Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
her.
»FitzChivalric.« Veritas stand auf und nickte mir zu. »Fitz, ich will versuchen, meinen Drachen zu vollenden. Das ist alles, was ich für mein Volk tun kann. Ich hoffe, daß es genügt.«
Die Verzweiflung machte mich kühn. »Majestät, wollt Ihr mir nicht eine Gunst erweisen? Wollt Ihr nicht eine Warnung an Burrich und Molly denken, damit sie aus Kapelan fliehen, bevor man sie findet?«
»Mein lieber Junge«, sagte er mitleidig und trat einen Schritt auf mich zu. »Auch wenn ich es nicht für zu gefährlich hielte, ich fürchte, ich besitze nicht mehr die Kraft.« Er hob den Kopf und schaute uns alle der Reihe nach an. Am längsten ruhte sein Blick auf Kettricken. »Eins nach dem anderen versagt. Mein Körper, mein Verstand, meine Gabe. Ich bin so müde, und es ist nur noch so wenig von mir übrig. Als ich Carrod tötete, hat die Gabe mich verlassen. Seither ist meine Arbeit um vieles mühseliger geworden. Selbst die lautere Macht an meinen Händen wird schwächer, und der Pfeiler ist mir verschlossen. Ich kann nicht hindurchgehen, um die Magie zu erneuern. Ich fürchte, ich habe selbst mein Scheitern heraufbeschworen. Am Ende werde ich euch nicht helfen können. Nicht euch und nicht den Sechs Provinzen.«
Kettricken vergrub das Gesicht in den Händen, wie um zu weinen. Doch als sie den Kopf wieder hob, sah ich die Liebe zu ihrem Mann alles überstrahlen, was sie außerdem noch fühlen mochte. »Wenn es das ist, was du glaubst, tun zu müssen, dann laß mich dir helfen.« Sie zeigte auf den Drachen. »Es muß Arbeiten geben, die ich dir abnehmen kann. Zeig mir, wo der Stein weggeschlagen werden muß, dann kannst du die Feinheiten ausarbeiten.«
Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Schön wäre es. Aber dieser Drache muß allein mein Werk sein, das Werk meiner Hände.«
Krähe sprang unvermittelt auf. Sie trat neben mich, und ich fing einen bösen Blick von ihr auf, als wäre alles meine Schuld. »Majestät«, begann sie. Dann schien der Mut sie zu verlassen, aber sie faßte sich wieder und begann erneut mit festerer Stimme. »Hoheit, Ihr seid im Irrtum. Wenige Drachen wurden nur von einer einzigen Person erschaffen. Jedenfalls nicht die Drachen der Sechs Provinzen. Was die anderen, die wahren Uralten, allein zu bewerkstelligen vermochten, weiß ich nicht. Doch ich weiß, daß solche Drachen, wie sie von Menschen aus unserer Heimat erschaffen wurden, aus der Zusammenarbeit einer ganzen Kordiale entstanden und nicht das Werk eines einzelnen waren.«
Veritas starrte sie verwirrt an. »Was sagst du da?« verlangte er mit bebender Stimme zu wissen.
»Ich sage, was ich weiß. Ohne Rücksicht darauf, was andere von nun an über mich denken mögen.« Sie streifte uns alle mit einem Blick, als wäre es ein Lebewohl, bevor sie sich ausschließlich an den König wandte. »Majestät, ich bin Falkin aus den Marken, einst aus Steipers Kordiale. Doch mittels meiner Gabe tötete ich ein Mitglied meiner eigenen Kordiale, um der Liebe eines Mannes willen. Damit beging ich Hochverrat, denn wir waren der Königin Eigene. Durch meine Tat wurde diese Bindung zerstört, und dafür wurde ich bestraft, wie das Gesetz der Königin es verlangte. Meine Gabe wurde aus mir herausgebrannt, und seither bin ich die, die ihr hier seht: in mich eingeschlossen, unfähig, über die Mauern meines eigenen Körpers hinauszugreifen, unfähig, die Berührung derer zu spüren, mit denen ich eins gewesen war. Meine eigene Kordiale vollstreckte dieses Urteil. Zur Sühne für den Mord verbannte die Königin mich für alle Zeiten aus den Grenzen der Sechs Provinzen. Sie schickte mich fort, auf daß kein Gabenkundiger, von Mitleid bewegt, versuchen könne, mich zu befreien. Sie sagte, eine schlimmere Bestrafung gäbe es in ihren Augen nicht und daß ich eines Tages in meiner Verbannung und Einsamkeit den Tod herbeisehnen würde.« Krähe sank langsam auf die Knie. »Mein König, meine Königin, sie hatte recht. Ich knie vor Euch und flehe um Gnade. Entweder tötet mich, oder...« Sie hob den Kopf und schaute Veritas an. »Oder gebraucht Eure Stärke, um die Gabe in mir zu erlösen, dann will ich Euch bei der Erschaffung des Drachen als Eure Kordiale dienen.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Als Veritas schließlich das Wort ergriff, war ihm seine Verwirrung anzumerken »Von Steipers Kordiale habe ich nie gehört.«
»Ich zerstörte sie, Majestät.« Krähes Stimme schwankte. »Wir waren nur fünf. Nach meiner Tat blieben nur drei und diese
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