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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sind nicht nur die Stallungen«, erklärte ich und erzählte von meinen Beobachtungen.
    »Was das angeht, hätte ich dir auch schon einiges erzählen können«, sagte er brummig. Er musterte das Essen, das Molly gebracht hatte, dann goß er sich das Glas wieder voll. »Unterwegs kommt einem so allerlei zu Ohren. Es hieß, Edel verkaufte Getreide, um die Mittel zur Verteidigung der Küste aufzubringen. Andere sagten, die Zuchttiere würden nach Tilth geschafft, um auf den dortigen Weiden vor dem Zugriff der Piraten sicher zu sein.« Er trank aus. »Die besten Pferde sind weg, das habe ich auf den ersten Blick festgestellt. In zehn Jahren bin ich vielleicht wieder so weit, wie ich jetzt war. Aber ich bezweifle es.« Der Flaschenhals klickte gegen das Glas, als er nachschenkte. »Mein Lebenswerk ist dahin, Fitz. Ein Mann möchte das Gefühl haben, daß er etwas hinterläßt, das ihn überdauert. Die Vererber und Stuten, die ich hier zusammengebracht habe, die Abstammungslinien, die ich auf dem besten Wege war zu etablieren – auseinandergerissen, verstreut über die ganzen Sechs Provinzen. Oh, sie werden auch da die Zucht verbessern, aber ich werde niemals sehen, was geworden wäre, hätte ich die Möglichkeit gehabt, weiterzumachen. Stetig wird die hochbeinigen Stuten von Tilth decken, und wenn Lohe ihr nächstes Fohlen hat, wird der, der es trockenreibt, nicht ahnen, daß ich sechs Generationen lang auf genau dieses Fohlen gewartet habe. Sie werden das schnellste Pferd nehmen, das je geboren wurde, und es vor einen Pflug spannen.«
    Dazu gab es weiter nichts zu sagen; ich fürchtete, er hatte mit jedem Wort recht. »Iß, solange es warm ist«, wechselte ich das Thema. »Wie geht es deinem Bein inzwischen?«
    Er hob die Decke auf und warf einen flüchtigen Blick darunter. »Wenigstens ist es noch da, wahrscheinlich ein Grund, dankbar zu sein. Und es sieht besser aus als heute morgen. Der Teufelswurz hat die Entzündung herausgezogen. Auch wenn sie nur den Verstand eines Kükens hat, die Frau kennt sich aus mit ihren Kräutern.«
    Unnötig zu fragen, wen er meinte. »Wirst du nun endlich essen?« drängte ich.
    Er stellte das Glas hin, zog die Schüssel mit der Suppe heran, probierte und bekundete mit einem widerwilligen Kopfnicken sein Einverständnis.
    »So so«, bemerkte er zwischen zwei Löffeln, »das war das Mädchen. Molly.«
    Ich nickte.
    »War heute etwas kühl zu dir.«
    »Etwas.«
    Burrich grinste. »Du bist genauso unwirsch, wie sie es war. Ich vermute, Philia hat ihr nicht viel Gutes über mich erzählt.«
    »Molly mag keine Leute, die trinken«, erklärte ich unumwunden. »Ihr Vater hat sich mit der Flasche ins Grab gebracht. Doch bevor es soweit war, hat er ihr das Leben sauer gemacht. Als sie klein war, hat er sie geschlagen, später angeschrien und tyrannisiert.«
    »Oh.« Burrich füllte sein Glas. »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Ihr hat es leid getan, das durchmachen zu müssen.«
    Er schaute mich mit einem ruhigen Blick an. »Ich war es nicht, der sie geschlagen hat, Fitz. Auch eben war ich nicht unhöflich ihr gegenüber. Ich bin nicht einmal betrunken. Noch nicht. Also spar dir deine altjüngferliche Mißbilligung und erzähl mir, was in Bocksburg vorgefallen ist, während ich weg war.«
    Gehorsam erstattete ich Burrich Bericht, als hätte er ein Recht, das zu verlangen. Vielleicht hatte er, in gewisser Weise. Er saß und hörte zu. Als ich fertig war, lehnte er sich zurück, schwenkte den Branntwein im halbvollen Glas und schaute zu mir auf. »Und Kettricken ist guter Hoffnung, aber weder der König noch Edel wissen bis jetzt davon?«
    »Ich dachte, du hättest geschlafen.«
    »Habe ich. Erst glaubte ich, es wäre nur ein Traum gewesen. Nun gut.« Er trank aus, setzte sich auf und schlug die Decke zurück. Während ich mit einem flauen Gefühl im Magen zuschaute, bog er langsam das Knie, bis die Wunde sich wieder zu öffnen begann. Ich mußte schlucken, aber Burrich setzte nur eine nachdenkliche Miene auf. Er trank den Rest aus seinem Glas, die Flasche war mittlerweile halb leer. »Nun gut, ich werde das Bein schienen müssen, wenn es ordentlich heilen soll.« Er sah mich an. »Holst du mir, was man dazu braucht?«
    »Ich denke, du solltest noch ein, zwei Tage warten. Laß die Wunde zur Ruhe kommen. Du brauchst keine Schiene, wenn du im Bett liegst.«
    Er bedachte mich mit einem langen Blick. »Wer bewacht Kettrickens Tür?«
    »Bewachen? Ich weiß nicht. Ich nehme an, sie hat Frauen, die im

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