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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie geschlagen. Besorgt schaute ich zu ihren Hofdamen, die jedoch dem Anschein nach genügend Gesprächsstoff hatten, um vollauf beschäftigt zu sein. Rosemarie, unbeachtet, bohrte vorsichtig den Zeigefinger in die Törtchen, um zu prüfen, womit sie gefüllt waren. Niemand schien Notiz von uns zu nehmen, doch ich hatte schnell gelernt, wie geschickt Hofdamen darin waren, sich zu verstellen, und fürchtete, sie könnten insgeheim Vermutungen anstellen, was der Bastard zu der Königin-zur-Rechten gesagt haben mochte, daß sie weinen mußte.
    Ich verfluchte mein Ungeschick. Mochte Kettricken auch größer sein, sie war nicht viel älter als ich und allein in der Fremde. Statt ihr Vorhaltungen zu machen, hätte ich mich mit Chade besprechen sollen, damit er jemanden auswählte, der sie unauffällig lenkte. Oder hatte er bereits jemanden ausgewählt? Mich? Mit einem steifen Lächeln versuchte ich sie zu warnen. Sie folgte meinem Blick zu den Hofdamen, und sogleich gewann sie ihre Haltung zurück. Ich beobachtete es mit Stolz.
    »Was rätst du mir?« fragte sie ruhig.
    »Zuerst möchte ich sagen, daß ich mich schäme, mit meiner Königin in diesem Ton gesprochen zu haben. Ich bitte um ihre Vergebung. Dann aber möchte ich ihr raten, diesen beiden getreuen Hofdamen ein Zeichen ihres besonderen Wohlwollens zu geben, um sie für ihr Pflichtbewußtsein zu belohnen.«
    Sie nickte verstehend. »Und dieses Zeichen könnte sein?«
    »Die Einladung zu einer privaten Zusammenkunft mit ihrer Königin in deren persönlichen Gemächern, vielleicht, um sich von einem besonderen Sänger oder Puppenspieler unterhalten zu lassen. Es kommt nicht darauf an, welche Art von Kurzweil bei dieser Einladung geboten wird. Wichtig ist, daß die anderen, die Saumseligen, die Hochmütigen, ausgeschlossen bleiben.«
    »Das klingt wie etwas, das Edel tun würde.«
    »Mag sein. Er ist sehr geschickt darin, sich ein Gefolge aus Speichelleckern und Liebedienern zu schaffen. Doch sein Beweggrund wären kleinliche Rachegelüste, der Wunsch, jene zu bestrafen, die nicht vor ihm katzbuckeln wollten.«
    »Und meine wären?«
    »Ihr, Hoheit, Ihr wollt jene belohnen, die Euch treu ergeben sind, und habt Freude an der Gesellschaft von Menschen, die die Sympathie erwidern, die Ihr ihnen entgegenbringt.«
    »Ich verstehe. Und der Sänger?«
    »Samten. Er hat eine besonders galante Art, für jede Dame im Raum zu singen.«
    »Wirst du nachfragen, ob er heute abend frei ist?«
    »Hoheit«, ich mußte lächeln. »Ihr seid die Königin-zur-Rechten. Ihr braucht nur zu befehlen. Für ihn ist es eine Auszeichnung, vor Euch singen zu dürfen. Er wird niemals zu beschäftigt sein, um eine Einladung von Euch auszuschlagen.«
    Sie seufzte wieder, doch weniger tief, entließ mich mit einem Nicken und trat freundlich auf ihre Hofdamen zu, bat darum, ihre Geistesabwesenheit an diesem Vormittag zu entschuldigen, und sprach die Einladung zu einem Abend in ihren Privatgemächern aus. Ich sah, wie die Frauen verstohlen lächelnd Blicke tauschten, und wußte, wir hatten richtig gehandelt. Lady Hoffensfroh und Lady Modeste – ich merkte mir die Namen. Als ich unter Verbeugungen das Zimmer verließ, achtete man kaum auf mich.
    So wurde ich Kettrickens Ratgeber, auch wenn mir die Rolle nicht gefiel – Gesellschafter und Lehrer sein, die Flüsterstimme, die ihr sagte, welche Schritte sie als nächste auf dem glatten Parkett tanzen mußte. Um ehrlich zu sein, es war eine unangenehme Aufgabe. Ich hatte das Gefühl, daß ich sie durch meine Kritik herabsetzte, daß ich sie korrumpierte, indem ich sie lehrte, sich wie eine Spinne im Netz des höfischen Machtgefüges zu bewegen. Sie hatte recht. Das waren Edels Tricks. Und mochte sie die besten Absichten haben, meine Pläne waren selbstsüchtig genug für uns beide. Ich wollte, daß sie Einfluß gewann, Verbündete, und Veritas ein Fundament schuf, auf das er bauen konnte, jetzt als Thronfolger und später als König.
    Früh an jedem Abend hatte ich bei Prinzessin Philia meine Aufwartung zu machen. Sowohl sie als auch Lacey nahmen diese Besuche sehr ernst. Philia glaubte unerschütterlich, nach Belieben über mich verfügen zu können, als wäre ich noch ihr Page, und dachte sich nichts dabei, von mir zu verlangen, den Text einer alten Schriftrolle auf ihr kostbares Schilfpapier zu übertragen, oder darauf zu bestehen, daß ich ihr vorführte, welche Fortschritte ich beim Spiel auf der Meerflöte gemacht hatte. Jedesmal stellte sie mich zur

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