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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ich hatte nicht gewußt, daß es möglich war, die Gabe als Folterinstrument zu gebrauchen. Einen lähmenden Rammstoß, wie Veritas ihn gegen die Kordiale gerichtet hatte, das kannte ich. Aber dies war anders. Dies war kein Jähzorn, keine Demonstration von Macht, dies war schiere Lust an der Grausamkeit. Irgendwo fiel Carrod zu Boden und wand sich in wortloser Qual. Aufgrund ihrer Verbindung untereinander mußten Burl und Will eine Ahnung dieser Tortur spüren. Kaum glaublich, daß ein Adept fähig war, so etwas einem anderen anzutun. Doch es war ja nicht Will, der die Schmerzen sandte. Es war Edel.
    Endlich war es vorbei. Vielleicht währte es in Wirklichkeit nur einen Augenblick, doch Carrod mußte es vorgekommen sein wie eine Ewigkeit. Die Signale aus seinem Bewußtsein glichen einem schwachen Wimmern. Zu mehr war er nicht fähig.
    Ich glaube nicht, daß der Bastard gestorben ist. Ich wage nicht, es zu glauben, bis ich mit eigenen Augen den Toten gesehen habe. Irgend jemand hat Kujon und seine Männer umgebracht. Deshalb sucht ihn und bringt ihn mir, ob lebend oder tot. Burl, du bleibst, wo du bist und verdoppelst deine Anstrengungen. Ich bin sicher, er schlägt diese Richtung ein. Laß keinen Reisenden passieren, ohne ihn gründlich ausgefragt zu haben. Carrod, ich denke, du solltest dich zu Burl gesellen. Müßiggang scheint deinem Temperament nicht zuträglich zu sein. Mach dich morgen auf den Weg und versäume dich nicht auf der Reise. Ich erwarte, daß ihr euch nach Kräften bemüht, meine Befehle auszuführen. Wir wissen, daß Veritas lebt. Er hat es euch eindrucksvoll bewiesen. Der Bastard wird versuchen, zu ihm zu gelangen. Man muß ihn aufhalten, bevor es ihm gelingt, und dann muß mein Bruder als Bedrohung meiner Macht aus dem Weg geräumt werden. Nur diese beiden Aufträge habe ich euch gegeben. Sie auszuführen, ist das zuviel verlangt? Habt ihr nicht überlegt, was aus uns allen wird, sollte Veritas Erfolg haben? Sucht nach dem Bastard, mit der Gabe und mit Soldaten. Sorgt dafür, daß das Volk nicht vergißt, welche Belohnung ich für seine Ergreifung ausgesetzt habe. Und sorgt dafür, daß man nicht vergißt, welche Bestrafung jenen droht, die ihm helfen. Bin ich verstanden worden?
    Selbstverständlich, Majestät. Ich werde keine Mühe sparen, versicherte Burl überhastet.
    Carrod? Ich höre nichts von dir, Carrod. Die düstere Wolke von Edels Mißvergnügen hing dräuend über ihnen allen.
    Bitte, Majestät. Ich werde alles tun, alles. Lebendig oder tot, ich werde ihn für Euch finden. Ihr könnt Euch auf mich verlassen.
    Als hätte jemand eine Kerze ausgelöscht, so plötzlich war Wills und Edels Aura verschwunden. Ich spürte, wie Carrod ohnmächtig wurde. Burl verharrte noch einen Augenblick. Lauschte er? Tastete er sich in meine Richtung? Ich ließ meine Gedanken schweifen und meine Konzentration zerfließen, dann lag ich mit offenen Augen auf meiner Decke, starrte in die Schwärze unter dem Dach und grübelte. Wie immer nach dem Gebrauch der Gabe fühlte ich mich ausgelaugt und elend.
    Ich bin bei dir, mein Bruder, versuchte Nachtauge mich zu trösten.
    Und ich bin froh darüber. Ich drehte mich auf die andere Seite und suchte Zuflucht im Schlaf.

Kapitel 16
Schlupfwinkel
     
    In vielen der alten Märchen und Sagen über die Alte Macht wird behauptet, daß ein Gebundener mit der Zeit zahlreiche Wesenszüge seines Geschwistertiers annimmt. Einige der schaurigsten Mären berichten, daß ein Gebundener die Fähigkeit erwirbt, die Gestalt dieses Tieres anzunehmen. Solche, die über großes Wissen in bezug auf diese Magie verfügen, haben mir versichert, daß es sich nicht so verhält. Es stimmt, daß ein Gebundener unter Umständen sich einige Verhaltensweisen seines Geschwistertiers angewöhnt, ohne es zu merken. Aber wer mit einem Adler verschwistert ist, dem werden nicht plötzlich Flügel sprießen, und wer sich einem Pferd verbindet, wird nicht anfangen zu wiehern. Im Laufe der Zeit gelangt der Gebundene zu einem immer tieferen Verständnis seines Geschwistertiers, und je länger ein Mensch und ein Tier verschwistert sind, desto größer die Ähnlichkeit in Mimik, Gebärde und Denken. Dabei ist es nicht nur der Mensch, der sich dem Tier angleicht, sondern auch das Tier wird Wesensmerkmale des Menschen annehmen.
     
    Nik teilte Burrichs Ansicht darüber, wann ein Tag beginnen sollte. Ich erwachte von der Unruhe, als seine Männer die Pferde nach draußen führten. Ein kalter Wind fegte durch

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