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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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daß es Anordnungen gewesen sein könnten, wie man sie im Falle eines Angriffs gab: ausschwärmen, Deckung nehmen… Aber mit Gewißheit konnte ich mich an nichts erinnern. Ich schaute zu Burrich hinüber und sah die Frage in seinen Augen. Die einzige Antwort, die ich ihm geben konnte, war ein Schulterzucken. »Ich weiß nicht«, sagte ich lapidar. Seine Stirn legte sich in Falten.
    Königin-zur-Rechten Kettricken saß wie ein Standbild auf ihrem Pferd. Keiner machte Anstalten, sie zu berühren, keiner sprach ein Wort. Auf Burrichs Gesicht malte sich fatalistische Resignation. Zum zweiten Mal sah er einen König-zur-Rechten stürzen, bevor er den Thron besteigen konnte. Nach einem langen Schweigen drehte Kettricken sich im Sattel um. Sie ließ den Blick über ihre Leibgarde wandern und über die Soldaten, die ihr folgten. »Prinz Edel hat die Nachricht erhalten, daß König-zur-Rechten Veritas tot ist.« Ihre klare Stimme trug die Worte an Jedes Ohr. Die Fröhlichkeit erstarb, und die Siegesfreude schwand aus manchem Auge. Sie ließ einige Momente verstreichen, damit alle die Botschaft in ihrer ganzen Bedeutung fassen konnten, dann nahm sie die Zügel auf, und wir ritten im Schritt das letzte Stück Wegs nach Bocksburg hinauf.
    Am Tor wurden wir nicht angerufen, die wachhabenden Soldaten standen da wie zum Spalier und ließen uns passieren. Einer salutierte flüchtig vor der Königin, sie bemerkte es nicht. Burrichs Miene wurde noch finsterer, doch er schwieg.
    Im Burghof herrschte das gewohnte Treiben. Stallburschen kamen herbeigelaufen, um unsere Pferde zu nehmen, während ringsumher jedermann seinen alltäglichen Geschäften nachging. Gerade die Vertrautheit der Szenerie versetzte mir einen Stich ins Herz. Veritas war tot. Es kam mir nicht richtig vor, daß das Leben weiterging, als sei nichts geschehen.
    Burrich half Kettricken, umflattert von ihren Frauen, vom Pferd zu steigen. Mit einem Auge registrierte ich den Ausdruck auf Fuchsrots Gesicht, als Kettricken von der aufgeregten Schar in Obhut genommen und mit viel betulichem Gewese und Bekundungen von Sympathie, Bedauern und Mitgefühl in den Palas geführt wurde. Eifersucht. Fuchsrot war nur eine Soldatin, die einen Eid abgelegt hatte, ihrer Königin zu dienen und sie zu beschützen, mit der Waffe und unter Einsatz ihres Lebens. Ihr Platz war woanders. Kettricken gehörte vorläufig ihren Hofdamen, doch ich wußte, Burrich würde heute nicht allein vor Kettrickens Tür Wache halten.
    Die besorgten Kommentare über ihre Blässe und wie erschöpft sie aussah, armes Kind, genügten, um mir zu sagen, daß das Gerücht über ihre Schwangerschaft sich ausgebreitet hatte. Ich fragte mich, ob es Edel schon zu Ohren gekommen war. Aus Erfahrung wußte ich, daß mancher Klatsch erst ausschließlich unter den Frauen kursierte, bis er Allgemeingut wurde. Plötzlich lag mir sehr daran, zu erfahren, ob Edel wußte, daß Kettricken den Erben des Throns unter dem Herzen trug. Ich überließ Flink Rußflockes Zügel, dankte ihm und versprach, ihm später genau Bericht zu erstatten, doch als ich mich zum Gehen wandte, fiel Burrichs Hand auf meine Schulter.
    »Auf ein Wort. Jetzt gleich.«
    Manchmal behandelte er mich fast, als wäre ich ein Prinz, manchmal wie den niedrigsten seiner Stallburschen. Was er gesagt hatte, klang nicht nach einer Bitte. Mit einem schiefen Grinsen gab Flink mir die Zügel wieder und verschwand, um anderweitig nach dem Rechten zu sehen. Ich folgte Burrich, als er Rötel in den Stall führte. Er brauchte nicht sein Glück zu bemühen, um eine leere Box in der Nähe von Rußflockes Stand zu finden, es gab reichlich davon. Wir machten uns daran, unseren Tieren die Pflege angedeihen zu lassen, die sie sich verdient hatten. Das Altvertraute dieser Tätigkeit, ein Pferd zu versorgen, während Burrich nebenan das gleiche tat, hatte etwas Tröstliches. In unserem Teil der Stallungen ging es ruhig zu, doch Burrich wartete, bis weit und breit niemand mehr zu sehen war, bevor er fragte: »Ist es wahr?«
    »Mit Bestimmtheit weiß ich es nicht. Meine Verbindung zu ihm ist unterbrochen. Sie war schon ziemlich schwach, bevor wir nach Guthaven geritten sind, und während eines Kampfes fällt es mir immer schwer, sie aufrechtzuerhalten. Er sagt, ich errichte so starke Mauern, um mich abzuschirmen, daß ich ihn ausschließe.«
    »Davon verstehe ich nichts, aber ich wußte von diesem Problem. Bist du sicher, daß du ihn da verloren hast?«
    Ich erzählte ihm von dem vagen

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