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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Vorzimmer schlafen.«
    »Du weißt, er wird versuchen, sie zu töten, sie und das ungeborene Kind, sobald er Wind davon bekommt.«
    »Es ist immer noch ein Geheimnis. Wenn du vor ihrer Tür Wache hältst, ist es wie ein Lauffeuer in der Burg herum.«
    »Nach meiner Rechnung sind wir fünf, die Bescheid wissen. Nennst du das ein Geheimnis, Fitz?«
    »Sechs«, gestand ich bedrückt. »Der Narr ist vor einigen Tagen von selbst darauf gekommen.«
    »Oh!« Ich hatte das seltene Vergnügen, Burrich überrascht zu sehen. »Nun, wenigstens ist das einer, der nichts ausplaudern wird. Trotzdem, wie du siehst, wird es nicht lange geheim bleiben. Noch ehe der Tag zu Ende ist, werden die ersten Gerüchte im Umlauf sein, da wette ich. Ich halte heute nacht Wache vor ihrer Tür.«
    »Warum ausgerechnet du? Solltest du nicht ausruhen und mir…«
    »Das Gefühl, versagt zu haben, kann eines Mannes Tod sein, Fitz, weißt du das? Früher einmal habe ich dir gesagt, der Kampf ist nicht vorüber, bevor er nicht gewonnen ist. Das da«, er zeigte mir einer geringschätzigen Handbewegung auf sein Bein, »ist für mich kein Grund aufzugeben. Beschämend genug für mich, daß mein Prinz die Reise ohne mich fortgesetzt hat. Hier werde ich ihn nicht wieder enttäuschen. Außerdem«, er stieß ein bellendes, freudloses Lachen aus, »in den Ställen gibt es nicht mehr genug Arbeit für uns beide, Flink und mich. Und laß dir sagen, ich wäre auch nicht mehr mit dem Herzen dabei. Also. Holst du nun Holz für die Schienen?«
    Was blieb mit anderes übrig. Er schnitt an einer alten Hose das Bein auf, um sie über Verband und Schiene ziehen zu können, und ich half ihm die Stiege hinunter. Dann, ungeachtet seiner Worte von vorhin, humpelte er zu Rötels Box, um sich zu überzeugen, daß er gut versorgt war. Ich ging derweil zum Palas voraus. Unter anderem, um mit Kettricken zu sprechen und sie wissen zu lassen, daß jemand vor ihrer Tür Wache halten würde und warum.
    Ich klopfte an und wurde von Rosemarie eingelassen. Die Königin war zugegen sowie eine Anzahl ihrer Frauen. Sie stickten oder hatten einen kleinen Webrahmen auf dem Schoß, dabei plauderten sie. Kettricken hatte ihr Fenster in den milden Wintertag geöffnet und blickte mit gerunzelter Stirn über das ruhige Meer. Sie erinnerte mich an Veritas, wenn er von der Gabe Gebrauch machte, und ich nahm an, daß auch ganz ähnliche Gedanken sie bewegten. Ich folgte ihrem Blick und fragte mich, wo die Roten Korsaren heute zuschlagen würden und wie die Dinge in Bearns stehen mochten. Offiziell gab es keine Nachrichten von dort. Gerüchte vermeldeten, die Küste wäre rot von Blut.
    »Rosemarie, ich möchte unter vier Augen mit der Königin sprechen.« Die Kleine nickte ernsthaft, trippelte hinüber zu ihrer Herrin und knickste. Kettricken lauschte, blickte auf und bedeutete mir mit einer Handbewegung, ihr in der Fensternische Gesellschaft zu leisten. Ich begrüßte sie förmlich, dann wies ich lächelnd auf den See hinaus, als unterhielten wir uns über das schöne Wetter. Doch leise sagte ich: »Burrich hat den Wunsch, von heute nacht an vor Eurer Tür Wache zu halten. Er fürchtet, wenn andere erfahren, daß Ihr guter Hoffnung seid, ist Euer Leben in Gefahr.«
    Eine andere Frau wäre blaß geworden oder hätte wenigstens Überraschung erkennen lassen. Kettricken hingegen berührte nur mit den Fingerspitzen das durchaus brauchbare Messer, das sie stets neben dem Schlüsselbund am Gürtel trug. »Fast wäre mir ein solcher offener Angriff willkommen.« Sie überlegte. »Ich denke, es ist eine kluge Maßnahme. Was kann es schaden, sie wissen zu lassen, daß wir einen Verdacht haben. Weshalb sollte ich besonnen und taktvoll sein? Burrich hat bereits ihre Grüße erhalten – einen Pfeil ins Bein.« Die Bitterkeit in ihrer Stimme und der Unterton von Wildheit erschreckten mich. »Er mag seinen Posten einnehmen, und ich will ihm danken. Ich könnte einen unverletzten Mann auswählen, aber ich würde nicht soviel Vertrauen zu ihm haben wie zu Burrich. Wird die Wunde ihm erlauben, seinen Dienst zu versehen?«
    »Ich glaube nicht, daß sein Stolz es ihm erlauben würde, diese Aufgabe einem anderen zu überlassen.«
    »Dann ist es gut.« Sie schwieg einen Moment. »Ich werde Anweisung geben, daß man ihm einen Stuhl hinstellt.«
    »Ich bezweifle, daß er ihn benutzen wird.«
    Sie seufzte. »Wir alle haben unsere eigene Art, Opfer zu bringen. Trotzdem wird er für ihn bereitstehen.«
    Ich neigte

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