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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit Merle und schließlich Krähe. Als mein Hals trocken wurde und meine Stimme heiser, hob Kettricken die Hand und schickte Merle nach Wasser. Sie kehrte mit Tee und Fleisch für uns alle zurück. Ich trank nur einen Schluck von dem Tee und sprach weiter, während die anderen ringsum picknickten.
    Ich hielt an meinem Entschluß fest und verschwieg nichts, auch nicht das für mich Beschämende. Ich erzählte, wie ich die Soldaten in Edels Begleitung getötet hatte, nannte sogar den Namen des Mannes, an den ich mich aus Bocksburg erinnerte. Auch meine Erfahrungen mit der Alten Macht ließ ich nicht aus, wie ich es früher getan hätte. Ich sprach mit einer Offenheit, als gäbe es nur Veritas und mich. Ich erzählte ihm von meinen Befürchtungen für Molly und das Kind und auch von meiner Angst, daß, falls Edel sie nicht aufspürte und ermordete, Chade mir meine Tochter wegnehmen würde, um sie auf den Thron der Weitseher zu setzen. Während ich sprach, bemühte ich mich auf jede mir mögliche Art, Veritas zu erreichen, nicht nur mit meiner Stimme, sondern auch mit der Alten Macht und der Gabe. Ich versuchte, den Mann zu finden, den ich einst gekannt hatte und der jetzt in ihm verschüttet zu sein schien. Er spürte die Berührung, soviel konnte ich merken, doch was ich auch tat, von ihm kam nichts zu mir zurück.
    Den Abschluß meines Berichts bildete der Vorfall der letzten Nacht, was bei der Skulptur der Drachenreiterin geschehen war. Ich beobachtete Veritas, ob sein Gesichtsausdruck sich veränderte, doch er verzog keine Miene. Als ich meinen Bericht beendet hatte, stand ich schweigend vor ihm und hoffte, er würde mir Fragen stellen. Der alte Veritas hätte mich die ganze Geschichte noch einmal erzählen lassen, hätte zu jedem Ereignis genauere Erkundigungen eingeholt, hätte wissen wollen, was ich vermutete, dachte, folgerte. Dieser grauhaarige alte Mann jedoch nickte nur einige Male und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Majestät!« sagte ich flehend.
    »Ja, was ist denn, Junge?«
    »Habt Ihr keine Fragen? Gibt es nichts, was Ihr mir sagen wollt?«
    Er schaute mich an, aber ich war nicht sicher, ob er mich wirklich sah. Er räusperte sich. »Ich habe Carrod mit der Gabe getötet, das ist wahr. Die anderen habe ich seither nicht mehr gespürt, aber ich glaube nicht, daß sie tot sind, sondern daß ich die Fähigkeit verloren habe, sie wahrzunehmen. Du mußt auf der Hut sein, Junge.«
    Ich starrte ihn an. »Das ist alles? Ich muß auf der Hut sein?«
    »Nein. Es gibt noch etwas.« Er warf einen Blick auf den Narren. »Ich fürchte, wenn du zu dem Narren sprichst, hört Edel, was du sagst. Ich fürchte, es war Edel, der an jenem Tag zu dir kam und sich des Narren bediente, um dich zu fragen, wo Molly sich versteckt hält.«
    Mein Mund wurde trocken. Ich drehte mich zu dem Narren um. Auf seinen bleichen Zügen malte sich unsägliche Bestürzung. »Ich kann mich nicht erinnern... Ich habe nie gesagt...« Er rang nach Atem, dann kippte er plötzlich ohnmächtig zur Seite.
    Krähe beugte sich über ihn. »Er atmet noch«, sagte sie.
    Veritas nickte. »Das könnte bedeuten, sie haben ihn jetzt freigegeben. Aber baut nicht darauf, daß es wirklich so ist.«
    Mich schwindelte. Ich hatte es gespürt, wie sie den Narren verließen. Ein Seidenfaden, der urplötzlich zerrissen war. Ihr Einfluß auf ihn war nicht sehr stark gewesen; trotzdem war es ihnen irgendwie gelungen, alles in Erfahrung zu bringen, was sie wissen mußten, um meine Frau und mein Kind zu ermorden. Jede Nacht hatten sie seine Träume durchforscht und gestohlen, was sie brauchen konnten.
    Ich ging zu dem Narren, umfaßte seine linke Hand und berührte ihn mit der Gabe. Langsam hoben sich seine Lider, und er setzte sich auf. Eine Weile starrte er uns alle verständnislos an; dann erfaßten mich seine Augen, und ich sah die Scham in den rauchigen Tiefen. »›Und er, der ihn am meisten liebt, wird an ihm den gemeinsten Verrat üben.‹ Meine eigene Prophezeiung. Seit meinem elften Lebensjahr habe ich es gewußt. Chade, sagte ich zu mir, als er entschlossen zu sein schien, dir dein Kind zu nehmen. Chade war der Verräter.« Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Doch ich war es. Ich.« Langsam stand er auf. »Es tut mir leid. Es tut mir unendlich leid.«
    Tränen glänzten in seinen Augen. Er drehte sich um und ging langsam davon. Ich konnte mich nicht überwinden, ihm zu folgen; aber Nachtauge erhob sich und trottete lautlos hinter ihm

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