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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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begann sich zu schließen, sah aber nicht so gut aus, wie mir lieb gewesen wäre. Als ich die Haare von den Wundrändern löste, wandte Nachtauge plötzlich den Kopf und nahm mein Handgelenk zwischen die Zähne. Nicht grob, aber entschieden.
    Laß das. Sie wird heilen.
    Es ist Schmutz drin.
    Er beschnupperte und beleckte das geschwollene Fleisch. Nicht sehr viel.
    Ich will mir das ansehen.
    Du siehst nicht an, du stocherst.
    Dann halt eben still und laß mich stochern.
    Er fügte sich, aber nicht gutwillig. Ich mußte den einen oder anderen Grashalm herauszupfen, und mehr als einmal schnappte Nachtauge nach meiner Hand. Schließlich knurrte er auf eine Art, die mir sagte, daß seine Geduld zu Ende ging. Ich war noch nicht zufrieden, mußte aber froh sein, daß ich etwas von Burrichs Salbe auftragen durfte.
    Du machst viel zuviel Aufhebens um solche Dinge, ließ er mich gereizt wissen.
    Ich mag es nicht, wenn du meinetwegen zu Schaden kommst. Es ist nicht richtig. Dies ist kein Leben für einen Wolf. Du solltest nicht alleine sein und von einem Ort zum anderen wandern. Du solltest ein Revier haben, mit einem Rudel jagen, vielleicht irgendwann eine Gefährtin nehmen.
    Menschenart! Menschenart, dieses ›vielleicht‹ und ›irgendwann‹. Du kannst das Fleisch nicht essen, bis du das Wild geschlagen hast. Außerdem, ich bin nicht allein. Wir sind zusammen.
    Das stimmt. Wir sind zusammen. Ich legte mich neben Nachtauge zum Schlafen nieder.
    Molly. Resolut verbannte ich sie aus meinen Gedanken und bemühte mich einzuschlafen. Vergeblich. Ruhelos warf ich mich hin und her, bis Nachtauge brummend aufstand, ein Stück beiseite ging und sich dort wieder niederlegte. Ich setzte mich hin und schaute in ein bewaldetes Tal hinunter. Ich wußte, ich stand dicht davor, etwas Dummes und Unüberlegtes zu tun. Nicht darüber nachdenken. Ich holte tief Atem, schloß die Augen und griff hinaus nach Molly.
    Ich hatte gefürchtet, sie in den Armen eines anderen Mannes zu sehen. Ich hatte gefürchtet, sie mit Abscheu von mir sprechen zu hören. Doch viel schlimmer: Ich vermochte sie überhaupt nicht einmal zu finden, nicht eine Ahnung von ihr. Wieder und wieder sammelte ich meine Gedanken, bündelte meinen Willen und griff suchend nach ihr hinaus. Belohnt wurde ich endlich mit einer Vision von Burrich, der damit beschäftigt war, das Dach einer Hütte zu decken. Seinem bloßen Oberkörper hatte die Sommersonne das Braun von poliertem Holz verliehen; Schweiß perlte auf seinem Nacken. Er schaute zu jemandem hinunter, der am Fuß der Leiter stand, und hatte die Stirn gerunzelt. »Ich weiß, du könntest es selber tun, vielen Dank. Ich weiß auch, daß ich schon genug Sorgen habe, ohne befürchten zu müssen, daß ihr beide hier herunterfallt.«
    Irgendwo keuchte ich vor Anstrengung und wurde mir wieder meines eigenen Körpers bewußt. Nein, noch nicht. Erst sollte Burrich wissen, daß ich lebte. Zwar gelang es mir, ihn wiederzufinden, doch ich sah ihn wie durch einen Nebel. »Burrich!« rief ich ihm zu. »Burrich, ich bin es, Fitz!« Aber sein Bewußtsein war mir verschlossen, und ich erhaschte nicht einmal einen kurzen Blick auf seine Gedanken. Ich verfluchte meine launische Gabe und griff erneut in die wogenden Schwaden.
    Veritas stand vor mir, die Arme über der Brust verschränkt, und schüttelte den Kopf. Seine Stimme war nicht lauter als das Flüstern des Windes, und er bewegte sich kaum, so daß ich ihn kaum wahrzunehmen vermochte; dabei spürte ich, wieviel Kraft er aufwendete, um mich zu erreichen. »Tu das nicht, Junge«, warnte er mich ernst. »Du wirst dir nur schaden.« Unvermittelt befand ich mich an einem anderen Ort. Veritas lehnte mit dem Rücken an einem riesigen schwarzen Felsblock, sein Gesicht war von Müdigkeit gezeichnet. Er rieb sich die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. »Auch ich benehme mich unvernünftig, aber manchmal sehne ich mich so... Lassen wir das. Ich will dir etwas sagen. Es gibt Dinge, die man besser nicht weiß, und gerade jetzt ist es zu gefährlich, von der Gabe Gebrauch zu machen. Wenn ich dich spüren und finden kann, können es andere auch. Er wird vor nichts zurückschrecken, um dich zu treffen. Hüte dich, seine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Er hätte keine Skrupel, sie als Geisel zu nehmen. Gib sie auf, um sie zu schützen.« Er schien stärker zu werden. Ein bitteres Lächeln zog über sein Gesicht. »Ich weiß, was das bedeutet – jemanden aufgeben, um ihn zu schützen. Auch dein

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