Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Nachdruck. »Es soll erst noch ein Geheimnis bleiben.« Denn ich war sicher, sobald erst die frohe Kunde sich verbreitete, schwebte Kettricken in ebenso großer Gefahr wie ihr Gemahl.

KAPITEL 23
DROHUNGEN
     
    Dieser Winter sah Bearns Stück für Stück auseinanderbrechen, wie eine Steilküste unter dem Anprall der Brandung unaufhaltsam zerbröckelt. Anfangs sandte der Herzog in regelmäßigen Abständen Kuriere an Kettricken, und was er ihr mitzuteilen hatte, klang durchaus erfreulich. Ihre Opale halfen, Holüber neu erstehen zu lassen. Die Einwohner ließen ihr nicht nur mit Worten danken, sondern übersandten ihr eine kleine Schatulle mit den winzigen Perlen, die man dort als besonders wertvoll schätzte. Bemerkenswert. Was als zu kostbar galt, um selbst für den Wiederaufbau der zerstörten Heimatstadt geopfert zu werden, schenkten sie frohen Herzens zum Dank einer Königin, die ihr Geschmeide gegeben hatte, um ihnen ein Dach über dem Kopf zu schaffen. Ich bezweifle, daß ein anderer die Bedeutung dieser Gabe so deutlich empfunden hätte.
    Später überwogen die schlechten Nachrichten. Wann immer das Wetter es zuließ, schlugen die Roten Korsaren zu. Die Kuriere berichteten Kettricken, daß Herzog Brawndy sich wunderte, weshalb der Gabenkundige aus dem Roten Turm abberufen worden sei. Als Kettricken unerschrocken Serene nach dem Grund befragte, enthielt sie zur Antwort, es wäre zu gefährlich geworden, Will auf diesem Posten zu belassen; seine Gabe sei zu wertvoll, um gegen die Roten Korsaren aufs Spiel gesetzt zu werden. Der blanke Hohn.
    Schließlich brachte jeder Bote schlimmere Kunde als der vorherige. Die Outislander hatten sich Stützpunkte auf Grandel und Desham geschaffen. Mit einer Flotte aus Fischerbooten griff Herzog Brawndy den Feind an, aber die Korsaren hatten sich bereits gut verschanzt. Schiffe und Soldaten gingen unter, und Bearns meldete, es wäre kein Mittel für ein zweites Unternehmen dieser Art vorhanden. An diesem Punkt der Entwicklung fanden Veritas’ Smaragde den Weg in Kettrickens Hände, und sie zögerte keinen Augenblick, einen reitenden Boten damit in die bedrohte Provinz zu senden. Falls sie irgendeinen Nutzen bewirkten, erfuhren wir nichts davon. Wir konnten nicht einmal sicher sein, daß sie ihr Ziel erreicht hatten. Die Nachrichten von Bearns wurden spärlicher, und bald war offensichtlich, daß mehrere Botschaften uns nicht erreicht hatten. Die Kommunikation mit Brawndy kam völlig zum Erliegen. Nachdem zwei ihrer eigenen Boten von Bocksburg aufgebrochen waren und nie mehr zurückkehrten, schwor Kettricken, sie würde nicht noch weitere Leben aufs Spiel setzen. Mittlerweile dehnten die Korsaren ihre Raubzüge weiter die Küste hinunter aus, mieden zwar noch die unmittelbare Umgebung von Bocksburg, aber die Nadelstiche im Norden und südlich von uns konnten nur als unverfrorene Herausforderung gedeutet werden. Edel begegnete der Situation mit stoischer Gelassenheit. Er behauptete, unsere Reserven in der Hinterhand zu halten, bis Veritas mit den Uralten zurückkehrte, um die Piraten ein für allemal zu vertreiben. Aber die Lustbarkeiten und Bankette in Bocksburg wurden immer üppiger und verschwenderischer, und er überhäufte den Adel der Inlandprovinzen mit immer großzügigeren Geschenken.
     
    Gegen Mittag residierte Burrich wieder in seinem eigenen Reich. Ich hatte ihn in der Nähe behalten wollten, um bei der Hand zu sein, falls es ihm schlechter ging oder er etwas brauchte, doch er hatte mich nur vielsagend angeschaut. Lacey hatte es sich nicht nehmen lassen, in seiner Unterkunft nach dem Rechten zu sehen, und schon das behagte ihm nicht, obwohl nichts angerührt oder verändert und nur das Notwendige getan worden war. Im Kamin brannte ein Feuer, frisches Wasser stand bereit, das Bett war gelüftet und aufgeschüttelt, der Boden gekehrt und mit Binsen bestreut und eine von Mollys Kerzen vertrieb mit einem frischen Kiefernduft die Muffigkeit aus dem Raum. Trotzdem murrte Burrich, er hätte gar nicht das Gefühl, zu Hause zu sein. Als ich ihn verließ, saß er bequem in seinem Bett und hatte eine Flasche in Reichweite. Ich verstand die Flasche nur allzu gut. Auf dem Weg durch die Stallgasse waren wir an einer leeren Box nach der anderen vorbeigekommen. Nicht nur Pferde fehlten, die besten Jagdhunde waren fort. Ich hatte nicht den Mut, einen Blick in die Mauserkammer zu werfen, nur um feststellen zu müssen, daß man auch dort den Rahm abgeschöpft hatte. Flink war neben

Weitere Kostenlose Bücher