Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
ebenjener Abt, von dem Benjamin ihm berichtet hatte.
»Lord Rahl«, sagte er und verneigte sich, »wir alle haben Warnungen vernommen, Warnungen von Menschen, die mit einem Verständnis für den künftigen Fluss der Ereignisse begabt sind. Und diese dunklen Mahnungen stimmen uns alle zutiefst besorgt.«
Richard verschränkte die Arme. »Was redet Ihr da? Was sind das denn für Leute, die solche Warnungen erfinden?«
Der Abt wandte sich kurz zu den anderen Gästen herum. »Nun, gewisse Personen in unseren Heimatländern. Wir haben uns seit unserer Ankunft im Palast untereinander ausgetauscht und sind dabei zu der Erkenntnis gelangt, dass wir alle dunkle Mahnungen von Wahrsagern jeglicher Art vernommen haben …«
»Wahrsager?«
»Ganz recht, Lord Rahl. Zukunftsdeuter. Obwohl sie alle an unterschiedlichen Orten und in anderen Ländern leben, sprechen sie alle von düsteren Aussichten für die Zukunft.«
Richards Skepsis wuchs. »Was genau meint Ihr mit Zukunftsdeutern? Es kann sich doch unmöglich um echte Propheten handeln.« Er wies neben sich. »Nathan hier ist der einzige lebende Prophet. Wer sind diese Leute, denen Ihr Gehör schenkt?«
Der Abt zuckte die Achseln. »Es sind vielleicht nicht direkt Propheten, was aber nicht heißt, dass sie nicht über gewisse Talente verfügen. Kapnomantiker haben in ihren Deutungen heiligen Rauchs schlimme Warnungen gesehen, Haruspexe verstörende Omen in tierischen Eingeweiden.« Der Mann breitete die Hände zu einer Unschuldsgeste aus. »Solche Leute eben, Lord Rahl. Zukunftsdeuter, ich sagte es bereits.«
Richard hatte sich nicht bewegt. »Wenn diese Leute so talentiert sind und in die Zukunft sehen können, wieso wendet Ihr Euch mit Euren Fragen dann an mich?«
Der Mann lächelte entschuldigend. »Sie besitzen zwar Talente, aber keine, die sich mit den Euren vergleichen ließen, Lord Rahl, oder mit denen all der anderen mit der Gabe Gesegneten, mit denen Ihr Euch umgebt. Daher würden wir gern hören, was Ihr über diese unheilvollen Warnungen in den Prophezeiungen wisst, damit wir den Menschen in unseren Heimatländern Eure Worte überbringen können. Was sie gehört haben, hat sie beunruhigt, deshalb hoffen sie auf einen Kommentar aus dem Palast. So bemerkenswert ein Frühlingsgewitter sein mag, es ist nicht unsere größte Sorge. Was uns besorgt, sind die Gerüchte und Mahnungen, die uns zu Ohren gekommen sind.«
Richard gelang es nicht, seinen Zorn vor der ihm stumm entgegenblickenden Menge zu verbergen. »Ihr wollt wissen, was der Lord Rahl zu diesem Thema zu sagen hat?«
Allgemeines Nicken; nicht wenige wagten sich sogar noch ein Stückchen weiter vor.
Richard ließ seine Arme sinken und richtete sich zu voller Größe auf. »Ich sage, die Zukunft ist das, was Ihr daraus macht, nicht, was irgendjemand über sie behauptet. Euer Leben wird weder vom Schicksal bestimmt, noch ist es in irgendeinem Buch festgelegt, es zeigt sich weder in heiligem Rauch noch in einem verworrenen Haufen aus Schweineinnereien. Erklärt den Menschen, sie sollen aufhören, sich wegen irgendwelcher Prophezeiungen zu ängstigen – stattdessen sollten sie sich darauf konzentrieren, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.«
Nathan räusperte sich und trat rasch einen Schritt vor. »Was Lord Rahl damit sagen möchte, ist, dass Prophezeiungen für Propheten bestimmt sind, für die mit der Gabe Gesegneten. Nur sie sind imstande, die Vielschichtigkeit einer echten Prophezeiung zu deuten. Seid versichert, wir werden uns dieser Dinge annehmen, damit Ihr es nicht selbst tun müsst.«
Während einige in der Menge dies, wenn auch widerstrebend, für einleuchtend zu halten schienen, bekundeten andere offen ihren Unmut. Ein hagere Frau, eine Königin aus einem der Länder in den Midlands, ergriff das Wort.
»Aber die Prophezeiungen sind doch dazu da, den Menschen zu helfen. Sie werden niedergeschrieben, damit die mithilfe der Gabe entlockten Worte uns, die Betroffenen, durch den dunklen Tunnel der Zeit erreichen. Welchen Sinn haben Prophezeiungen, wenn die Menschen nicht erfahren, was sie über ihr Schicksal zu sagen haben? Welchen Nutzen haben sie, wenn sie geheim gehalten werden?«
Nathan schmunzelte. »Euer Majestät, Ihr seid keine Prophetin, woher wollt Ihr wissen, ob eine Prophezeiung so maßgeblich ist, dass Ihr davon erfahren müsst?«
Sie nestelte an einer juwelenbesetzten Halskette, deren unsichtbares Ende irgendwo in ihrem Dekolleté verschwand. »Nun ja, ich nehme an …«
Die
Weitere Kostenlose Bücher