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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von Eifersucht, den ich spürte? Ich rief mich zur Ordnung. Sie war meine Reisegefährtin, mehr nicht. Was ging es mich an, wie und mit wem sie ihre Nächte verbrachte? Gestern hatte sie sich im Schlaf an meinen Rücken geschmiegt, heute würde sie es eben nicht tun. Der Wolf. Ich kam zu dem Schluß, daß es an Nachtauge lag. Sie konnte es nicht hinnehmen. Sie war nicht die erste. Zu wissen, daß ich über die Alte Macht gebot, war nicht dasselbe, wie sich meinem Brudertier gegenüberzusehen. Nun, daran ließ sich nichts ändern.
    Ich schlief.
    Irgendwann in der Nacht spürte ich ein kaum wahrnehmbares Tasten. Wie ein sanfter Hauch streifte die Gabe meine Sinne. Ich erwachte, doch ich verhielt mich vollkommen ruhig, wartete ab. Nichts. Hatte ich nur geträumt? Oder, furchtbarer Gedanke, vielleicht war es Veritas, zu geschwächt, um mich zu erreichen. Vielleicht war es Will? Ich lag still, wollte hinausgreifen und wagte es nicht. Wie mochte es Veritas gehen? Seit seiner Attacke gegen Edels Kordiale hatte ich ihn nicht mehr gespürt. Komm zu mir, hatte er gesagt. Wenn das nun sein Letzter Wille gewesen war? Wenn ich am Ende meiner Suche nur vor seinen Gebeinen stehen würde? Ich verdrängte die Angst und öffnete mich.
    Das Bewußtsein, das meines berührte, war Edels.
    Ich hatte niemals zu Edel gedacht, hatte nur vermutet, daß er fähig war, von der Gabe Gebrauch zu machen. Selbst jetzt noch zweifelte ich an dem, was meine Sinne mir übermittelten. Die Stärke des Gabenstroms gemahnte mich an Will, aber die Gedanken schmeckten nach Edel. Und die Frau habt ihr auch nicht gefunden? Das Denken war nicht für mich bestimmt, er griff nach jemand anderem. Ich wurde kühner, wagte mich dichter heran, um zu lauschen, ohne mich bemerkbar zu machen.
    Bisher noch nicht, Majestät. Burl, der sein Zittern hinter formeller Höflichkeit verbarg. Ich wußte, Edel konnte es so deutlich merken wie ich, und er genoß es. Edel war nie imstande gewesen, zwischen Angst und Respekt zu unterscheiden. Er glaubte nicht, daß jemand ihn respektierte, wenn er ihn nicht auch fürchtete. Allerdings hätte ich nicht gedacht, daß er diesem Prinzip auch bei seiner Kordiale treu blieb. Ich fragte mich, womit er sie einschüchterte.
    Und nichts von dem Bastard! Kein Irrtum möglich. Edel dachte, gestützt auf Will. Hieß das, er verfügte selbst nicht über die Gabe?
    Burl ermannte sich. Majestät, ich habe keine Spur von ihm gefunden. Ich glaube, er ist tot. Wirklich tot diesmal. Er hat sich mit einem vergifteten Messer geschnitten. Die Verzweiflung, die er in jenem Augenblick empfand, war nicht geheuchelt. Kein Mensch hätte das spielen können.
    Dann müßte es eine Leiche geben, oder nicht?
    Irgendwo, Majestät, gibt es eine Leiche. Eure Soldaten haben sie einfach noch nicht entdeckt. Letzteres von Carrod, der nicht vor Angst zitterte. Er versteckte seine Angst sogar vor sich selbst und nannte sie Zorn. Ich konnte nachvollziehen, was ihn dazu bewog, doch bezweifelte ich, daß es klug war. Er war dadurch gezwungen, Edel entgegenzutreten, und Edel hatte nichts übrig für Menschen, die nicht vor ihm kuschten.
    Vielleicht sollte ich dich mit der Aufgabe betrauen, die Straßen abzureiten und danach zu suchen, meinte Edel süffisant. Vielleicht findest du ja zugleich den Mann, der Kujon und seine Patrouille ermordet hat.
    Majestät..., begann Carrod, aber SCHWEIG! übertönte ihn Edel. Dazu bediente er sich freizügig von Wills Kraft. Ihn selbst kostete die Anstrengung nichts.
    Ich habe ihn schon einmal für tot gehalten, und mein Vertrauen auf das Wort anderer hat mich beinahe das Leben gekostet. Diesmal will ich ihn sehen, seinen in Stücke gehackten Körper, bevor ich mich zufriedengebe. Wills halbherziger Versuch, den Bastard mit einem Köder aus seinem Versteck zu locken, ist erfolglos geblieben.
    Vielleicht, weil er längst tot ist, konnte Carrod sich nicht enthalten zu äußern.
    Dann war ich Zeuge eines Vorfalls, den ich lieber nicht miterlebt hätte. Edel sandte Carrod eine Nadel aus weißglühendem Schmerz, erschaffen mit Wills Gabe, und ich konnte endlich erkennen, was aus ihnen geworden war. Edel ritt Will, nicht wie ein Mann ein Pferd reitet, das im Zorn den Reiter abwirft, sondern wie eine Zecke oder ein Egel, die sich an ihrem Wirt festsetzen und ihm das Leben aussaugen. Wachend oder schlafend, Edel war immer bei ihm, hatte jederzeit Zugang zu seiner Kraft. Und nun vergeudete er sie bedenkenlos, ohne Rücksicht auf die Folgen für Will.

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