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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zusammen, um uns darüber aufzuklären und darauf hinzuweisen, daß sie und ihre Leute entschlossen waren, innerhalb der Gruppe für Ordnung zu sorgen. Diebstahl oder Unruhestiften würden streng geahndet, das Marschtempo richtete sich nach dem Langsamsten; allein die Wegweise verhandelte an den Wasserstellen und mit den Nomaden, und sämtliche Mitreisenden mußten sich verpflichten, ihren Anweisungen vorbehaltlos Folge zu leisten. Im Chor mit den anderen murmelte ich meine Zustimmung. Im Anschluß an die Versammlung inspizierten Madge und ihre Helfer die Wagen, um sich davon zu überzeugen, daß die Zugtiere den Strapazen gewachsen waren sowie ausreichend Wasser und Proviant für Notfälle vorhanden war. Unsere Route führte im Zickzack von einem Wasserloch zum nächsten. Madge führte auf ihrem Wagen mehrere große Eichenfässer mit, doch sie bestand darauf, daß jeder im Treck mit eigenen Vorräten ausgerüstet war.
    Bei Einbruch der Dämmerung traf Creece am Sammelplatz ein, Dämon hatte sich längst wieder in seine Kammer und zu Bett begeben. Pflichtbewußt zeigte ich ihm die Schafe und hörte mir an, wie er sich darüber beschwerte, daß Dämon uns keine Schlafkammer spendierte. Es war eine klare, warme Nacht, fast windstill, deshalb sah ich keinen Grund, mich zu beschweren; allerdings sagte ich Creece das nicht, sondern ließ ihn brummen und nörgeln, bis er von selber aufhörte. Ich richtete mir mein Lager neben dem Schafpferch, für den Fall, daß sich Raubzeug in der Nähe herumtrieb, Creece jedoch schlenderte zu den Puppenspielern hinüber, um dort mit seiner Rechthaberei und seiner ungebetenen Meinung zu allem und jedem für schlechte Laune zu sorgen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich wirklich geschlafen habe. Meine Träume teilten sich wie Vorhänge im Wind. Eine Stimme flüsterte meinen Namen. Sie schien von weither zu kommen, doch sie übte einen seltsamen Zwang auf mich aus. Es war wie ein Ruf, dem ich folgen mußte. Ich nahm Lichtschein wahr, vier Kerzen brannten hell auf einem grobgezimmerten Tisch; sie verbreiteten einen süßen Duft, nach Myrika, dachte ich, und nach Veilchen. Eine Frau beugte sich darüber und atmete tief ein. Ihre Augen waren geschlossen, und auf ihrem Gesicht glänzte Schweiß. Molly. Wieder sagte sie meinen Namen.
    »Fitz, Fitz, wie konntest du sterben und mich allein lassen? Es hätte alles ganz anders sein sollen. Du hättest mir folgen sollen, mich finden, damit ich dir verzeihen konnte. Deine Aufgabe wäre es gewesen, diese Kerzen für mich anzuzünden. Ich sollte dies nicht allein durchleiden müssen.«
    Ihre Stimme brach in einem lauten Stöhnen. Sie krümmte sich wie unter einem langwährenden, krampfartigen Schmerz, und ich spürte Angst in ihr, mit aller Kraft niedergerungen. »Alles wird gut«, flüsterte sie vor sich hin. »Alles wird gut. Es muß so sein. Glaube ich.«
    Sogar innerhalb des Gabentraums stand mein Herz still. Ich schaute auf Molly nieder, wie sie in gebückter Haltung erstarrt vor dem Tisch stand und mit weißen Knöcheln den Rand umklammerte. Sie trug nur ein Nachthemd, und das Haar hing ihr in schweißfeuchten Strähnen um das Gesicht. Während ich noch zu begreifen versuchte, holte sie mühsam Atem und öffnete den Mund, wie um zu schreien, doch nur ein dünner, klagender Laut kam über ihre Lippen, als hätte sie zu mehr nicht die Kraft. Eine Weile später richtete sie sich etwas auf und legte vorsichtig die Hände auf den Leib. Erst da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Sie war schwanger.
    Wäre es möglich, in Ohnmacht zu fallen, während man schläft, hätte ich dieses Kunststück fertiggebracht. Statt dessen brach die Erinnerung wie eine Flutwelle über mich herein, jedes Wort, das sie bei unserer Trennung gesagt hatte, erschien in einem neuen Licht, wie auch ihre Frage, lange vorher, was ich tun würde, wenn sie mein Kind trüge... Das Kind war der Grund gewesen, weshalb sie mich verlassen hatte, das Kind galt ihr mehr als alles andere. Nicht ein anderer Mann. Unser Kind. Sie war gegangen, um unser Kind zu schützen. Und sie hatte mir nichts gesagt, weil sie fürchtete, daß ich nicht mit ihr kommen würde. Besser nicht fragen, als ein Nein hinnehmen müssen.
    Und sie hatte recht gehabt: Ich wäre nicht mitgekommen. Zu schwarz die Wolken über Bocksburg, zu dringend die Pflichten gegenüber meinem König. Sie hatte recht getan, mich zu verlassen. Wie unverkennbar Molly, eine solche Entscheidung zu treffen, fortzugehen und alleine ihr

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