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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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uns gegangen, stumm und bedrückt. Man sah deutlich, welche Mühe er sich gegeben hatte, alles tadellos instandzuhalten. Die Verschläge waren blitzblank, die uns gebliebenen Pferde gestriegelt, bis sie glänzten. Selbst die leeren Boxen waren geschrubbt und weiß getüncht. Doch ein leerer Vorratsschrank, und sei er noch so sauber, ist kein Trost für einen Hungernden. Ich wußte, die Ställe waren Burrichs Schatzkammer und Zuhause. Er war zurückgekommen und hatte das eine wie das andere geplündert vorgefunden.
    Nachdem ich Burrich verlassen hatte, unternahm ich einen Inspektionsgang zu den Scheunen und Pferchen, wo unser bestes Zuchtvieh überwinterte, und mußte feststellen, daß es auch dort traurig aussah. Preisbullen waren verschwunden. Von den lockigen schwarzen Schafen, die einen ganzen Pferch zu füllen pflegten, waren nur noch sechs Muttertiere und ein kümmerlicher Bock übriggeblieben. Ich war nicht genau über den Viehbestand unterrichtet, aber wohin ich den Blick richtete, begegnete mir Leere, während sonst um diese Jahreszeit alles aus den Nähten zu platzen drohte.
    Anschließend wanderte ich durch die Vorratsspeicher und Nebengebäude. Vor einem davon luden Männer Getreidesäcke auf einen Wagen. Zwei andere Wagen, bereits abfahrbereit, standen daneben. Ich schaute ihnen eine Weile zu und dann, als die Ladung in die Höhe wuchs und das Hantieren mit den Säcken mühsamer wurde, bot ich ihnen meine Hilfe an. Sie nahmen dankend an, und es entspann sich eine Unterhaltung. Als sie abfuhren, winkte ich ihnen nach und fragte mich auf dem Weg zur Burg hinauf, weshalb der Inhalt eines ganzen Kornspeichers flußaufwärts nach Turlake verschifft werden sollte.
    Ich beschloß, noch einmal nach Burrich zu sehen, bevor ich mich in meine eigene Klause zurückzog. Seine Tür stand offen. In der Befürchtung, es könnte etwas geschehen sein, stürmte ich in die Kammer und erschreckte Molly, die damit beschäftigt war, einen kleinen Tisch neben Burrichs Stuhl zu decken. Sprachlos starrte ich sie an. Als ich mich zu Burrich umwandte, sah ich seinen Blick auf mir ruhen.
    »Ich dachte, du wärst allein«, sagte ich lahm.
    Burrich musterte mich eulenhaft. Der Pegel der Schnapsflasche hatte sich bereits um einige Fingerbreit gesenkt. »Das dachte ich auch«, antwortete er ernst. Wie immer, wenn er getrunken hatte, war ihm kaum etwas anzumerken, aber Molly ließ sich nichts vormachen. Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt. Sie beachtete mich nicht, sondern sprach zu Burrich.
    »Ich werde Euch nicht lange stören. Prinzessin Philia hat mich beauftragt, Euch eine warme Mahlzeit zu bringen. Ihr hättet heute vormittag nur wenig gegessen. Ich will nur noch die Schüsseln hinstellen, dann gehe ich.«
    »Und nehmt meinen Dank mit Euch.« Burrichs Blick wanderte von mir zu Molly; ihm entging weder die Spannung zwischen uns noch ihre Mißbilligung. Zum erstenmal, seit ich ihn kannte, hielt er es für nötig, sich zu rechtfertigen. »Ich habe eine anstrengende Reise hinter mir, Mistress, und meine Verletzung ist sehr schmerzhaft. Ich hoffe, Ihr nehmt keinen Anstoß.«
    »Wer bin ich, Anstoß an Eurem Handeln zu nehmen, Herr«, entgegnete sie und stellte den letzten Teller hin. »Kann ich noch etwas für Euch tun?«
    Ihr Ton war höflich, weiter nichts. Ich schien Luft für sie zu sein.
    »Ihr könnt meinen Dank annehmen. Nicht allein für die Speisen, sondern auch für die Kerzen, die meine Kammer mit Wohlgeruch erfüllen. Wie ich erfahren habe, stellt Ihr sie her?«
    Er hatte das Richtige getroffen, ihre abwehrende Haltung lockerte sich. »Prinzessin Philia hat mich gebeten, sie zu bringen, und ich habe es gerne getan.«
    »Ich verstehe.« Die nächsten Worte kosteten ihn mehr Überwindung. »Dann richtet der Prinzessin meinen Dank aus. Und Lacey gebührt er gleichfalls, da bin ich mir sicher.«
    »Das werde ich tun. Dann braucht Ihr sonst nichts? Ich habe in Burgstadt unten Einkäufe zu machen, und meine Herrin trug mir auf, falls Ihr irgend etwas aus dem Ort zu besorgen hättet, sollte ich es Euch bringen.«
    »Nichts. Aber es war freundlich von ihr, daran zu denken. Vielen Dank.«
    »Ich bin gerne behilflich.« Und Molly, den leeren Korb am Arm, schritt an mir vorbei, als wäre ich gar nicht vorhanden.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen im Zimmer. Ich schaute zur Tür, durch die Molly verschwunden war. Dann bemühte ich mich, meine Gedanken auf das zu richten, weswegen ich hergekommen war.
    »Es

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