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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mich heiser grollend. Er war mir sehr nahe. Sein Atem und sein Körper stanken nach Krankheit. »War es verdorbenes Wasser? Oder etwas anderes?«
    Ich stieß Würgelaute aus und ließ mich gegen ihn sinken, als müßte ich mich übergeben. Er stieß mich weg, stand auf und entfernte sich mit schleppenden Schritten. Nur zwei von seinen Soldaten hatten sich aufgerafft und ihre Pferde abgesattelt, die anderen lagen mehr tot als lebendig auf dem Boden. Kujon ging zwischen ihnen umher und verfluchte sie nutzlos, aber inbrünstig. Einer der Männer, der noch bei Kräften war, machte sich schließlich daran, ein Feuer anzuzünden, während ein anderer sich im Schneckentempo die Reihe der Pferde entlangarbeitete, aber wenig mehr tat, als ihnen die Sättel abzunehmen. Kujon kam, um die Kette zwischen meinen Fußschellen anzubringen.
    Es gab zwei weitere Todesfälle an diesem Abend. Kujon selbst schleifte die Leichen beiseite, doch zu mehr hatte er nicht die Kraft. Das mühsam in Gang gebrachte Feuer erlosch aus Mangel an Nahrung bald wieder. Die Nacht über der weiten Ebene erschien mir schwärzer als alles, was ich je gesehen hatte, und die trockene Kälte war Teil der Finsternis. Ich hörte das Stöhnen der Männer, ein unaufhörliches Jammern; mein Bauch, mein Bauch, und die ruhelosen Bewegungen der Pferde, die nicht getränkt worden waren. Sehnsüchtig dachte ich an Wasser und Wärme. Kleine und große Schmerzen peinigten mich. Meine Handgelenke waren von den Eisenschellen aufgescheuert bis aufs rohe Fleisch. Sie schmerzten weniger als meine Schulter, aber es war ein schwelendes Brennen, das sich nicht verdrängen ließ. Ich vermutete, daß mein Schulterblatt wenigstens angebrochen war.
    Kujon näherte sich schwankend wie ein Betrunkener. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und seine Wangen waren eingesunken. Neben mir fiel er auf die Knie und krallte die Finger in mein Haar. Ich stöhnte. »Stirbst du, Bastard?« fragte er heiser. Ich stöhnte wieder und machte einen schwächlichen Versuch, mich zu befreien. Er schien zufrieden zu sein. »Gut. Dann ist es gut. Ein paar haben gesagt, es wäre dein Fluch, der uns umbringt, aber ich glaube, schlechtes Wasser vermag einen Menschen zu töten, sei er ein verfluchter Hexer oder ehrenhaft. Dennoch. Diesmal wollen wir sichergehen.«
    Es war mein eigenes Messer, das er zückte. Als er mir den Kopf zurückbog, um meine Kehle zu entblößen, schmetterte ich ihm meine Fäuste mitsamt den Handschellen und der Kette ins Gesicht. Gleichzeitig stemmte, nein, rammte ich gegen ihn mit aller Kraft der Alten Macht, die ich aufbringen konnte. Sein Griff löste sich, und er kippte nach hinten. Erst rührte er sich nicht, dann begann er zu kriechen, doch nach wenigen Metern fiel er auf die Seite und blieb erneut liegen. Ich hörte seinen röchelnden Atem. Schließlich war er still. Ich schloß die Augen und lauschte auf diese Stille und fühlte die Abwesenheit seines Lebens wie Sonnenschein auf meinem Gesicht.
    Nach einer Weile, es war bereits Tag geworden, sammelte ich meine Kräfte und machte mich daran, mir einen Überblick über meine Zukunftsaussichten zu verschaffen. Als erstes durchsuchte ich den toten Kujon. In dem Beutel an seinem Gürtel fand ich Burrichs Ohrring und nahm mir, so merkwürdig es scheinen mag, die Zeit, ihn in meinem Ohr zu befestigen, um ihn nicht zu verlieren. Auch meine Gifte befanden sich in Kujons Tasche, doch leider nicht der Schlüssel zu meinen Fesseln. Ich trennte meine Besitztümer von den seinen, aber die Sonne stach wie mit Lanzen in meinen Hinterkopf, also hängte ich seinen Beutel einfach nur an meinen Gürtel. Was immer sich darin befand, gehörte jetzt mir. Hat man einen Mann vergiftet, überlegte ich, kann man auch seine Leiche fleddern. Ehre wurde in meinem Leben allmählich zu einem abstrakten Begriff.
    Derjenige, der mich in Eisen gelegt hatte, trug wahrscheinlich auch die Schlüssel bei sich. Ich schleppte mich zu dem nächsten Toten, doch in seinen Taschen fand ich nichts, außer etwas Glimmkraut. Entmutigt blieb ich neben ihm sitzen, bis das Knirschen stolpernder Schritte mich veranlaßte, den Kopf zu heben. Von der Sonne geblendet, kniff ich die Augen zusammen. Der Junge kam langsam und schwankend auf mich zu. In einer Hand hielt er einen Wasserschlauch, in der anderen, so, daß ich ihn sehen konnte, den Schlüssel.
    Einen Steinwurf von mir entfernt blieb er stehen. »Dein Leben für meins«, hörte ich ihn krächzend sagen. Er hatte sichtlich

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