Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
goldenen Scheide – an seiner Seite ein Schwert.
Obwohl nahezu eintausend Jahre alt, begegnete er dem Leben mit geradezu kindlicher Lebensfreude und ebensolchem Staunen; es war sein ansteckendes Wesen, das auf viele eine anziehende Wirkung hatte. Andere dagegen hielten ihn für den gefährlichsten Menschen überhaupt.
Als Prophet konnte er die Zukunft weissagen, und die barg nicht selten Schmerz, Leid und Tod. Wenn er nur wolle, so die Überzeugung dieser Menschen, könne er ihnen offenbaren, welches Schicksal sie erwartete. Er befasste sich zwar mit Prophezeiungen, konnte diese aber weder bestimmen oder gar dafür sorgen, dass sie sich bewahrheiteten. Trotzdem hingen manche noch immer diesem Glauben an und sahen darin den Grund für seine Gefährlichkeit.
Andere wiederum hielten ihn aus einem ganz anderen Grund für höchst gefährlich; sie fürchteten ihn, weil es Zeiten gegeben hatte, da die von ihm offenbarten Prophezeiungen Kriege ausgelöst hatten.
Nathan umgab eine Aura von Gefahr, die auf viele Frauen anziehend wirkte.
Richard jedoch war der Sucher und als dieser noch weit gefährlicher als Nathan.
»Lord Rahl«, richtete ein untersetzter Mann in einer roten Jacke das Wort an ihn, als sich die Menge jetzt um Richard drängte. »Dürften wir erfahren, ob ein prophetisches Ereignis vor uns liegt?«
Erleichtert, dass endlich jemand die Frage ausgesprochen hatte, schoben sich viele nickend noch ein Stückchen näher heran. Allmählich hatte Richard den Verdacht, dass die Antworten auf solche Fragen das Einzige waren, was die Leute von ihm hören wollten.
Er blickte reihum in die ihm erwartungsvoll entgegenblickenden Gesichter. »Ein prophetisches Ereignis? Woran genau habt Ihr dabei gedacht?«
»Nun«, antwortete der Mann und machte eine ausladende Armbewegung. »Angesichts der Vielzahl mit der Gabe Gesegneter hier, darunter der Oberste Zauberer Zorander, der Prophet Nathan Rahl, und nicht zuletzt Ihr selbst« – er verneigte kurz sein Haupt –, »der Ihr mehr als bewiesen habt, welch bemerkenswerte Gabe Ihr besitzt, seid Ihr doch sicherlich in die tiefsten Geheimnisse der Prophetie eingeweiht. Da wir nun alle hier versammelt sind, hoffen wir von Euch zu hören, was die Prophezeiungen Euch offenbart haben und was sie für uns bereithalten.«
Ein erwartungsvolles Lächeln im Gesicht, bekundeten die Menschen in der Menge nickend ihre Zustimmung.
»Ihr wollt Prophezeiungen hören?«
Nickend schob sich die Menge näher, so als würden sie jeden Moment in ein Palastgeheimnis eingeweiht.
»Dann hört, was ich euch sage.« Richard wies auf das trübe, graue Licht, das durch die Fenster hinter den Gästescharen im rückwärtigen Teil des Saals hereinfiel. Alle warfen kurz einen Blick über ihre Schulter, wandten sich dann aber sofort wieder herum, damit ihnen nur ja keines seiner Worte entgehe.
»Es wird ein Frühlingsgewitter geben, wie man es hier seit vielen Jahren nicht erlebt hat. Wer von euch also vorhat, zeitig nach Hause zurückzukehren, sollte unverzüglich aufbrechen. Wer zu lange zögert, wird schon bald für mehrere Tage hier festsitzen.«
Einige begannen untereinander zu tuscheln, als hätte Richard soeben die Geheimnisse der Toten offenbart, die meisten jedoch schienen weit weniger beeindruckt.
Der kräftig gebaute Mann in der roten Jacke meldete sich zu Wort. »Lord Rahl, das mag ja faszinierend sein und ist gewiss durchaus prophetisch und für manchen hier von Nutzen, aber eigentlich hatten wir uns etwas … Aussagekräftigeres erhofft.«
»Zum Beispiel?«, mischte sich Nathan mit seiner tiefen Stimme ein, die nicht wenige in der Menge zusammenfahren ließ.
Eine Frau in der ersten Reihe, die mit mehreren Lagen in Grün und Gold bekleidet war, rang sich ein Lächeln ab. »Na ja, eigentlich hatten wir uns eine echte Prophezeiung erhofft. Die uns einige der dunkelsten Geheimnisse des Schicksals enthüllt.«
Richards Beklommenheit wuchs mit jedem Augenblick. »Woher rührt eigentlich dieses plötzliche Interesse an der Prophetie?«
Sein forscher Ton schien sie ein wenig einzuschüchtern; sie war noch dabei, nach Worten zu suchen, als ein groß gewachsener Mann weiter hinten sich einen Weg durch die Menge bahnte und vortrat. Bekleidet war er mit einer einfachen schwarzen Jacke mit aufgestelltem, glattem und geschlossenem Kragen. Die Jacke war bis zum Hals zugeknöpft, so dass der Kragen seinen Hals eng umschloss. Dazu trug er einen randlosen viereckigen Hut von gleicher Farbe.
Es war
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