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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gar nicht ans Essen. Ich habe so viele Dinge in den Drachen gelegt... vielleicht war das eins davon.«
    »Und wie lange ist es her, seit Ihr geschlafen habt?«
    »Ich kann nicht gleichzeitig schlafen und arbeiten«, setzte Veritas ihr geduldig auseinander. »Und die Arbeit muß getan werden.«
    »Und sie wird getan werden«, versprach ihm Krähe. »Doch heute abend werdet Ihr ausruhen. Ihr werdet essen und trinken und dann schlafen. Dort drüben, seht Ihr, hat Merle für Euch ein Zelt errichtet. Ein weiches Lager wartet auf Euch und warmes Wasser, damit Ihr Euch waschen könnt, dazu frische Kleidung, soweit es uns möglich war, damit zu dienen.«
    Veritas schaute auf seine silbernen Hände. »Ich weiß nicht, ob es möglich ist, daß ich mich wasche«, gestand er.
    »Dann werden FitzChivalric und der Narr Euch helfen«, wischte Krähe seinen Einwand beiseite.
    »Danke. Das wäre gut. Aber...« Ein grüblerischer Ausdruck trat auf seine Züge. »Kettricken. War sie nicht vorhin hier? Oder habe ich das nur geträumt? Die Erinnerungen an sie waren die stärksten; deshalb habe ich sie in den Drachen einfließen lassen. Sie habe ich am meisten vermißt.« Er verstummte und sagte dann: »Wenn ich mich daran erinnere, was ich vermisse.«
    »Kettricken ist hier«, beruhigte ich ihn. »Sie ist auf die Jagd gegangen, aber sie wird bald zurückkehren. Möchtet Ihr nicht gewaschen und sauber gekleidet sein, wenn sie zurückkehrt?« Ich hatte mir vorgenommen, auf das einzugehen, was einen Sinn ergab, und alles andere vorerst beiseite zu lassen.
    »Sie sieht über solche Dinge hinweg«, ließ Veritas mich mit einem Anflug von Stolz in der Stimme wissen. »Dennoch, es wäre schön... Aber es gibt noch soviel Arbeit zu tun.«
    »Es ist zu dunkel, um heute noch weiterzuarbeiten«, argumentierte Krähe. »Wartet bis morgen. Morgen werde ich Euch helfen.«
    Veritas schüttelte langsam den Kopf und trank den restlichen Tee. Schon dieses dünne Gebräu schien ihn gekräftigt zu haben. »Nein«, widersprach er leise. »Ich fürchte, das kannst du nicht. Ich muß den Drachen allein vollenden.«
    Als er Krähe den leeren Becher hinhielt, griff sie nicht danach, sondern umfaßte seinen Oberarm und zog ihn auf die Füße. Veritas ließ das Schwert fallen, oder vielleicht entglitt es ihm auch. Ich bückte mich und hob die Waffe auf. Mein König folgte Krähe widerstandslos, als hätte ihr schnelles, entschlossenes Handeln ihn aller Willenskraft beraubt. Während ich hinter ihnen herging, betrachtete ich die Klinge, die Hods ganzer Stolz gewesen war, und ich fragte mich, was Veritas geritten hatte, dieses edle Schwert als Steinmetzwerkzeug zu mißbrauchen. Die Schneiden waren wellig und schartig, und die Spitze war so rund und stumpf wie ein Löffel. Das Schwert ähnelte in mancher Hinsicht dem Mann, dachte ich.
    Am Lagerplatz angekommen, erschrak ich fast, als ich sah, daß Kettricken zurückgekehrt war. Sie saß am Feuer und starrte ausdruckslos in die Flammen. Nachtauge lag fast auf ihren Füßen. Seine Ohren spielten in meine Richtung, als ich herankam, doch er machte keinerlei Anstalten, die Königin zu verlassen.
    Krähe geleitete Veritas geradewegs zu dem provisorischen Zelt, das man für ihn errichtet hatte. Sie nickte dem Narren zu. Wortlos nahm dieser die Schüssel mit heißem Wasser, die neben dem Feuer stand, und folgte ihr. Als ich ebenfalls in das Zelt treten wollte, scheuchte der Narr Krähe und mich zurück. »Er ist nicht der erste König, den ich pflege«, erinnerte er uns. »Überlaßt ihn mir.«
    »Auf keinen Fall seine Hände und Unterarme berühren!« warnte Krähe ihn streng. Der Narr stutzte einen Augenblick, dann nickte er. Als ich wegging, löste er gerade den vielfach verknoteten Riemen, der Veritas’ Wams zusammenhielt, und schwatzte dabei von belanglosen Dingen. Ich hörte Veritas sagen: »Charim fehlt mir sehr. Ich hätte nie zulassen dürfen, daß er mitkommt, aber er war schon so lange in meinem Dienst... Er hatte einen qualvollen Tod. Es war schwer für mich, sein langsames Sterben zu beobachten. Doch auch er ist Teil des Drachen. Es war notwendig.«
    Ich fühlte mich beklommen, als ich zum Feuer zurückging. Merle rührte in dem Topf mit brodelndem Gulasch. Von einem großen Stück Fleisch tropfte zischend Fett in die Flammen. Der Bratengeruch erinnerte mich daran, daß ich hungrig war, und sofort fing mein Magen an zu knurren. Krähe stand mit dem Rücken zum Feuer und starrte in die Dunkelheit. Kettricken

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