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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Mein Lied über Kreuzfeuers Kordiale hat ihr nicht gefallen.«
    »Schön, aber das könnte ohne weiteres an deinem Gesang gelegen haben. Wir wollen da keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    Trotz allem mußte ich lächeln. »Du bist so lange nicht du selbst gewesen, daß es fast eine Erleichterung ist, wieder deine spitze Zunge zu spüren.«
    »Hätte ich gewußt, daß es dir fehlt, hätte ich dich schon viel früher beleidigt.« Er griente, dann wurde er wieder ernst. »FitzChivalric, Geheimnisse schweben über dem Kopf dieser Frau wie Fliegen über – verschüttetem Bier. Sie riecht förmlich nach Omen und Zeichen und Prophezeiungen, die der Erfüllung entgegenreifen. Ich denke, es ist an der Zeit, daß einer von uns ihr ein paar unumwundene Fragen stellt.« Er lächelte mich an. »Dir bietet sich heute nachmittag eine gute Gelegenheit, während sie deine Schritte behütet. Du darfst natürlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Frag sie, wer in ihrer Jugend König der Sechs Provinzen war. Und weshalb sie des Landes verwiesen wurde.«
    »Des Landes verwiesen?« Ich lachte. »Das meinst du doch nicht ernst!«
    »Nein? Frag sie. Und berichte mir, was sie dir alles nicht sagt.«
    »Und im Austausch für all das wirst du mir verraten, was zwischen Merle und dir im Gange ist?«
    Er warf mir einen schrägen Blick zu. »Bist du sicher, daß du es wissen willst? Als wir das letzte Mal einen solchen Handel schlossen, und ich das Geheimnis für dich lüftete, warst du nicht glücklich darüber.«
    »Ist dies wieder ein solches Geheimnis?«
    Er musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Ich muß zugeben, das weiß ich selbst nicht so genau. Manchmal überraschst du mich, Fitz. Häufiger jedoch gereiche ich mir selbst zur Verwunderung. Zum Beispiel, wenn ich mich freiwillig dazu melde, mit einem ungeratenen Bastard durch pappigen Schnee zu stapfen und einen Hindernislauf um Bäume herum zu veranstalten, während ich gemütlich eine breite Straße entlangflanieren könnte, in Gesellschaft von einigen bezaubernden Jeppas.«
    Auch den Rest des Vormittags war nichts Vernünftiges aus ihm herauszubekommen. Nach einer kurzen Rast war es jedoch Merle und nicht Krähe, die ihn ablöste. Mir schwante Böses. Ich war noch nicht willens, ihr zu verzeihen, daß sie sich mit dem Wissen um mein Kind die Teilnahme an dieser Expedition erkauft hatte. Doch irgendwann und irgendwo entlang des Wegs war mein Zorn zu einer nüchternen Vorsicht ihr gegenüber erkaltet. Ich wußte, sie würde nicht davor zurückschrecken, jedes bißchen Wissen gegen mich zu gebrauchen. Deshalb hütete ich meine Zunge und war entschlossen, mir kein Wort über Molly oder meine Tochter entlocken zu lassen. Nicht, daß meine Verschwiegenheit jetzt noch viel genützt hätte.
    Doch zu meiner Überraschung zeigte Merle sich liebenswürdig und gesprächig. Sie bestürmte mich mit Fragen, nicht über Molly, sondern über den Narren, bis zu einem Punkt, an dem ich es fast für möglich hielt, daß sie wirklich eine plötzliche Zuneigung zu ihm gefaßt hatte. Am Hof von Bocksburg war es einige Male vorgekommen, daß Frauen ein Auge auf ihn geworfen hatten und um seine Aufmerksamkeit buhlten. Diejenigen von ihnen, die es einzig darauf abgesehen hatten, sich mit einer fremdartigen Trophäe zu schmücken, hatte er gnadenlos in ihrer ganzen Oberflächlichkeit bloßgestellt und zum Gespött gemacht. Es hatte eine Gärtnerin gegeben, die sich von seinem Witz so eingeschüchtert fühlte, daß sie in seiner Gegenwart kein Wort herausbrachte. Unter dem Gesinde wurde getuschelt, daß sie am Fuß der Treppe zu seiner Turmkammer Blumen hinlegte, und einige hatten vermutet, daß sie gelegentlich eingeladen worden sei, diese Treppe zu erklimmen. Sie mußte Bocksburg verlassen, um für ihre betagte Mutter zu sorgen, die in einem weit entfernten Dorf lebte, und damit hatte meines Wissens die zarte Romanze geendet.
    Das war alles, aber selbst dieses Wenige enthielt ich Merle vor und antwortete auf ihre Fragen ausweichend. Wir wären Jugendfreunde, doch unsere Pflichten hätten uns wenig Muße gelassen, geselligen Umgang miteinander zu pflegen. Das kam der Wahrheit ziemlich nahe; dennoch konnte ich merken, daß es sie sowohl enttäuschte als auch belustigte. Ihre nächsten Fragen waren nicht weniger sonderbar. Merle wollte wissen, ob ich je darüber nachgedacht hätte, wie sein wirklicher Name sein mochte, worauf ich erwiderte, als jemand, der sich nicht entsinnen könne, wie seine

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