Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Mondviertel im Vollmondzyklus am Himmel. Uns bleiben noch ungefähr zwanzig Tage bis zu diesem Treffen. Das ist nicht viel Zeit.«
»Zeit genug«, antwortete Sider ruhig. Er sah sich in dem Raum um. »Ich bin fertig mit meinem Bericht. Möchte vielleicht noch jemand etwas hinzufügen?«
Die Orullians und Phryne redeten alle gleichzeitig, fassten sich jedoch und einigten sich schließlich auf eine Reihenfolge. Phryne übernahm die volle Verantwortung für alles und gab sich selbst die Schuld für das, was Prue widerfahren war. Sie flehte ihren Vater vor allen Versammelten um eine Chance an, ihren Fehler wiedergutzumachen. Die Brüder redeten ausführlich über die Bedrohung durch die Trollarmee und Taureq Siq und setzten sich dafür ein, sofort die Elfenjäger zu mobilisieren, um die Pässe zu verteidigen. Pan wollte sprechen, um zu sagen, dass etwas für Prue unternommen werden sollte und dass man sie retten musste. Aber eine solche Forderung hätte in Anbetracht des bereits Gesagten selbstsüchtig und überflüssig gewirkt, also schwieg er.
Stattdessen betrachtete er die Gesichter der anderen. Er bemerkte die verstohlenen Blicke, die zwischen Sider Ament und dem König hin und her gingen. Es waren heimliche, ausdruckslose Blicke, die den anderen zu entgehen schienen.
Er spürte, dass ihn Sider beobachtete, sobald er seine Aufmerksamkeit vom jeweiligen Redner abwandte. Dass der Graue ihn sehr genau beobachtete.
»Das genügt«, gebot der König schließlich, als die Orullian-Brüder wieder ihre Argumente für eine Mobilmachung vortrugen… es war wohl das dritte oder vierte Mal. »Ich glaube, ihr habt alles Nötige vorgetragen, und ich habe genug gehört, um über die notwendigen Schritte nachzudenken. Phryne, wasch den Reisestaub ab und warte dann auf mich. Tasha und Tenerife… ihr nehmt unseren Gast mit nach Hause und behaltet ihn im Auge, bis ich entschieden habe, was als Nächstes zu tun ist. Badet, esst und trinkt. Und nehmt am besten Panterra Qu mit. Geht!«
Er bedeutete ihnen, sich zu erheben, und geleitete sie zu den Türen in Richtung Korridor, wo Arik Sarn saß und die Wachen darauf warteten, sie hinauszubegleiten. Keiner sprach ein Wort. Sie sahen einander kaum an. Als sie das Gebäude verließen und nach draußen traten, fühlten sie sich alle verunsichert und verzweifelt.
Aber Panterra fiel auf, dass Sider Ament nicht bei ihnen war.
Oparion Amarantyne wartete, bis die anderen gegangen waren, dann führte er den Grauen aus dem Empfangsraum und die Korridore entlang bis zur kleinen Bibliothek, die ihm als privater Empfangsraum diente. Die Blicke, die sie zuvor gewechselt hatten, verrieten Sider, dass sich der König allein mit ihm unterhalten wollte, wenn die anderen fertig waren. Sie waren keine Freunde im herkömmlichen Sinn, aber sie waren zur gleichen Zeit in diesem Tal aufgewachsen und waren gleich alt. Sie waren noch Jünglinge gewesen, als Sider zum Träger des letzten schwarzen Stabes und Oparion zum König ernannt wurde. Der Tod eines Mentors und eines Vaters hatte die beiden unter merkwürdigen und schwierigen Umständen zusammengebracht, die sie schließlich zu meistern verstanden. Daraus hatte sich eine unkonventionelle Freundschaft entwickelt, die zum großen Teil auf gegenseitigem Respekt und der Bereitschaft beruhte, einander auf halbem Wege entgegenzukommen. Diese Freundschaft hatte nun schon seit über zwanzig Jahren Bestand.
Dennoch war sich der Graue nicht sicher, welche Haltung Oparion in dieser Angelegenheit einnehmen würde. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, was der König unternehmen würde.
Als sie das Empfangszimmer des Königs erreicht hatten, nahmen sie an dem erloschenen Kamin dicht voreinander Platz. Durch die Spalten im Vorhang fiel trübgraues Licht in den Raum.
»Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich diese Geschichte mehr als nur ein wenig unglaublich finde«, begann der König. »Aber trotzdem ist sie nicht so unglaublich, dass ich sie nicht glauben würde. Vielleicht bin ich auch nur überwältigt. Fünfhundert Jahre Sicherheit, und jetzt bricht die Nebelbarriere zusammen. Ohne Vorwarnung, ohne ersichtlichen Grund.«
»Ohne einen Grund, den wir verstehen, obwohl der Seraph dir erzählen wird, es sei ein Zeichen für die Rückkehr des Hawk.«
Der König machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist vor allem ein Zeichen dafür, dass eine Epoche zu Ende geht. Ein Zeichen dafür, dass ein neuer Kampf beginnt.«
Sider nickte. »So ist es. Was wirst
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