Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Linke auf dem Heft seines Schwertes, sagte Richard: »Prophezeiungen richten stets mehr Schaden an, als dass sie nützen.«
»Wir sind bereits mit Prophezeiungen in Berührung gekommen«, warf Kahlan ein und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, indem sie neben Richard trat. »Mit zutiefst beunruhigenden Kernprophezeiungen, die sich ganz speziell auf Richard und mich bezogen. Hätten wir die darin geäußerten dunklen Warnungen befolgt und getan, was angeblich zur Abwehr eines Unheils getan werden musste, wäre dies nicht nur unser eigenes Ende, sondern der Untergang allen Lebens gewesen. Hätten wir getan, was ihr jetzt tun wollt, und auf die Worte dieser schrecklichen Prophezeiungen gehört, wärt ihr im günstigsten Fall jetzt alle tot, oder aber, schlimmer noch, Sklaven in der Gewalt brutaler Tyrannen. Letzten Endes haben sich diese Prophezeiungen als wahr herausgestellt, jedoch nicht so, wie ursprünglich gedacht. In den falschen Händen sind Prophezeiungen äußerst gefährlich, und schon gar nicht dürfen sie dem Wortlaut nach befolgt werden.«
»Mit anderen Worten, man wagt nicht einmal, uns die eigene Zukunft anzuvertrauen?« Der Ton der Königin verriet eine gewisse Schärfe.
Richard sah den Zorn in Kahlans grünen Augen aufblitzen und beeilte sich, ihr zuvorzukommen. »Wir behaupten lediglich, dass die Zukunft nicht vorherbestimmt ist. Ihr habt sie selbst in der Hand. Wenn Ihr sie zu kennen glaubt, so ändert das Euer Verhalten, Eure Entscheidungen, Eure Art zu leben und Eure Zukunftspläne. Solche gedankenlosen Entscheidungen können verheerende Folgen haben. Ihr müsst in Wahrung Eurer besten Interessen handeln und nicht aufgrund dessen, was die Prophezeiungen Eurer Meinung nach für Euch bereithalten. Die Zukunft ist in den Prophezeiungen, zumindest weitgehend, nicht festgelegt; und so stichhaltig sie auch klingen mögen, sie können nicht einfach von jedermann verstanden werden.«
Obschon dies die Menge nicht vollständig zufriedenstellte, nahm es ihnen doch, was ihre Gier nach ein paar deftigen Omen anbetraf, einigen Wind aus den Segeln.
»Prophetie hat durchaus einen Sinn«, erklärte Nathan, »aber der erschließt sich nur denen, die ein Talent für diese Dinge besitzen. Und ganz gewiss offenbart er sich nicht in einem Haufen Schweineinnereien.«
Als sie die Unentschiedenheit der Menge bemerkte, trat Cara in ihrem weißen Lederanzug an Richards linke Seite. »Es gibt in D’Hara ein Sprichwort: Der Lord Rahl ist die Magie gegen die Magie, wir sind der Stahl gegen den Stahl. Dies hat er uns allen mehr als einmal bewiesen. Überlasst die Magie ihm.«
Aus dem Mund einer Mord-Sith waren die Worte von geradezu abschreckender Endgültigkeit.
In der Menge schien die Erkenntnis um sich zu greifen, dass man nicht nur im Begriff war, in Tabubereiche vorzustoßen, sondern dass man eine Grenze überschritten hatte. Leicht beschämt begannen die Anwesenden untereinander zu tuscheln und kamen darin überein, dass man diese Dinge vielleicht doch besser denen überließ, die am besten damit umzugehen wussten.
Aus dem Augenwinkel erblickte Richard rechter Hand das blaue Gewand einer Dienerin, die sich Kahlan von der Seite näherte.
Sanft legte sie ihr die Hand auf den Unterarm, wie um sie um ein vertrauliches Gespräch zu bitten.
Mehr noch als alles andere war es diese Geste, die Richards Aufmerksamkeit erregte. Man ging nicht einfach zu der Mutter Konfessor hin und berührte sie ganz nebenbei am Arm.
Als sie schließlich vortrat und sich zu Kahlan herumwandte, bemerkte er den gehetzten Ausdruck in ihren Augen – und das Blut auf der Vorderseite ihres Gewandes.
Er war bereits in Bewegung, als er das Messer in ihrer anderen Hand sich auf Kahlans Brust zubewegen sah.
10
Die Zeit selbst schien stehen zu bleiben.
Nur zu gut kannte Richard diese unendliche Leere zwischen den Pulsschlägen der Zeit, diese spannungsgeladene Leere vor dem blitzhellen Zünden der Kraft.
Er stand einen Schritt zu weit entfernt, um die Frau noch rechtzeitig aufzuhalten, wusste aber gleichzeitig, dass er zu nahe stand für das, was nun passieren würde.
Es lag nicht mehr in seiner Hand, er konnte nichts mehr tun.
Leben und Tod hingen in diesem Augenblick in der Schwebe. Kahlan konnte sich kein Zögern erlauben. Instinktiv wollte er sich noch abwenden, hatte die Muskeln bereits angespannt, und doch wusste er, was immer er tat, es würde nicht schnell genug sein.
Das Meer der Gesichter war in Entsetzen erstarrt, alle Augen
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