Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
schwach. Er nieste mehrere Male heftig, dann schaute er sich um. Dort, drängte ich ihn, unter dem Baum. Der Schnee hatte die Zweige der Fichte bis fast zum Boden gedrückt, so daß eine kleine Höhle entstanden war, ausgepolstert mit einem dicken Nadelteppich. Wenn er sich dort verkroch und zusammenrollte, konnte er sich erholen. Weiter, drängte ich ihn. Du kannst es schaffen. Geh weiter.
    »Ich glaube, du hast ihn zu hart getreten. Er starrt wie blind in den Himmel.«
    »Hast du gesehen, was die Frau mit Skef gemacht hat? Er blutet wie ein Schwein, aber er hat ihr auch eins verpaßt.«
    »Wo ist die Alte hin? Hat jemand sie gefunden?«
    »Sie wird in dem Schnee nicht weit kommen, also mach dir keine Gedanken ihretwegen. Weck den da auf und stell ihn auf die Füße.«
    »Er blinzelt nicht einmal, und er atmet nur noch ganz schwach.«
    »Mir gleich. Wir bringen ihn zu dem Gabenmagier. Danach haben wir nichts mehr mit ihm zu schaffen.«
    Ich merkte, daß Soldaten mich vom Boden hochrissen und daß ich den Hügel hinaufgeführt wurde, doch ich schenkte diesem Körper und was mit ihm geschah, keine Beachtung. Ich schüttelte mich nochmals, dann kroch ich unter den Baum, rollte mich zusammen und schob die Nase unter den Schwanz. Ich zuckte ein paarmal mit den Ohren, um die letzten Wassertropfen abzuschütteln. Schlaf jetzt. Alles ist in Ordnung. Schlaf. Ich schloß ihm die Augen.
    Er zitterte noch immer, aber ich fühlte eine zaghafte Wärme durch seine Glieder kriechen. Behutsam zog ich mich zurück.
    Ich hob den Kopf und machte mir ein Bild von meiner eigenen Lage. Zwischen zwei hochgewachsenen Männern aus Edels Leibgarde ging ich auf einem Pfad bergan. Auch ohne mich umzuschauen, wußte ich, daß weitere Soldaten uns folgten. Vor uns sah ich die Wagen im Schutz der Bäume stehen. Niks Männer saßen mit auf den Rücken gefesselten Händen auf dem Boden. Die Pilger, nach wie vor durchnäßt von der Überfahrt, scharten sich um ein Feuer. Weder Merle noch Krähe befanden sich unter ihnen. Eine Frau hielt laut weinend ihr Kind an sich gedrückt. Der Junge lag seltsam leblos in ihren Armen. Ein Mann schaute mir in die Augen, dann wandte er sich ab und spuckte aus. »Durch die Schuld des verfluchten Bastards sind wir ins Unglück geraten«, hörte ich ihn laut verkünden. »Eda sieht mit Mißfallen auf ihn! Er hat unsere Pilgerfahrt entweiht!«
    Man führte mich zu einem luxuriösen Zelt im Windschatten hoher Bäume. Ich wurde durch den Eingang geschoben und gezwungen niederzuknien. Der Boden in dem Zelt bestand aus einer hölzernen Plattform, die mit dicken Schafsvliesen ausgelegt war. Ein Soldat hielt mich am Haar gepackt, während der Feldwebel meldete: »Hier ist der Gefangene, Herr. Der Wolf hat Hauptmann Mark getötet, aber ihn haben wir ergriffen.«
    In einer großen Feuerschale häuften sich glosende Scheite und verströmten eine Wärme, die nach der Kälte draußen fast betäubend auf mich wirkte. Burl schien anders zu empfinden. In dicke Stoffe und Pelze gehüllt, als gäbe es sonst nichts zwischen ihm und der Winternacht, saß er in einem hölzernen Sessel vor der Schale und streckte ihr die Füße entgegen. Er war immer ein kräftiger Mann gewesen, aber in den vergangenen Jahren hatte er Fett angesetzt. Sein schwarzes Haar war gelockt und gekräuselt, wie Edel es trug. Er betrachtete mich mit trägem Mißvergnügen.
    »Wie kommt es, daß du nicht tot bist?« fragte er.
    Auf diese Frage gab es keine vernünftige Antwort. Ich schaute ihn nur ausdruckslos an, ausdruckslos, die Wälle um mein Bewußtsein lückenlos geschlossen. Offenbar ärgerte ihn mein Schweigen, denn plötzlich stieg ihm das Blut ins Gesicht, und seine Wangen schienen sich vor Zorn aufzublähen. Als er sprach, klang seine Stimme gepreßt. Sein finsterer Blick wanderte von mir zu dem Feldwebel.
    »Rapport!« Doch bevor der Mann ein Wort herausbringen konnte, fragte Burl: »Ihr habt den Wolf entfliehen lassen?«
    »Nicht entfliehen, nein, Herr. Er hat den Hauptmann angefallen. Er und Hauptmann Mark sind beide in den Fluß gestürzt und wurden weggetragen. Das Wasser ist so kalt und reißend, Herr, daß sie unmöglich überleben können. Trotzdem habe ich ein paar Männer flußabwärts geschickt, um nach der Leiche des Hauptmanns zu suchen.«
    »Man soll mir auch den toten Wolf bringen, falls er angetrieben wird. Sorg dafür, daß deine Männer das wissen.«
    »Zu Befehl, Herr.«
    »Habt ihr den Schmuggler ergriffen, diesen Nik? Oder ist er euch

Weitere Kostenlose Bücher