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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zurückgekommen seid, weiter nichts. Keiner hat auch nur ein Wort von dem geglaubt, was herumerzählt wurde. Wir haben selbst zu viele Gerüchte in die Welt gesetzt, um auf das Geschwätz der anderen zu hören. Es kam uns eben nur seltsam vor, daß ihr, du und Burrich und Flink, nicht mit den anderen…«
    Er merkte endlich, daß er sich selbst wiederholte, und verstummte unter meinem Blick. Ich ließ das Schweigen lange genug dauern, um deutlich zu machen, daß ich nicht vorhatte, seine schlecht verhohlene Neugier zu befriedigen, dann zuckte ich die Schultern. »Kein Grund zur Aufregung, Blade. Aber du kannst allen berichten, der Bastard ist noch nicht erledigt. Pest oder Gift, ihr hättet wissen sollen, daß Burrich mich kurieren wird. Ich lebe und bin gesund, ich sehe nur aus wie ein wandelnder Leichnam.«
    »Fitz, Junge, so habe ich das nicht gemeint. Nur, daß…«
    »Ich habe gesagt, kein Grund zur Aufregung. Laß gut sein.«
    »Sehr wohl, Herr.«
    Ich nickte, wandte mich ab und merkte, daß Burrich mich seltsam ansah. Als ich mich nach der anderen Seite drehte, um mit Flink einen verwunderten Blick zu tauschen, begegnete mir der gleiche merkwürdige Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was in die zwei gefahren sein mochte.
    »Nun denn, gute Nacht, Sergeant. Und laßt den Jungen mit der Pike ungeschoren. Er hat recht daran getan, Fremde bei Nacht nicht ohne weiteres passieren zu lassen.«
    »Zu Befehl, Herr. Gute Nacht, Herr.« Blade salutierte hölzern, und die großen Torflügel öffneten sich weit, um uns hindurchzulassen. Rußflocke hob den Kopf, und ein Teil der Müdigkeit fiel von ihr ab. Hinter mir hörte ich Flinks Rappen leise wiehern und das Schnauben von Burrichs Pferd. Nie zuvor war mir der Weg zu den Ställen so weit vorgekommen. Als Flink aus dem Sattel sprang, griff Burrich nach meinem Arm und hielt mich zurück. Derweil begrüßte Flink den schlaftrunkenen Stallburschen, der herauskam, um uns zu leuchten.
    »Wir sind lange im Bergreich gewesen, Fitz«, mahnte Burrich mit gedämpfter Stimme. »Da oben kümmert es niemanden, auf welcher Seite des Bettes du geboren wurdest, aber jetzt sind wir wieder zu Hause. Hier ist Chivalrics Sohn nicht ein Prinz, sondern ein Bastard.«
    »Das weiß ich.« Seine Unverblümtheit versetzte mir einen Stich. »Ich habe es mein ganzes Leben lang gewußt und mich danach gerichtet.«
    »Ganz recht«, gab er zu. Ein halb ungläubiges, halb stolzes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Weshalb also läßt du den Sergeanten Meldung machen und gibst Befehle in einem Ton, als wärst du Chivalric selbst? Ich konnte es kaum glauben, wie du gesprochen hast und wie diese Männer parierten. Du hast nicht einmal gemerkt, wie sie Haltung annahmen; dir ist gar nicht bewußt gewesen, daß du das Kommando an dich gerissen hattest.«
    Ich fühlte, wie mir die Röte ins Gesicht schoß. Jedermann im Bergreich hatte mich behandelt, als wäre ich ein rechtmäßiger Prinz und nicht der Bastard eines Prinzen. Hatte ich mich so schnell an die höhere Stellung gewöhnt?
    Meine verwirrte Miene reizte Burrich zum Schmunzeln, aber nur für einen Moment. »Fitz, du mußt wieder lernen, dich in acht zu nehmen. Schlag die Augen nieder und trag den Kopf nicht so hoch wie ein junger Hengst. Edel wird das als Herausforderung betrachten, und dafür sind wir nicht stark genug. Noch nicht. Vielleicht niemals.«
    Ich nickte verbissen, den Blick auf den zertrampelten Schnee des Stallhofs gesenkt. Ja, ich war unvorsichtig geworden. Wenn ich Chade Bericht erstattete, würde der alte Assassine mit seinem Schüler nicht zufrieden sein und kein Hehl daraus machen. Bestimmt wußte er in allen Einzelheiten über den Vorfall am Tor Bescheid, bevor er mich das nächste Mal zu sich rief.
    »Nicht so saumselig, aus dem Sattel mit dir, Junge«, riß Burrich mich grob aus meinen Gedanken. Ich erschrak über seinen Ton und merkte, daß auch er sich erst wieder an unseren jeweiligen Status in Bocksburg gewöhnen mußte. Wie lange war ich sein Stallbursche und Schützling gewesen? Am besten spielten wir diese Rollen weiter, um den Gerüchten keine neue Nahrung zu geben. Ich stieg ab und folgte, Rußflocke am Zügel, Burrich in das langgestreckte Stallgebäude.
    Drinnen war es warm und stickig, die massiven Steinmauern schlossen Schwärze und Kälte der Winternacht aus. Es herrschten Frieden und Stille, erfüllt vom gelben Schein der Laternen und dem tiefen, langsamen Atmen der ruhenden Pferde.
    Doch bei

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