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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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überprüfen, ob deine Gabe den Schwertern meiner Wache standhält. Was die Alte Macht betrifft, nun, das Problem scheint sich von selbst gelöst zu haben. Doch sollte dein Wolf sich blicken lassen, ist auch er nicht gefeit gegen scharfen Stahl.«
    Ich schwieg.
    »Hast du mich verstanden?«
    Ich nickte kurz.
    »Gut. Nun, vorausgesetzt, du gibst mit deinem Verhalten keinen Grund zur Klage, wird man dich anständig behandeln, ebenso wie auch die anderen. Zeigst du dich aufsässig, werden sie mit dir bestraft. Hast du auch das verstanden?« Sein Blick forderte eine Antwort.
    Ich bemühte mich um einen ebenso gelassenen Tonfall. »Glaubst du wirklich, ich sorge mich um Niks Wohlergehen, nachdem er mich an dich verkauft hat?«
    Er lächelte. Mir wurde kalt, denn dieses Lächeln hatte einst dem liebenswürdigen Zimmermannsgesellen gehört. Ein anderer Burl steckte nun in seiner Haut. »Du bist ein Fuchs, Bastard, und das warst du schon immer, seit ich dich kenne. Aber du hast die gleiche Schwäche wie dein Vater und der unrechte König – ihr glaubt, das Leben eines dieser Kretins sei ebensoviel wert wie das eure. Eine Unbotmäßigkeit von dir, und sie bezahlen alle, bis zum letzten Blutstropfen. Verstehst du mich? Auch Nik.«
    Burl hatte recht. Ich besaß nicht die Kaltblütigkeit zuzusehen, wie die Pilger für meinen Starrsinn büßten. »Und wenn ich mich füge? Was wird dann aus ihnen?«
    Er schüttelte den Kopf über meine Gefühlsduselei. »Drei Jahre Knechtschaft. Wäre ich ein weniger gütiger Mensch, würde ich jedem eine Hand abschlagen lassen, denn indem sie versuchten, heimlich die Grenze zu überschreiten, haben sie gegen das Gebot des Königs verstoßen und verdienen, als Verräter behandelt zu werden. Für die Schmuggler zehn Jahre.«
    Ich wußte, nur wenige der Schmuggler würden diese zehn Jahre überleben. »Und die Vagantin?«
    »Muß sterben. Sie wußte, wer du warst, denn Will hat in Blauer See mit ihr gesprochen. Sie entschied sich dafür, dir zu helfen, anstatt ihrem König zu dienen. Sie ist eine Hochverräterin.«
    Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. »Indem sie mir hilft, dient sie dem wahren König. Und wenn Veritas zurückkehrt, wirst du seinen Zorn spüren. Niemand wird dich oder den Rest deiner verräterischen Kordiale vor ihm schützen.«
    Burl schaute mich schweigend an, und ich hätte mir am liebsten die Zunge abgebissen. Ich hatte mich angehört wie ein Kind, das einem anderen mit dem großen Bruder droht. Meine Worte waren sinnlos und schlimmer als sinnlos.
    »Wache!« Burl erhob kaum die Stimme, aber im Nu waren die beiden Männer im Zelt und hatten die Schwerter auf meinen Kopf gerichtet. Burl tat so, als bemerkte er die Waffen nicht. »Bringt die Vagantin her. Und seht zu, daß sie diesmal nicht wieder ›Sperenzchen‹ macht.« Als sie zögerten, schüttelte er den Kopf und seufzte. »Geht, alle beide. Und schickt mir euren Feldwebel.« Nachdem sie das Zelt verlassen hatten, schaute er mich an und verzog das Gesicht. »Du siehst, womit ich mich hier plagen muß. Mondesauge ist von jeher der Sammelplatz für das gesamte Kroppzeug der Armee gewesen. Ich habe die Memmen, die Dummköpfe, die Unzufriedenen, die Bestechlichen. Und dann muß ich den Unmut meines Königs ertragen, wenn sie jeden, aber auch wirklich jeden Auftrag, den man ihnen gibt, verpatzen.«
    Offenbar erwartete Burl tatsächlich, daß ich ihn bemitleidete. »Deshalb hat Edel dich also hergeschickt; damit sich gleich zu gleich gesellt«, bemerkte ich statt dessen.
    Burl schenkte mir ein seltsames Lächeln. »Wie König Listenreich deinen Vater und Veritas hergeschickt hat.«
    Wieder hätte ich besser geschwiegen. Ich senkte den Blick auf das dicke Vlies, das den Boden bedeckte; es sog das Wasser auf, das aus meinen Haaren und Kleidern tropfte. Ich fröstelte, als triebe mir die Wärme des Feuerbeckens die Kälte aus, die mein Körper gehortet hatte. Für einen kurzen Augenblick griff ich aus mir hinaus. Mein Wolf schlief. Vorerst hatte er es behaglicher als ich. Burl beugte sich zu dem kleinen Tisch neben seinem Sessel, füllte einen Becher mit dampfender Fleischbrühe und trank einen Schluck, bevor er sich seufzend zurücklehnte.
    »Wir sind weit entfernt von unseren Anfängen, nicht wahr?« Es klang fast bedauernd.
    Ich nickte zustimmend. Burl war ein vorsichtiger Mann, und ich hegte nicht den geringsten Zweifel, daß er seine Drohungen wahr machen würde. Ich hatte die Gestalt seiner Gabe gesehen und auch, wie

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