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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gegenüber hin, als müßten wir beaufsichtigt werden.
    »Veritas hat gesagt, die Gabe, die daran haftet, hilft ihm, Fels mit den Händen zu formen«, erklärte ich ihr.
    »Ist deine Zunge zwiegeteilt, daß du soviel schwatzen mußt?« Krähe funkelte mich an.
    »Vielleicht bräuchte ich nicht soviel zu schwatzen, wenn du etwas gesprächiger wärst«, gab ich zurück. »Fels ist nicht lebendig.«
    »Wahrhaftig? Nun, weshalb sollte ich dir etwas erzählen, wenn du ohnehin schon alles weißt?« Sie machte sich über das Essen her, als hätte es ihr ein persönliches Unrecht angetan.
    Merle gesellte sich zu uns. Sie setzte sich neben mich, stellte den Teller auf die Knie und sagte: »Ich verstehe nicht, was es mit dem silbernen Zeug an seinen Händen auf sich hat. Was ist es?«
    Der Narr beugte sich kichernd über seinen Teller wie ein unartiges Kind, während Krähe die Vagantin anschaute, wie nur sie es konnte. Ich für meinen Teil hatte die Nase voll von Rätseln und Ausflüchten. »Wie fühlt es sich an?« fragte ich den Narren.
    Er schaute auf seine verbundenen Finger. »Kein Schmerz. Sehr empfindlich. Ich kann das Webmuster der Fäden in dem Verbandsstoff spüren.« Sein Blick schweifte in die Ferne, und er lächelte. »Ich sehe den Mann, der ihn gewebt hat, und die Frau, die den Faden spann. Die Schafe auf der Weide, Regen fällt auf ihre dicke Wolle, das Gras... Wolle ist Gras, Fitz. Ein Hemd aus Gras gewoben. Nein, da ist noch mehr. Die Erde, schwarz und satt...«
    »Aufhören!« schnitt Krähe ihm das Wort ab; dann wandte sie sich aufgebracht an mich. »Und du hörst auf, ihm Fragen zu stellen, Fitz. Außer, du willst, daß er ihnen zu weit folgt und auf ewig verloren ist.« Sie versetzte dem Narren einen scharfen Rippenstoß. »Iß deinen Teller leer.«
    »Wie kommt es, daß du soviel über die Gabe weißt?« fragte Merle unschuldig.
    »Nicht du auch noch!« erboste sich Krähe. »Ist denn hier nichts mehr privat?«
    »Bei uns? Nicht viel«, erwiderte der Narr, ohne sie anzuschauen. Er beobachtete Kettricken, deren Gesicht vom Weinen verquollen war, während sie für sich und Veritas die Teller füllte. In ihren zerschlissenen und verschmutzten Kleidern, mit dem strohigen Haar und den rissigen Händen, hätte sie eine beliebige Frau sein können, die ihrem Gatten das Abendessen brachte; doch ich schaute sie an und sah vielleicht die größte Königin, die Bocksburg je gekannt hatte.
    Veritas zuckte leicht, als er aus ihren Händen den Teller und hölzernen Löffel entgegennahm. Er schloß für einen Augenblick die Augen und wehrte sich gegen den Sog der Entstehungsgeschichte der Gerätschaften; dann probierte er fast zögernd den ersten Bissen. Über die Entfernung hinweg spürte ich das Erwachen eines fordernden Hungers. Nicht nur Gekochtes hatte er lange nicht mehr zu sich genommen, sondern überhaupt feste Nahrung. Er holte tief Atem und fiel über das Essen her wie ein Wolf.
    Krähe schaute ihm zu. In ihren Augen stand Mitleid. »Nein. Hier gibt es keine Privatsphäre«, meinte sie bekümmert.
    »Je schneller wir ihn nach Jhaampe zurückbringen, desto schneller wird er sich wieder erholen«, sagte Merle vernünftig. »Sollten wir gleich aufbrechen, was meint ihr? Oder ihm ein paar Tage Ruhe gönnen, damit er wieder zu Kräften kommt?«
    »Wir werden ihn nicht zurück nach Jhaampe bringen«, erwiderte Krähe mit einem traurigen Unterton in der Stimme. »Er hat angefangen, einen Drachen zu erschaffen Er kann ihn nicht im Stich lassen.« Sie schaute uns der Reihe nach an. »Das einzige, was wir für ihn tun können ist hierzubleiben und ihm zu helfen, die Arbeit zu vollenden.«
    »Während die Roten Korsaren die gesamte Küste der Sechs Provinzen verwüsten und Farrow das Bergreich angreift, sollen wir hierbleiben und dem König helfen einen Drachen zu meißeln?« Merle konnte es nicht glauben.
    »Ja. Wenn wir die Sechs Provinzen und das Bergreich retten wollen, sollten wir genau das tun. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich glaube, ich werde noch einige Portionen Fleisch braten. Unser König sieht aus, als könnte er es brauchen.«
    Ich stellte meinen leeren Teller zur Seite. »Alles Fleisch müßte gebraten werden. In diesem Wetter hält es sich sonst nicht lange.«
    Die nächste Stunde büßte ich für meinen ungebetenen Rat, indem ich das Wildschwein in Portionen zerlegte, die während der Nacht über kleinem Feuer trockenbraten sollten. Nachtauge wachte auf und half die Abfälle zu vernichten,

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