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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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herbei.
    »Vogelmiere und Wegerichblätter. In Öl gesotten und dann mit Bienenwachs zu einer Salbe verknetet.«
    »Das klingt gut«, meinte sie beifällig. »Nach dem Breipflaster.«
    Ich stählte mich für seinen Zornesausbruch, doch er nickte nur ergeben. Plötzlich sah er sehr müde aus, lehnte sich zurück und zog die Decke enger um die Schultern. Die Augen fielen ihm zu.
    Es klopfte an der Tür. Ich ging, um aufzumachen, und sah mich Kettricken gegenüber, begleitet von Rosemarie. »Eine meiner Frauen hat mir gesagt, es gäbe Gerüchte, wonach Burrich zurückgekehrt wäre«, begann sie und schaute an mir vorbei ins Zimmer. »Oh, dann stimmt es also. Und er ist verletzt? Was ist mit meinem Gemahl, was ist mit Veritas?« Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht.
    »Ihm geht es gut«, versicherte ich ihr. »Kommt herein.« Im stillen verfluchte ich mich. Wie hatte ich vergessen können, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen, niemand sonst würde sich die Mühe machen, ihr Bescheid zu geben. Bei ihrem Eintritt blickten Philia und Lacey von dem Teufelswurz auf, den sie über kochendem Wasser dämpften, um sie mit einem flüchtigen Knicks und einigen gemurmelten Worten zu begrüßen.
    »Was ist ihm zugestoßen?« verlangte Kettricken zu wissen. Ich erzählte es ihr und auch alles, was Burrich dem König berichtet hatte, denn ich fand, sie hatte nicht weniger Recht, etwas über ihren Gemahl zu erfahren, wie der König auf Nachricht von seinem Sohn. Als ich zu dem Angriff auf Veritas kam, erbleichte sie erneut, schwieg aber, bis ich geendet hatte. »All unseren Göttern sei Dank, daß er sich meinen Bergen nähert. Dort ist er sicher, wenigstens vor böswilligen Menschen.« Damit trat sie zu Philia und Lacey, die inzwischen die gedämpfte Wurzel zu einer breiigen Masse zerstampft hatten, die jetzt abkühlen mußte, bevor man sie auf die Infektion legte.
    »Ein Auszug aus Ebereschenbeeren eignet sich zum Spülen solcher Verletzungen«, bemerkte sie.
    Philia blickte scheu zu ihr auf. »Davon habe ich gehört. Aber dieses warme Breipflaster wird helfen, die Entzündung aus der Wunde zu ziehen. Eine weitere gute Spülung für wildes Fleisch sind Himbeerblätter und die innere Rinde der Rotulme. Oder ein Umschlag davon.«
    »Wir haben keine Himbeerblätter«, erinnerte Lacey ihre Herrin. »Sie sind feucht geworden und verschimmelt.«
    »Ich habe Himbeerblätter, falls welche gebraucht werden«, warf Kettricken leise ein. »Morgens gieße ich mir davon einen Tee auf. Es ist ein Mittel, das ich von meiner Tante habe.« Sie senkte den Blick, und ein rätselhaftes Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Ach ja?« Lacey merkte auf.
    »O meine Liebe«, rief Philia plötzlich aus. Mit einer gänzlich ungewohnten Geste schwesterlicher Vertraulichkeit ergriff sie Kettrickens Hand. »Seid Ihr sicher?«
    »Ja. Erst dachte ich, es wäre nur… Aber dann machten sich die anderen Anzeichen bemerkbar. Manchmal genügt morgens schon der Geruch des Meeres, damit mir schlecht wird. Und ich möchte nichts anderes tun, als immerzu schlafen.«
    »Aber das sollt Ihr ruhig«, rief Lacey lachend. »Und die Übelkeit, die vergeht nach den ersten paar Monaten.«
    Ich stand da und rührte mich nicht, abseits, ausgeschlossen, vergessen. Alle drei Frauen schienen durch ein unsichtbares Band zu einer verschworenen Gemeinschaft verbunden zu sein. »Kein Wunder, daß Ihr Euch solche Sorgen um ihn macht. Hat er es vor dem Aufbruch gewußt?«
    »Da ahnte ich selbst noch nichts. Ich sehne mich so danach, es ihm zu sagen, den Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen.«
    »Ihr seid guter Hoffnung«, sagte ich einfältig. Die drei wandten sich zu mir um und prusteten.
    »Noch weiß außer euch niemand etwas davon«, warnte Kettricken. »Ich will nicht, daß die Neuigkeit in der ganzen Burg herum ist, bevor ich mit dem König gesprochen habe. Ich möchte diejenige sein, die es ihm sagt.«
    »Selbstverständlich«, stimmte ich ihr zu und sagte nicht, daß der Narr von ihrem Glück vielleicht schon länger wußte als sie. Veritas’ Kind, dachte ich und spürte, wie mich ein eigenartiges Frösteln überlief. Die Verzweigung des Pfades, die der Narr gesehen hatte, die plötzliche Vervielfachung der Möglichkeiten. Und Edel? Der ehrgeizige jüngste Sohn gezwungen, einen weiteren Schritt vom Thron zurückzutreten. Ein weiteres kleines Leben zwischen ihm und der Macht, die er begehrte. Wie wenig ihm das gefallen würde.
    »Selbstverständlich«, wiederholte ich mit größerem

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