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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dich aus, Mann«, sagte er schließlich rauh. »Du siehst furchtbar aus.« Er verstummte wieder und atmete zweimal ein und aus. »Ich werde dich später wieder rufen lassen. Wenn du dich erholt hast. Ich bin sicher, es gibt noch Fragen…« Seine Stimme brach, und wieder schien er vollauf davon in Anspruch genommen zu sein, einfach nur zu atmen. Tief und mit der in sich gekehrten Konzentration eines Menschen, dessen Schmerzen fast zu groß sind, um sie ertragen zu können. Ich dachte daran, wie ich mich in der vergangenen Nacht gefühlt hatte, und stellte mir vor, auf dieses Rad geflochten, Burrichs Bericht anhören zu müssen, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Der Narr beugte ich über den König und sah ihm forschend ins Gesicht. Dann schaute er uns an und schüttelte leicht den Kopf.
    »Komm jetzt«, sagte ich leise zu Burrich. »Der König hat dir einen Befehl gegeben.«
    Als wir hinausgingen, schien er sich noch schwerer auf mich zu stützen, als wäre seine Kraft nun endgültig aufgebraucht.
    »Es schien ihn überhaupt nicht zu berühren«, sagte Burrich vorsichtig, als wir uns schwerfällig den Korridor entlangbewegten.
    »Doch. Glaub mir. Es berührt ihn tief.« Wir hatten die Treppe erreicht. Er zögerte. Eine Treppe hinunter, durch die Halle, die Küche, über den Hof, in den Stall. Dann die Stiege hinauf zu Burrichs Kammer. Es gab eine Alternative, weniger mühselig.
    »Ich bringe dich in mein Zimmer«, sagte ich zu ihm.
    »Nein. Das will ich nicht!« Er hörte sich trotzig an wie ein krankes »Nur vorübergehend. Bis du dich erholt hat.« Er wehrte sich nicht, als ich ihn die Stufen hinaufbugsierte, ein Zeichen dafür, wie schwach er war. Während ich die Tür aufriegelte, lehnte er an der Wand, dann ließ er sich von mir ins Zimmer helfen. Ich versuchte, ihn zu überreden, sich aufs Bett zu legen, doch er bestand auf dem Lehnstuhl beim Kamin. Sobald er sich niedergelassen hatte, legte er den Kopf zurück und schloß die Augen. An dem entspannten Gesicht ließen sich erschreckend deutlich die Strapazen der vergangenen Tage ablesen. Das Fleisch schien von den Knochen geschmolzen, und seine Haut war nicht bleich, sondern grau.
    Er hob den Kopf und schaute sich im Zimmer um, als wäre er zum ersten Mal hier. »Fitz? Hast du etwas Anständiges zu trinken hier oben?«
    Ich wußte, er sprach nicht von Tee. »Branntwein?«
    »Doch nicht diesen billigen Fusel, mit dem du dich vergiftest? Dann trinke ich lieber Pferdeliniment.«
    Ich versuchte einen Scherz. »Fordere es nicht heraus – damit kann ich vielleicht dienen.«
    Er reagierte nicht. Als hätte er mich gar nicht gehört.
    Ich legte Holz aufs Feuer und dachte stirnrunzelnd an meinen kaum noch nennenswerten Bestand an Kräutern. Das meiste hatte ich dem Narren mitgegeben. »Burrich, ich gehe hinunter, um dir etwas zu essen zu holen und noch ein paar Dinge. In Ordnung?«
    Kein Antwort. Er war im Sitzen eingeschlafen. Ich trat zu ihm. Man brauchte nicht erst seine Stirn zu berühren, um zu merken, daß er hohes Fieber hatte. Ich fragte mich, was diesmal mit seinem Bein passiert sein mochte. Eine frische Wunde genau an der Stelle einer alten Verletzung und lange unbehandelt geblieben. Daran würde er geraume Zeit laborieren, das stand fest. Ich beeilte mich, meine Besorgungen zu erledigen.
    In der Küche unterbrach ich Sara beim Puddingkochen, um ihr zu sagen, Burrich wäre verletzt und krank und in meinem Zimmer. Ich log und behauptete, er wäre völlig ausgehungert, ob ein Junge etwas zu essen und zwei Eimer sauberes, heißes Wasser nach oben bringen könne. Sofort gab sie den Rührlöffel an eine Magd weiter und begann, mit Tabletts, Teekannen und Besteck zu klappern. Sehr bald würde ich genug zu essen haben, um in meinem Zimmer ein kleines Bankett zu veranstalten.
    Anschließend lief ich in den Stall hinüber, um Flink Bescheid zu sagen, daß Burrich oben in meinem Zimmer war und vorläufig auch dort bleiben würde. Dann erklomm ich die Stiege zu Burrichs Kammer, ich wollte dort die Kräuter und Wurzeln holen, die ich brauchte. Als ich die Tür aufmachte, schlug mit Eiseskälte entgegen. Feuchtigkeit war in die Kammer gezogen, die Luft roch schal und abgestanden. Ich nahm mir vor zu veranlassen, daß jemand herkam, Feuer machte und einen Vorrat an Holz, Wasser und Kerzen heraufbrachte. Burrich hatte damit gerechnet, den ganzen Winter fort zu sein, und wie für ihn charakteristisch, hatte er seine Unterkunft pedantisch sauber und aufgeräumt hinterlassen.

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