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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bis er einen kugelrunden Bauch hatte. Kettricken und Veritas saßen abseits und unterhielten sich leise. Ich bemühte mich, sie nicht wieder zu beobachten; trotzdem bemerkte ich, daß Veritas’ Blick immer wieder zu dem Postament huschte, wo sein Drache wartete. Sein Baß ließ sich nur in Abständen vernehmen und verstummte oft ganz, bis eine weitere Frage Kettrickens ihn wieder zu einer Antwort nötigte.
    Der Narr machte sich einen Spaß daraus, mit seinen Gabenfingern verschiedene Gegenstände zu berühren, eine Schüssel, ein Messer, sein Hemd. Krähes mißbilligenden Blicken begegnete er mit einem strahlenden Lächeln. »Ich passe schon auf«, sagte er.
    »Du hast keine Ahnung, wie man aufpaßt«, belehrte sie ihn. »Du wirst erst merken, daß du dich verirrt hast, wenn es kein Zurück mehr gibt.« Ächzend erhob sie sich von unserer Metzgerarbeit und bestand darauf, seine Finger wieder zu verbinden. Anschließend verließen sie und Merle das Lager, um neues Feuerholz zu sammeln. Der Wolf raffte sich mit seinem vollen Wanst vom Boden auf und folgte ihnen.
    Kettricken geleitete Veritas in das kleine Zelt, kam allein wieder heraus und verschwand in der Jurte. Ihr Bettzeug im Arm, tauchte sie kurz darauf wieder auf und brachte mich in unsägliche Verlegenheit, als sie meinen verstohlenen Blick auffing und festhielt. »Ich habe die langen Handschuhe aus deinem Packen genommen, Fitz«, sagte sie ruhig und verschwand in Veritas’ Zelt. Der Narr und ich vermieden es, uns anzusehen.
    Ich fuhr mit dem Ausbeinen und Portionieren fort, obwohl ich auf einmal der Arbeit herzlich überdrüssig war. Der Geruch des rohen Fleischs erinnerte plötzlich mehr an Carrod als an saftige Braten. Meine Arme waren bis zu den Ellbogen mit Blut beschmiert und die ausgefransten Manschetten meiner Hemdsärmel regelrecht damit getränkt. Verbissen machte ich weiter. Der Narr kam und setzte sich zu mir.
    »Als meine Finger Veritas’ streiften, konnte ich in ihm lesen«, sagte er plötzlich. »Ich wußte, er ist ein König, meiner Dienste würdig, so wie sein Vater vor ihm. Ich weiß, was er plant«, fügte er leiser hinzu. »Erst war es zu gewaltig für mich, und ich konnte es nicht begreifen, aber jetzt habe ich Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Und es paßt zu meinem Traum von Realder.«
    Mich überlief ein Frösteln, das nichts mit der Kühle der Nacht zu tun hatte. »Wie meinst du das?« fragte ich.
    »Die Drachen sind die Uralten«, erklärte der Narr mit verschwörerisch gesenkter Stimme, »aber Veritas vermochte sie nicht zu erwecken. Also erschafft er seinen eigenen Drachen, und wenn er vollendet ist, wird er ihn wecken und dann wird er sich aufmachen, um die Roten, Korsaren zu bekämpfen. Allein.«
    Allein. Das Wort berührte mich. Wieder einmal bereitete Veritas sich darauf vor, allein in die Schlacht zu ziehen. Doch es gab noch zu vieles, das ich nicht verstand und das mich verwirrte. »Alle Uralten waren Drachen?« fragte ich und dachte an die phantasievollen Gemälde und Bildteppiche von Uralten, die ich gesehen hatte. Auf manchen waren sie als drachenähnliche Geschöpfe dargestellt, aber...
    »Nein. Die Uralten sind Drachen. Diese gemeißelten Kreaturen im Garten der Steine – das sind die Uralten. König Weise war zu seiner Zeit imstande, sie zu erwecken und als Verbündete zu gewinnen. Für ihn wurden sie lebendig. Nun aber schlafen sie zu tief, oder sie sind tot. Veritas hat ebenfalls versucht, sie zu wecken, auf jede nur erdenkliche Art, und dabei viel von seiner Kraft verbraucht. Als es ihm nicht gelang, beschloß er, seinen eigenen Uralten zu erschaffen und mit ihm die Roten Korsaren zu bekämpfen.«
    In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ich dachte an die Alte Macht, die der Wolf und ich in den Skulpturen gespürt hatten, an das Mädchen auf dem Drachen hier in diesem Steinbruch. Die Qual in ihrem Gesicht! Lebendiger Stein, gefangen und auf ewig erdgebunden. Ich schauderte. Eine andere Art von Kerker.
    »Wie soll das möglich sein?«
    Der Narr schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich glaube auch nicht, daß Veritas es weiß. Er tastet sich auf gut Glück vorwärts, formt den Stein, gibt ihm seine Erinnerungen. Und wenn das Werk vollendet ist, wird der Drache zum Leben erwachen. Nehme ich an.«
    »Ist dir überhaupt bewußt, was du da sagst?« fragte ich ihn. »Stein soll sich in die Lüfte erheben und die Sechs Provinzen gegen die Roten Korsaren verteidigen? Und was ist mit Edels Truppen und den

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