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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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keiner Pflugschar berührt.
    Ich wunderte mich. Eine ähnliche Entwicklung hatte ich an der Küste beobachtet, wo die Bauern unter den Übergriffen der Piraten zu leiden hatten. Und was nicht den Roten Schiffen zum Opfer fiel, wurde von Steuern aufgefressen, um die Schiffe und Soldaten zu bezahlen, die kaum etwas gegen den Feind auszurichten vermochten. Doch flußaufwärts, außerhalb der Reichweite der Korsaren, hatte ich geglaubt, noch Wohlstand zu finden. Das Gegenteil feststellen zu müssen war entmutigend.
    Bald stießen wir auf den Fernweg am Bocksfluß. Es herrschte erheblich weniger Verkehr als seinerzeit, sowohl auf dem Wasser als auch auf der Straße. Die Reisenden, denen wir begegneten, waren kurzangebunden und abweisend, obwohl Nachtauge sich wohlweislich versteckt hielt. Einmal fragte ich bei einem Gehöft, ob ich am Brunnen Wasser holen dürfe. Man erlaubte es, aber niemand rief die knurrenden Hunde zurück, und sobald mein Wasserschlauch gefüllt war, forderte die Hausfrau mich auf, meiner Wege zu gehen. Ihr Verhalten war nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
    Und je weiter ich kam, desto schlimmer wurde es. Nicht Kaufleute mit Wagen voller Handelsware oder Bauern, die ihre Erzeugnisse zum Markt brachten, waren auf dem Fernweg unterwegs, sondern verarmte Familien, die ihr gesamtes Hab und Gut auf einem Handkarren mitführten. Die Augen der Erwachsenen waren hart und mißtrauisch, die der Kinder oft verstört und leer. Meine Hoffnung, unterwegs Tagelöhnerarbeit zu finden, gab ich bald auf. Wer noch Haus und Hof besaß, verteidigte es eifersüchtig. Kettenhunde bellten, nach Einbruch der Dunkelheit bewachten Knechte die junge Feldfrucht. Wir kamen an mehreren ›Bettlerburgen‹ vorbei, Ansammlungen behelfsmäßiger Hütten und Zelte am Straßenrand. Nachts brannten dort große Lagerfeuer, und Männer, die aussahen, als verstünden sie keinen Spaß, standen mit Stäben und Piken Wache. Tagsüber saßen Kinder auf der Straße und bettelten die Vorüberkommenden an. Ich glaubte zu verstehen, weshalb die Kaufmannswagen, die ich sah, unter Schutz reisten.
    Wir hatten bereits mehrere Etappen auf dem Fernweg zurückgelegt und lautlos wie Schatten einige kleine Weiler passiert, als wir uns schließlich einem größeren Ort näherten. Bei Tagesanbruch sichteten wir in einiger Entfernung die ersten Häuser. Ein Händler, der wohl der erste auf dem Markt sein wollte, überholte uns mit seinem Karren voller Federvieh, und wir bemerkten, daß es höchste Zeit war, für den Tag einen Rastplatz zu suchen. Von einer kleinen Anhöhe hatte man einen guten Blick auf das Städtchen, das halb in den Fluß hinausgebaut war. Weil ich nicht schlafen konnte, beobachtete ich das Treiben auf der Straße unter uns und auf dem Wasser. Kleine und große Kähne lagen am Kai vertäut; ab und zu trug der Wind die Rufe der Schauerleute zu mir herauf, einmal sogar Gesang von irgendwoher. Zu meiner Überraschung empfand ich Verlangen nach der Gesellschaft von meinesgleichen. Ich ließ Nachtauge schlafend zurück, ging aber nur bis zum Bach am Fuß des Hügels, um mein Hemd und meine Hose auszuwaschen.
    Wir sollten diesen Menschenort meiden. Sie werden dich töten, wenn du zu ihnen gehst, gab Nachtauge zu bedenken. Er saß neben mir am Bachufer und schaute zu, wie ich mich wusch, während es langsam Abend wurde. Meine Kleider waren so gut wie trocken. Ich hatte versucht, ihm zu erklären, weshalb ich wollte, daß er auf mich wartete, während ich dem Gasthaus im Ort einen Besuch abstattete.
    Weshalb sollten sie mich töten?
    Wir sind Fremde, die in ihr Revier eindringen. Genügt das nicht?
    Menschen sind nicht so, erklärte ich geduldig.
    Nein. Du hast recht, vielleicht stecken sie dich nur in einen Käfig und prügeln dich.
    Auch das nicht, widersprach ich entschieden, um meine eigene Sorge zu überspielen, jemand könnte mich vielleicht erkennen.
    Sie haben es schon einmal getan, beharrte er. Uns beiden ist es so ergangen. Und das war dein eigenes Rudel.
    Ich konnte es nicht leugnen. Ich werde sehr, sehr vorsichtig sein, versprach ich, und ich bleibe nicht lange. Ich will nur hören, was geredet wird, was es Neues gibt.
    Was kümmert es uns, was es bei ihnen Neues gibt? Für uns ist nur wichtig, daß wir weder jagen noch schlafen, noch wandern. Sie sind nicht Clan.
    Es könnte nützlich sein zu wissen, wie es vor uns auf der Straße aussieht, ob viele Reisende unterwegs sind, ob sich vielleicht hier und da Gelegenheit bietet, ein paar

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