neben der Küche und drückte mich ohne Umstände auf eine der langen Bänke an dem zernarbten Holztisch. In der Wachstube roch es unglaublich gut. Dies war der Ort, zu dem jeder Soldat, ob schmutzig oder durchnäßt vom Schnee oder betrunken, kommen konnte, um sich aufzuwärmen und zu stärken. Die Köchin sorgte dafür, daß immer ein Kessel mit Eintopf über dem Feuer hing, dazu lagen auf dem Tisch Brot und Käse und ein Schlag gelbe Sommerbutter aus dem Kühlfaß. Burrich brachte uns Schüsseln mit der dicken Graupensuppe und zwei Krüge mit kühlem Ale als Ergänzung der reichlichen Mahlzeit.
    Einen Moment lang sah ich meine Portion nur an und glaubte, ich hätte nicht die Kraft, den Löffel zu heben, aber der Geruch lockte mich zu probieren, und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu essen. Nachdem ich ungefähr die Hälfte geschafft hatte, nahm ich mir Zeit, meinen gesteppten Rock auszuziehen und noch ein Stück Brot abzubrechen. Als ich von meinem Nachschlag aufblickte, sah ich, wie Burrich mich augenzwinkernd beobachtete. »Besser?« fragte er.
    Ich ließ den Löffel sinken, um darüber nachzudenken. »Ja.« Ich fror nicht mehr, näherte mich dem Punkt der Sättigung, und auch wenn ich mich müde fühlte, war es eine Müdigkeit, die sich durch ein paar Stunden Schlaf kurieren ließ. Prüfend hob ich die Hand. Das starke Zittern war zu einem innerlichen Vibrieren abgeklungen und für das unbefangene Auge nicht mehr wahrnehmbar. »Viel besser.« Ich stand auf und merkte, daß meine Beine mich wieder trugen.
    »Nun bist du bereit, deinem König Bericht zu erstatten.«
    Ungläubig starrte ich ihn an. »Jetzt? Heute nacht? König Listenreich hat sich längst zur Ruhe begeben. Der Posten würde mich gar nicht vorlassen.«
    »Möglich, und du solltest dankbar dafür sein. Aber du mußt Seine Majestät wenigstens von deiner Rückkunft unterrichten. Er entscheidet, ob er dich empfangen will oder nicht. Wirst du abgewiesen, kannst du guten Gewissens zu Bett gehen. Doch ich wette, auch wenn König Listenreich dich abweist, der König-zur-Rechten Veritas wird auf einem Rapport bestehen. Und ohne Aufschub.«
    »Gehst du zum Stall zurück?«
    »Selbstverständlich.« Er lächelte mit wölfischer Selbstzufriedenheit. »Ich bin nur der Stallmeister, Fitz. Ich habe nichts zu berichten. Und ich habe Flink versprochen, ihm etwas zu essen zu bringen.«
    Schweigend sah ich zu, wie er ein Tablett belud. Er schnitt zwei dicke Scheiben Brot ab, legte sie auf zwei Schüsseln Eintopf und große Stücke Käse und Butter dazu.
    »Was hältst du von Flink?«
    »Er ist ein guter Junge«, gab Burrich widerwillig zur Antwort.
    »Mehr als das. Du hast ihn im

Weitere Kostenlose Bücher