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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit uns ins Lager zurückkehrte.
    In ein Gespräch vertieft, trafen wir dort ein. Kettricken war es, die uns plötzlich Einhalt gebot. »Still!« sagte sie scharf und dann: »Hört doch!«
    Wir erstarrten mitten in der Bewegung, und ich lauschte angestrengt, ob vielleicht Merle eine Warnung rief. Doch ich hörte nur den Wind durch den Kessel streichen und ferne Vogelrufe. Es dauerte einen Augenblick, bis mir die Bedeutung dessen aufging. »Veritas!« Ich drückte dem Narren die Schnur mit den Fischen in die Hand und begann zu laufen. Kettricken überholte mich.
    Ich hatte gefürchtet, sie wären beide tot, in unserer Abwesenheit von der Kordiale ermordet. Was wir fanden, sah jedoch auf den ersten Blick weniger tragisch aus. Veritas und Krähe standen nebeneinander und betrachteten ihren Drachen. In der Nachmittagssonne glänzte er tiefschwarz wie guter Feuerstein. Die gewaltige Kreatur war vollendet. Jede Schuppe, jeder Wulst, jede Kralle war naturgetreu bis ins Detail.
    »Er übertrifft jeden Drachen, den wir in dem Garten gesehen haben.« Ich war zweimal um ihn herum gegangen, und mit jedem Schritt erschien er mir staunenswerter. Die Alte Macht brannte hell in ihm, stärker als in Veritas oder in Krähe. Es war fast bestürzend, daß kein Atem die Seiten hob und er sich nicht im Schlaf regte. Ich schaute zu Veritas und ungeachtet des Grolls, den ich noch immer ob seiner Worte hegte, mußte ich lächeln.
    »Er ist perfekt«, sagte ich schlicht.
    Veritas schien nicht zu hören. »Ich habe versagt«, flüsterte er. Krähe neben ihm nickte verzagt. Die Falten in ihrem Gesicht waren tiefer geworden. Sie sah mindestens so alt aus wie ihre zweihundert Jahre – ebenso wie Veritas.
    »Aber er ist vollendet, mein Gemahl«, wunderte sich Kettricken. »War das nicht die Aufgabe, die Ihr Euch gestellt hattet? Den Drachen zu vollenden?«
    Veritas schüttelte kraftlos den Kopf. »Die Arbeit des Bildhauers ist getan, aber das heißt nicht, den Drachen vollendet haben.« Er schaute uns der Reihe nach an, die wir seine Blicke fragend erwiderten, und ich konnte sehen, wie er darum rang, uns mit armseligen Worten verständlich zu machen, was er meinte. »Alles, was ich bin, habe ich in ihn hineingelegt. Alles, bis auf einen kleinen Rest, um den Funken Leben in mir zu erhalten. Krähe desgleichen. Auch das sind wir bereit zu geben, doch es wäre immer noch nicht genug.«
    Schwerfällig trat er einige Schritte vor, lehnte sich gegen den Drachen und vergrub das Gesicht in den mageren Armen. Überall, wo sein Körper den Stein berührte, lief ein Hauch von Farbe über die Haut des Drachen. Türkis, gesäumt mit Silber, glänzten die Schuppen im Sonnenlicht. Ich konnte fühlen, wie seine Gabe in den Drachen hinüberfloß. Sie sickerte von Veritas in den Stein, wie Tinte in Papier.
    »Majestät«, warnte ich leise.
    Mit einem Ächzen löste er sich von seiner Schöpfung. »Hab keine Angst, Fitz. Ich werde ihn nicht zuviel nehmen lassen. Ich gedenke nicht, mein Leben sinnlos aufzugeben.« Er hob den Kopf und schaute uns alle der Reihe nach an. »Seltsam«, meinte er sinnend. »Ich möchte wissen, ob Entfremden sich so anfühlt. Sich erinnern können, was man einmal empfunden hat, doch es nicht mehr spüren. Liebe, meine Ängste, meine Sorgen, alles ist in den Drachen eingegangen. Nichts habe ich zurückgehalten, und doch ist es nicht genug. Nicht genug.«
    »Majestät«, Krähes Stimme klang brüchig, erloschen, »Ihr werdet FitzChivalric nehmen müssen. Es gibt keine andere Möglichkeit.« Ihre Augen, früher so scharf und glänzend, sahen nun aus wie stumpfe schwarze Kieselsteine, als sie mich anschaute. »Du hast es angeboten. Dein ganzes Leben.«
    Ich rückte. »Wenn dafür Molly und meine Tochter unbehelligt bleiben.« Ich sog tief den Atem in die Lungen. Leben. Das Jetzt. Das Jetzt war alles an Leben, was ich besaß, alle Zeit, über die ich verfügen konnte.
    »Majestät, ich stelle jetzt keine Bedingungen mehr. Wenn Ihr mein Leben haben müßt, damit der Drache fliegt, dann nehmt es hin.«
    Veritas wankte, als verließe ihn die Kraft. Er starrte mich an. »Fast gelingt es dir, aus der Asche einen Funken zu wecken. Doch...« Er deutete mit einem mahnenden Finger auf Krähe. »Nein. Ich habe es dir gesagt, nein. Du wirst nicht wieder von ihm sprechen. Ich verbiete es.« Langsam sank er auf die Knie, bis er neben seinem Drachen saß. »Zum Henker mit diesem Carris«, murmelte er. »Immer hört es auf zu wirken, wenn man es am

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