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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Auswahl beschränkt, ich würde mir zusammenstehlen müssen, was ich brauchte. Etwas von den Wollfärbern und etwas aus dem Vorrat des Heilers. In Gedanken mit diesen Plänen und Problemen beschäftigt, ging ich die Treppe hinunter.
    Von unten kam mir Serene entgegen. Ich sah sie und blieb stehen wie angewurzelt, die Begegnung war für mich schlimmer als das Zusammentreffen mit Edel. Ein alter Reflex. Sie war nun die Stärkste von Galens Kordiale. August hatte sich aus dem Geschehen zurückgezogen und herrschte weit weg von der Küste als Landedelmann über Obstplantagen. Bei der letzten Konfrontation, die Galen den Tod brachte, war die Gabe förmlich aus ihm herausgebrannt worden. Serene hatte seine Nachfolge als Junktor der Kordiale angetreten. Sommers blieb sie allein in Bocksburg, und die übrigen Mitglieder der Kordiale, verstreut in Türmen und Burgen an unserer langen Küste, sandten durch sie dem König ihre Berichte. Für den Winter fand sich die gesamte Gruppe in Bocksburg zusammen, um ihre Bindung untereinander zu erneuern und zu festigen. Weil ein Gabenmeister fehlte, war sie mehr oder weniger an Galens Stelle getreten und hatte sich – auch was seinen erbitterten Haß auf mich betraf – als würdige Nachfolgerin erwiesen. Sie erinnerte mich schmerzhaft deutlich an vergangenes Leid und flößte mir ein Unbehagen ein, das stärker war als alle Vernunft. Ich war ihr seit meiner Rückkehr aus dem Weg gegangen, doch jetzt fühlte ich mich von ihrem Blick an Ort und Stelle gebannt.
    Der Treppenaufgang bot Raum genug, daß zwei Personen aneinander vorbeigehen konnten. Außer eine der beiden blieb absichtlich genau in der Mitte stehen. Obwohl Serene zu mir aufsehen mußte, kam ich mir vor wie der Unterlegene. Sie hatte sich verändert, seit wir beide Galens Schüler gewesen waren. Die gesamte äußere Erscheinung spiegelte ihre neue Stellung wider. Ihr dunkelblaues Gewand war reich bestickt; das lange, mitternachtsschwarze Haar trug sie im Nacken zusammengefaßt und mit glänzendem Draht durchflochten, auf den Ornamente aus Elfenbein aufgefädelt waren. Silber schmückte ihren Hals und ihre Finger. Doch ihre Weiblichkeit war unter Galens vorgelebter Askese dahingeschmolzen, ihr Gesicht wirkte ausgezehrt, ihre Hände glichen Vogelkrallen. Wie er, verströmte auch sie fanatische Selbstgerechtigkeit. Dies war das erste Mal seit seinem Tod, daß sie die Konfrontation mit mir suchte. Was konnte sie von mir wollen?
    »Bastard«, sagte sie und zuckte nicht mit der Wimper. Sie meinte es nicht als Gruß, es war ihr Name für mich. Ich fragte mich, ob dieses Wort je seinen Stachel für mich verlieren würde.
    »So hast du in den Bergen nicht den Tod gefunden?«
    »Nein.«
    Ein kurzes Schweigen, ohne daß sie Anstalten gemacht hätte, mir den Weg freizugeben. Endlich meinte sie sehr leise. »Ich weiß, was du getan hast. Ich weiß, was du bist.«
    Innerlich zitterte ich wie ein Kaninchen. Ich redete mir ein, daß sie vermutlich die gesamte ihr zur Verfügung stehende Gabe aufwenden mußte, um mir diese Angst einzuflößen. Ich sagte mir, das Gefühl käme nicht aus mir selbst, sie gab es mir ein. Es kostete mich eine beträchtliche Willensanstrengung, eine Antwort hervorzubringen.
    »Auch ich weiß, was ich bin. Des Königs Mann.«
    »Du bist kein Mann und kein Mensch.« Sie lächelte mich an. »Eines Tages werden alle es wissen.«
    Furcht bleibt Furcht, gleich, woher sie kommt. Ich stand da und war zu keiner Erwiderung fähig. Schließlich trat sie zur Seite, um mich vorbeizulassen, was ich mir als Sieg anrechnete, obwohl sie, genau besehen, kaum etwas anderes tun konnte. Ich ging und machte mich daran, meine Vorbereitungen für die Reise nach Bearns zu treffen, plötzlich froh über die Gelegenheit, der Burg für ein paar Tage den Rücken zu kehren.
     
    Ich habe keine guten Erinnerungen an jenen Auftrag. Es traf sich, daß sich Virago ebenfalls auf Burg Sturm aufhielt, während ich dort meine Schreiberarbeit verrichtete. Listenreich hatte nicht zuviel gesagt, sie war eine ansehnliche Frau, die sich bewegte wie eine kleine Raubkatze, umgeben von einer Aura aus Gesundheit und Kraft. Wenn sie einen Raum betrat, zog sie alle Blicke auf sich. Ihre Keuschheit wirkte als Herausforderung auf jeden Mann. Selbst ich fühlte mich von ihr angezogen und haderte mit meinem Auftrag.
    Als wir das erstemal alle gemeinsam zu Tisch saßen, hatte sie den Platz mir gegenüber. Herzog Brawndy hatte mich mit vorbildlicher Gastfreundschaft

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