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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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und trieb ihn in den Corral zu den anderen Tieren. Dann ging er ins Haus. Es roch nach gekochtem Kohl. Lana Gibson stand am Herd. In der Küche war es fast unerträglich warm. Die Frau hatte den Fensterladen aufgestoßen, damit die Hitze hinaus konnte. Eine Glasscheibe besaß das Fenster nicht.
    Auch Fred kam. Er und sein Vater ließen sich von Lana Gibson bedienen. Schweigend aßen sie, nachdem Bob Gibson ein kurzes Gebet gesprochen hatte.
    Die Ruhe, die über allem lag, mutete die Frau an wie die Ruhe vor dem Sturm. Ihr ganzes Leben lang hatten sie und Bob zu den Verlierern gehört. Bisher hatte ihr Mann immer aufgegeben und sich so dem Verdruss entzogen. Dieses Mal schien er zum Kampf entschlossen zu sein. Aber hatten sie der großen und mächtigen Triangle-P etwas entgegenzusetzen?
    Angst wühlte in Lana Gibsons Eingeweiden und sie konnte an nichts anderes denken als an die Stunde, in der die Reiter der Triangle-P auftauchen würden, um Carter Prewitts Willen Geltung zu verleihen.
    Bob Gibson begab sich nach dem Essen in die Werkstatt.
    Fred arbeitete weiter an der Scheune.
    Die Sonne verließ den Zenit.
    Immer wieder kam der Heimstätter aus seiner Werkstatt, um in die Richtung zu blicken, aus der sich die Mannschaft der Triangle-P nähern musste.
    Es war Fred, der die Reiter entdeckte. Es waren fünf. Die Pferde trugen sie über eine niedrige Anhöhe. Deutlich hoben sie sich auf dem Scheitelpunkt gegen das Blau des Himmels ab; dunkel und drohend. Der Halbwüchsige schluckte, dann rief er: »Sie kommen!«
    Bob Gibson kam ins Freie. Die Winchester hielt er mit beiden Händen schräg vor seiner Brust. »Geh ins Haus, Fred, und postiere dich am Fenster. Wir nehmen sie in die Zange. Wenn sie auf die raue Tour versuchen sollten, Prewitts Forderung einzutreiben, knallen wir ihnen ein paar Klumpen Blei um die Ohren.«
    Fred Gibson lief über den Hof, betrat das Wohnhaus und schloss die Tür.
    Der Heimstätter lief zum Stall und verschwand im Innern.
    Wenige Minuten später zügelten die Reiter ihre Pferde. Eine dunkle Stimme erklang: »Ist jemand zu Hause?«
    »Verschwindet!«, rief Bob Gibson. »Bestellt Prewitt, dass ich ihm nichts schuldig bin. Seine Rinder haben meinen Mais niedergetrampelt. Wenn ich meinen Anspruch auf Schadenersatz mit seinem verrechne, bleibt für ihn nichts mehr übrig.«
    Der Heimstätter ließ sich nicht sehen.
    Die Reiter zogen ihre Pferde herum und schauten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Der Sprecher des Rudels rief: »Du musst deine Forderung beziffern, Gibson, und sie der Triangle-P gegenüber geltend machen. Vorher aber begleichst du den Schaden, den du angerichtet hast.«
    »Ich fordere euch letztmalig auf, von meinem Land zu verschwinden!«, rief der Heimstätter hart und ungeduldig. Ein metallisches Knacken unterstrich seine Worte auf unmissverständliche Art und Weise, als er eine Patrone in den Lauf der Winchester riegelte.
    Auch beim offenen Fenster im Wohnhaus wurde ein Gewehr repetiert. Fred Gibson stand im Schutz der Wand. Die Mundwinkel des Jungen zuckten. Er verspürte in sich die Klammer der Furcht, die sich um sein Herz gelegt hatte und es dumpf gegen die Rippen pochen ließ. Seine Hände hatten sich um Kolbenhals und Schaft des Gewehres verkrampft. Weiß traten die Knöchel unter der Haut hervor.
    »Du musst verrückt geworden sein, Gibson!«, rief der Sprecher des Rudels, das die Interessen der Triangle-P vertrat. Die Hände befanden sich in der Nähe der Revolver, mit denen die Reiter bewaffnet waren. Außerdem besaßen sie Gewehre, die allerdings in den Scabbards steckten. »Du forderst es heraus, dass dich Prewitt samt deinem Anhang zum Teufel jagt. Verdammt, nimm Vernunft an, Gibson. Du bist nicht stark genug, um der Triangle-P die Stirn bieten zu können. Prewitt hat nichts gegen dich, und er will dich auch nicht hindern, hier am Fluss deine Felder zu bestellen und zu bewirtschaften. Er will nur, dass du ihm den Schaden ersetzt, den du mit deinem Gewehr angerichtet hast.«
    »Du kennst meine Antwort!«, trieb es voll Entschiedenheit aus dem Stall.
    »Glaub nur nicht, dass Prewitt klein beigibt«, drohte der Reiter und straffte die Zügel, weil sein Pferd unruhig zu tänzeln begann. Zugleich legte er dem Tier die Schenkel an.
    »Haut ab!«
    Sekunden – in denen die Atmosphäre angespannt und gefährlich war und die Nerven der Männer auf dem Ranchhof zum Schwingen brachte – verrannen. Nur das Prusten der Pferde und das Stampfen ihrer Hufe

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