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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie vor einer fast unlösbaren Aufgabe standen. Kein einzelner Mensch, und sei er noch so stark in der Gabe, konnte allein die Roten Schiffe von unserer Küste vertreiben. Der König ließ Galen vor sich kommen, den Gabenmeister, und wies ihn an, für Veritas eine Kordiale zu schaffen, um den Prinzen zu unterstützen. Galen weigerte sich, besonders, weil einer von denen, die er ausbilden sollte, ein Bastard der königlichen Familie war. Der Gabenmeister erklärte, keiner der Schüler, die man ihm zumutete, wäre würdig, in der Gäbe unterwiesen zu werden. Doch König Listenreich beharrte auf seinem Wunsch und befahl ihm, sein Bestes zu tun. Galen mußte sich fügen und schuf die Kordiale, die seinen Namen trug.
    Bald wurde Prinz Veritas bewußt, daß zwischen ihm und der untereinander verschworenen Kordiale nicht die Verbindung bestand, die nötig war, um die Möglichkeiten der Gabe auszuschöpfen. Inzwischen war Galen gestorben, ohne einen Nachfolger für den Posten des Gabenmeisters zu hinterlassen. In seiner Not suchte Veritas nach anderen Gabenkundigen, die ihm in seinem Kampf beistehen konnten. Zwar waren in den friedlichen Jahren der Herrschaft von König Listenreich keine neuen Kordialen erschaffen worden, doch es bestand die Möglichkeit, daß noch Männer und Frauen lebten, die vor dieser Zeit einer Kordiale angehört hatten. War nicht die Langlebigkeit der Mitglieder von Kordialen legendär? Er hoffte jemanden zu finden, der entweder fähig war, ihm zu helfen oder andere in der Gabe auszubilden.
    Doch Prinz Veritas’ Suche blieb erfolglos. Gabenkundige, die er entweder aufgrund von Angaben in alten Aufzeichnungen oder Hinweisen, die ihm aus der Bevölkerung zugetragen wurden, ausfindig machen konnte, waren alle entweder gestorben oder auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Deshalb war Prinz Veritas gezwungen, seinen Krieg allein zuführen.
     
    Bevor Krähe weitersprechen konnte, ertönte aus Veritas’ Zelt ein Schrei. Wir alle zuckten zusammen, aber Krähe war die erste an der Zeltklappe. Der Narr kam heraus, ging stracks zum Wassereimer und steckte die rechte Hand hinein. Sein Gesicht war verzerrt, vor Schreck oder vor Schmerz oder vor beidem. Krähe eilte hinter ihm her.
    »Habe ich dich nicht gewarnt? Laß das mit dem Wasser. Es hilft nicht. Nichts hilft. Du mußt Ruhe bewahren. Es ist nicht wirklich Schmerz, nur ein Gefühl, das du noch nie gehabt hast. Tief einatmen. Ruhig. Nimm es hin, nimm es einfach hin. Tief atmen, tief atmen.«
    Während sie redete, zerrte sie am Arm des Narren, bis er widerstrebend die Hand aus dem Wasser zog. Sofort warf Krähe mit einem Tritt den Eimer um und stieß mit dem Fuß Steinmehl und Schotter über die Lache, während sie den Narren nach wie vor festhielt. Ich reckte den Hals, um an ihr vorbeizuschauen. Die ersten drei Finger seiner linken Hand hatten silberne Spitzen. Er betrachtete sie mit unverhohlenem Schaudern. Noch nie hatte ich den Narren so außer Fassung erlebt.
    Krähe redete mit fester Stimme auf ihn ein. »Es läßt sich nicht abwaschen. Es läßt sich nicht abwischen. Es ist jetzt ein Teil von dir, also finde dich damit ab. Freunde dich damit an.«
    »Tut es weh?« fragte ich besorgt.
    »Frag ihn das nicht!« herrschte Krähe mich an. »Stell ihm jetzt überhaupt keine Fragen. Sieh du nach dem König, und ich kümmere mich um den Narren.«
    In der Aufregung hatte ich meinen König fast vergessen. Ich duckte mich ins Zelt. Veritas saß auf zwei gefalteten Decken und bemühte sich, eins von meinen Hemden zuzuschnüren. Offenbar war Merle nicht davor zurückgeschreckt, alle Packen nach sauberen Kleidungsstücken zu durchsuchen. Ich war froh, ihm mit etwas helfen zu können, doch es schmerzte zu sehen, daß ihm eins meiner Hemden paßte. So dünn war er geworden.
    »Erlaubt mir, Majestät«, sagte ich.
    Er ließ die Hände nicht nur einfach sinken, sondern er legte sie auf den Rücken. »Hat der Narr großen Schaden genommen?« fragte er, während ich an den verknoteten Bändern nestelte. Fast hörte er sich an wie der alte Veritas.
    »Nur drei Fingerspitzen sind silbern geworden«, gab ich Auskunft. Der Narr hatte eine Bürste und eine Schnur bereitgelegt. Ich trat hinter Veritas und begann sein Haar zu bürsten. Hastig nahm er die Hände wieder nach vorn. Etwas von dem Grau in seinem Haar war Steinstaub gewesen, aber nicht alles. Sein Kriegerzopf war nun grau mit schwarzen Strähnen darin und struppig wie Roßhaar. Während ich die Schnur umwickelte und

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