Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
verletzten Bein zu schaffen machten. »Was…?« Mehr brachte er nicht heraus.
    »Das sieht ja schrecklich aus«, schalt Philia, als wäre er mit schmutzigen Schuhen über einen frisch gewischten Boden gegangen. »Warum hast du die Wunde nicht wenigstens saubergehalten?«
    Burrich warf einen Blick auf sein Bein und schrak sichtlich zurück. Eine Kruste aus getrocknetem Blut und Flußsand hatte sich über der tiefen Furche an seinem Knie gebildet. Seine Stimme klang gepreßt. »Als das Pferd mit mir in den Fluß stürzte, verloren wir alles. Ich hatte keinen Verbandsstoff, keinen Proviant, nichts. Ich hätte die alten Binden abnehmen können, die Schmarre auswaschen und dann gefrieren lassen. Glaubst du, was wäre besser gewesen?«
    »Iß etwas«, mischte ich mich ein. Die einzige Möglichkeit zu verhindern, daß sie sich zankten, schien mir zu sein, sie überhaupt am Reden zu hindern. Ich stellte den kleinen Tisch mit dem vollbeladenen Tablett der Köchin neben ihn. Philia stand auf, um nicht im Weg zu sein. Ich gab ihm einen Becher Milch, den er mit zitternden Händen zum Mund führte. Bis jetzt war mir gar nicht zu Bewußtsein gekommen, wie hungrig er sein mußte.
    »Langsam!« wurde er von Philia ermahnt. Sowohl Lacey als auch ich warfen ihr warnende Blicke zu, aber das Essen schien Burrichs ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu benehmen. Er stellte den Becher hin und griff nach einen warmen Brötchen mit einem Schlag Butter, das zwischen seinen Zähnen verschwunden war, bevor ich ihm zum zweitenmal eingeschenkt hatte. Es war seltsam zu beobachten, mit welch mühsam beherrschter Gier er aß. Ich fragte mich, wie es ihm gelungen war, sich bis jetzt zu beherrschen.
    »Wie ist das mit dem Bein passiert?« fragte Lacey mitfühlend und warnte im gleichen Atemzug: »Beiß die Zähne zusammen.« Sie legte ein warmes, tropfnasses Tuch auf seine Knie. Er zuckte und wurde noch etwas bleicher, gab aber keinen Laut von sich. Als wäre nichts gewesen, trank er noch einen Schluck Milch.
    »Ein Pfeil«, antwortete er schließlich. »Verdammtes Pech, daß er mich ausgerechnet da getroffen hat. Genau die Stelle, wo mich vor Jahren der Eber erwischt hat. Und er blieb am Knochen stecken; Veritas hat ihn mir herausgeschnitten.« Er lehnte sich zurück, als bereitete ihm die Erinnerung Übelkeit. »Genau die alte Narbe«, sagte er schwach. »Und jedesmal, wenn ich das Knie beugen mußte, platzte die Wunde auf und fing wieder an zu bluten.«
    »Du hättest das Bein ruhig halten müssen«, belehrte Philia ihn weise. Wir alle drei starrten sie an. »Oh, nun ja, ich glaube, das war nicht gut möglich«, gab sie zu.
    »Sehen wir uns die Bescherung an«, schlug Lacey vor und wollte nach dem Tuch greifen.
    Burrich wehrte mit einer Handbewegung ab. »Laß. Ich kümmere mich selbst darum, wenn ich gegessen habe.«
    »Wenn du gegessen hast, wirst du schlafen«, verkündete Philia. »Lacey, mach bitte Platz.«
    Zu meiner Überraschung sagte Burrich nichts mehr. Lacey trat zur Seite, und Prinzessin Philia kniete vor dem Stallmeister nieder. Er beobachtete sie, einen undeutbaren Ausdruck auf seinem Gesicht, während sie das Tuch von seinem Knie hob, in die Schüssel tauchte, auswrang und mit einem Zipfel die aufgeweichte Kruste aus Schorf und Schmutz abtupfte. Was darunter zum Vorschein kam, sah weniger schlimm aus, als wir alle befürchtet hatten. Es war immer noch eine häßliche Blessur, und die Strapazen, die Burrich erduldet hatte, waren der Heilung nicht sehr förderlich gewesen. Die Wundränder klafften weit, und dazwischen wucherte wildes Fleisch. Es zeigten sich die Röte und Schwellung einer beginnenden Entzündung, aber keine Spuren von Brand, keine bedrohlichen dunklen Flecken. Philia runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Was meint ihr?« fragte sie niemand im besonderen. »Teufelswurz? Heiß, als Breipflaster. Haben wir welchen, Lacey?«
    »Ich glaube schon, Mylady«, antwortete Lacey, beugte sich über den Korb, den sie mitgebracht hatten, und begann, darin zu kramen.
    Burrich wandte sich mir zu. »Sind das Töpfe aus meiner Kammer?« Auf mein Kopfnicken nickte er ebenfalls. »Habe ich mir gedacht. Den kleinen braunen da, bring ihn her.«
    Er nahm mir das Gefäß aus der Hand und zog den Stopfen heraus. »Genau das richtige. Ich hatte vorsorglich etwas davon eingepackt, leider ging es bei dem ersten Hinterhalt mit den Maultieren verloren.«
    »Was ist das?« fragte Philia. Den Teufelswurz in der Hand, kam sie neugierig

Weitere Kostenlose Bücher