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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wohl vergessen. Nun kann ich es dem anderen hinzufügen.«
    Krähe trat dichter an ihn heran. »Majestät, helft mir, meine Gabe zu befreien, und ich werde Euch helfen, den Drachen zu füllen.«
    Es war etwas Eigenartiges an der Art, wie sie das sagte. Wir alle hörten ihre Worte, doch ich hatte den Eindruck, daß nur Veritas wirklich verstand, was sie meinte. Zu guter Letzt nickte er, wenn auch zögernd. »Ich sehe keine andere Möglichkeit«, sagte er vor sich hin. »Keine andere Möglichkeit.«
    »Wie soll ich etwas tun, wenn ich nicht einmal weiß, worum es sich handelt?« beschwerte ich mich. »Majestät«, fügte ich nach einem tadelnden Blick von Kettricken hinzu.
    »Du weißt soviel wie wir«, antwortete Veritas. »Ihr Bewußtsein wurde mit der Gabe verbrannt, von ihrer eigenen Kordiale, um sie zu lebenslanger Isolation zu verdammen. Du mußt deine Gabe benutzen, um die Vernarbungen zu überwinden.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich das anfangen soll...«, begann ich, aber Krähe drehte sich zu mir um und schaute mich an. Ich sah das Flehen in ihren alten Augen. Verlust und Einsamkeit und einen Hunger nach der Gabe, der sich bis zu einem Punkt gesteigert hatte, an dem er sie von innen her verzehrte. Zweihundertdreiundzwanzig Jahre, dachte ich bei mir. Eine lange Zeit, um sie im Exil fern der Heimat zu verbringen. Eine Ewigkeit, um im eigenen Körper gefangen zu sein. »... aber ich will es versuchen.« Ich streckte ihr die Hand entgegen.
    Krähe zögerte, dann griff sie danach. Wir standen uns gegenüber und schauten uns an. Ich tastete mit der Gabe nach ihr, aber da war nichts. Ich sah sie an und sagte mir, daß ich sie kannte, daß es leicht sein müßte, Krähe zu erreichen. Ich ordnete meine Gedanken und rief mir alles ins Gedächtnis, was ich von der reizbaren alten Frau wußte. Ich dachte an ihre klaglose Beharrlichkeit, an ihre scharfe Zunge und ihre geschickten Hände. Ich dachte daran, wie sie mich das Gabenspiel gelehrt hatte und an unsere abendlichen Partien, die Köpfe über das Tuch mit den Steinen geneigt. Krähe, befahl ich mir streng. Du mußt nach Krähe greifen. Doch meine Gabe fand sie nicht.
    Ich wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, aber ich hatte furchtbaren Durst. »Ich brauche einen Becher Tee«, sagte ich und ließ Krähes Hand los. Sie nickte mir zu, ohne sich ihre Enttäuschung anmerken zu lassen. Ich mußte erst eine Art Benommenheit abschütteln, bevor mir bewußt wurde, wie weit die Sonne über den Berggipfeln nach Westen gewandert war; dann hörte ich auch wieder das monotone Scharren von Veritas’ Schwert. Kettricken saß noch immer schweigend da und schaute ihm zu, Nachtauge zur Seite. Die anderen waren verschwunden. Zusammen gingen Krähe und ich dorthin, wo unser Feuer noch schwelte. Ich zerknickte Zweige und Äste zu handlichen Stücken, während sie den Kessel füllte. Wir sprachen kaum, während wir darauf warteten, daß das Wasser kochte. Schließlich tranken wir ebenso schweigend gemeinsam unseren Tee. Das Scharren von Metall auf Stein wurde zu einem Hintergrundgeräusch wie das Summen von Insekten. Ich musterte die alte Frau neben mir.
    Die Alte Macht vermittelte mir den Eindruck einer starken, schwungvollen Lebendigkeit in ihr. Ich hatte ihre Altfrauenhand in der meinen gespürt, das weiche Fleisch um die geschwollenen, knochigen Finger, die Schwielen auf der Haut. Ich betrachtete die Falten in Krähes Gesicht. Alt, sagte ihr Körper zu mir. Alt. Doch mein besonderer Sinn sagte mir, da saß eine Frau meines Alters, lebhaft und unternehmungslustig, die sich nach Liebe und Abenteuer sehnte und nach allem, was das Leben zu bieten hatte; aber sie war gefangen. Ich bemühte mich, nicht Krähe zu sehen, sondern Falkin. Wer war sie gewesen, bevor man sie lebendig begraben hatte? Unsere Blicke trafen sich. »Falkin?« fragte ich.
    »Das war ich«, antwortete sie ruhig, und ihr Gram war noch frisch. »Aber sie gibt es nicht mehr, und es hat sie seit vielen Jahren schon nicht mehr gegeben.«
    Als ich ihren Namen aussprach, hatte ich fast geglaubt, sie zu spüren. Mir kam es vor, als hätte ich den Schlüssel in der Hand, wüßte aber nicht das Schloß zu finden. Eine leichte Unruhe am Rand meiner Wahrnehmung, und ich hob ärgerlich über die Störung den Kopf. Es waren Nachtauge und der Narr. Der Narr sah elend aus. Er tat mir leid, doch er hätte sich keine schlechtere Zeit aussuchen können, um mit mir sprechen zu wollen. Und er wußte es.
    »Ich habe versucht, mich

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