Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
flache Gesicht eines Trolls herein, der in der inzwischen vertrauten gutturalen Sprache schnell auf Sarn einredete. Letzterer nickte und schickte den Boten wieder weg.
»Jetzt holen sie euch. Steht auf und tretet ihnen wie Gleichgestellte gegenüber. Zeigt keine Furcht und haltet euch an das, was ich euch gesagt habe.«
Panterra hatte keine Ahnung, wie sie vermeiden sollten, Furcht zu zeigen. Schließlich waren sie Gefangene in einem Lager mit Tausenden von Trollen, von denen jeder sie aus einer Laune heraus umbringen könnte. Aber er nahm Prues Hand und stellte sich mit ihr aufrecht vor die Zeltklappe. Sarn schaute kurz zu ihnen hinüber, und dann trat er etwas zur Seite, von ihnen weg. Das wirkte wie ein böses Omen.
»Passt genau auf, was ich tue«, sagte Arik Sarn rasch.
Die Geräusche von Schritten und Stimmen aus dem Vorraum des Zeltes ließen sie erstarren. Sekunden später wurde die Zeltklappe zurückgeschlagen, und ein Schwall schwarzer Körper in Rüstungen strömte durch den Eingang und baute sich vor ihnen auf. Panterra erkannte sofort, wer von ihnen Taureq Siq war. Man sah es an der Ehrerbietung, mit der ihn, bis auf einen, alle anderen Trolle behandelten. Ihre Körpersprache und ihr Schweigen verrieten es, besonders aber war es die Art und Weise, wie er sofort den Raum beherrschte. Trolle waren ohnehin großgewachsen, Taureq Siq jedoch war ein wahrer Gigant. Er maß fast zweieinhalb Meter, wog gewiss mehr als einhundertundfünfzig Kilogramm und schien in Pans Augen nur aus Knochen und Muskeln zu bestehen. Nur Grosha, mit seinen dunklen Brauen und kalten Augen, der rechts neben seinem Vater stand, zögerte nicht, vorwärtszustürmen. Dann brach er in eine Schimpftirade aus, die er mit wütenden Gesten in Richtung Panterra, Prue und seinen Cousin unterstrich. Sein Vater ließ ihn eine Weile gewähren, bevor er ihn mit starkem Arm zurückschob und den wütenden Jungen mit einem einzigen, durchdringenden Befehl zum Schweigen brachte.
Dann trat er einen Schritt vor, so dass er an der Spitze der kleinen Versammlung und dicht vor dem Jungen und dem Mädchen stand. Sein mächtiger Körper war mit Schuppen bedeckt, die so dick und rau wie Baumrinde waren, weshalb es Pan und Prue vorkam, als ragte vor ihnen ein Baumstamm bedrohlich in die Höhe. Sein flaches, leeres Gesicht war von Narben zerfurcht. Er betrachtete sie eine Weile wortlos, ließ die Stille einen Moment wirken, richtete dann den Blick auf seinen Neffen und stellte eine Frage. Sarn antwortete knapp, und der Wortwechsel ging weiter.
»Taureq will, dass ihr ihm sagt, woher ihr kommt«, erklärte Arik Sarn dann.
Panterra holte tief Luft. »Wir kommen mitten aus den Bergen im Osten dieser Steppe. Diese Berge sind unser Zuhause.«
Erneut folgte ein Austausch in der schnellen, gutturalen Sprache der Trolle. »Taureq will, dass ihr ihm sagt, ob euer Volk nur aus Menschen besteht, oder ob es auch andere Spezies gibt.«
»Wir sind eine Nation, die sich aus verschiedenen Wesen zusammensetzt. Es gibt Menschen, Elfen… Trolle…«– er erinnerte sich gerade noch daran, das Wort ›Echse‹ zu vermeiden– »…und Spinnen.«
Der Übersetzung folgte ein weiterer Wortwechsel. »Taureq will, dass ihr ihm sagt, wie viele ihr seid.«
»Unsere Zahl geht in die Hunderttausende«, log Panterra.
Nach dieser Antwort herrschte für einen Moment Stille. Dann stieß der Maturen hastig einige Worte aus.
»Taureq sagt, er hat noch nie von euch gehört. Warum nicht, wenn ihr doch so viele seid? Warum lebt ihr in den Bergen und nicht im südlichen Grasland?«, erkundigte sich Arik Sarn.
Panterra antwortete erneut und schmückte die Wahrheit aus, wo es angebracht schien. Sie hatten die Berge bisher nicht verlassen, weil sie nicht gewusst hatten, ob es sicher wäre oder ob die restliche Welt zerstört worden war. Sie lebten zufrieden in ihrer Abgeschiedenheit. Sie hatten ein Zuhause gefunden, das sie ernährte und das sie verteidigen konnten. Von da aus spann er den Faden weiter. Er erweckte den Eindruck, als seien sie autark und ausgezeichnet gegen Eindringlinge gewappnet. Eine vereinte Gemeinschaft von Freunden und Nachbarn, tief in den Bergen versteckt, durch unzugängliche Pässe geschützt, in denen nur sie sich zurechtfanden. Er hatte keine Ahnung, ob er das Richtige sagte, er wusste nur, dass er den Eindruck erwecken musste, dass der Versuch, in das Tal einzudringen oder es anzugreifen, ein Fehler war.
Dann kamen plötzlich keine weiteren Fragen. Taureq
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