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Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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vor, als könnte er nicht unterscheiden, was möglich ist und was nicht. Vielleicht war das Mädchen nur zu Besuch. Vielleicht war sie nur ein einziges Mal durchgekommen und ist dann wieder dahin zurückgekehrt, woher sie gekommen ist. Vielleicht würde sie nie wiederkommen. Er beginnt an sich zu zweifeln. Wenn er mit kühlerem Kopf darüber nachdenkt, fühlt er sich ebenso töricht wie seltsam verunsichert. So wie für sie hat er noch nie für jemanden empfunden. Er kennt kaum Mädchen seines Alters, und keine hat ihn jemals so beschäftigt. Warum ist es mit diesem Mädchen so anders? Es gefällt ihm nicht, so von ihr besessen zu sein, wo er doch in Wahrheit nicht den geringsten Anlass dazu hat.
    Trotzdem geht er, und trotzdem sucht er nach ihr. Und diesmal findet er sie.
    Es geschieht erneut zufällig. Er trifft schon kurz nach Sonnenaufgang in Glensk Wood ein, denn er ist noch bei Dunkelheit aufgebrochen, um möglichst viel aus dem Tag herauszuholen. Er geht gerade an den Hütten am nördlichen Ende entlang, schaut noch nicht einmal richtig nach ihr, sondern hält nur immer auf die Dorfmitte zu, als sie plötzlich da ist. Sie steht in einem Garten, gräbt Furchen in die frisch gehackte Erde und pflanzt Setzlinge für ihre Blumen. Er bleibt stehen, wo der gepflasterte Weg zu ihrer Türschwelle beginnt, und schaut ihr zu. Er ist sich nicht sicher, was er als Nächstes tun soll.
    Nach einer Weile und ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen, fragt sie ihn: »Magst du lieber Azaleen oder Wicken?«
    Er zögert. »Azaleen sind robuster, aber Wicken duften schöner.«
    Er kann nicht glauben, was er gerade gesagt hat. Er weiß fast nichts über Blumen, und zu den meisten von ihnen hat er gar keine Meinung. Er schaut sie gerne an, aber er hat nur selten irgendeine Meinung über sie geäußert, nicht einmal seiner Mutter gegenüber, die Blumen geradezu bewundert.
    »Hast du einen Garten?«, fragt sie.
    »Meine Mutter hat einen.«
    »Deine Mutter. Und wo wohnst du?«
    »Nördlich von hier. Knapp unterhalb der Schneegrenze.«
    »Eine kalte, harte Gegend da oben. Und was führt dich nach Glensk Wood?«
    Er zögert wieder. »Besorgungen.«
    »Besorgungen«, wiederholt sie. Diesmal schaut sie auf. Sie hat langes, honigblondes Haar, hinreißend schöne grüne Augen und ein feingeschnittenes Gesicht. »Könnte es sein, dass ich mich in dir irre? Bist du wirklich nur hergekommen, um Besorgungen zu machen?«
    Er unterdrückt seine Gefühle und lächelt tapfer. »Nein. Ich hatte gehofft, dich zu finden.«
    Sie lächelt zurück. »Das ist eine viel bessere Antwort. Sei am besten offen zu mir. Na, macht nichts. Ich hab es dir an den Augen angesehen, als wir uns auf dem Pfad begegnet sind. Also brauchst du mir nichts vorzumachen.«
    Er schüttelt verwirrt und verlegen den Kopf. »Ich hatte nicht… hatte nicht wirklich…«
    Jetzt hat sie sich aufgerichtet. Sie ist groß, fast so groß wie er. »Wenn du um diese frühe Stunde hier bist, musst du sehr früh von zu Hause aufgebrochen sein. Hast du Lust, hereinzukommen und etwas zu trinken und zu essen? Meine Eltern sind nicht zu Hause. Wir könnten reden.«
    Während sie auf seine Antwort wartet, schaut sie ihm direkt ins Gesicht. Kühn und herausfordernd.
    Er findet, dass er nichts lieber täte als ihre Einladung anzunehmen, aber er weiß nicht genau, ob er es tun sollte.
    »Wir könnten auch hier draußen reden«, sagt er und versucht, ihrem Blick standzuhalten.
    Sie mustert ihn einen Moment lang. Vielleicht fragt sie sich, ob er die Mühe wert ist. Dann kommt sie zu ihm und nimmt seinen Arm.
    »Das könnten wir«, sagt sie. »Machen wir aber nicht.«
    Er lässt sich von ihr zur Hütte dirigieren. Überrascht stellt er fest, wie fest ihr Griff um seinen Arm ist.
    »Hast du Angst vor mir?«, fragt sie ihn dann unvermittelt.
    Er zuckt mit den Schultern und grinst dann etwas schief. »Ich glaube, du kennst die Antwort.«
    Sie erwidert sein Grinsen. »Da hast du Recht. Ich kenne sie.«
    Sider Ament kam langsam wieder zu sich. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er aus seinem Dämmerzustand erwachte. Aber der Schmerz und die Erinnerung daran, was ihn in diese Lage gebracht hatte, beschleunigten seine Bemühungen. Er raffte so viel Kraft und Willensstärke zusammen, wie er nur konnte, und schleppte sich wieder zurück ins Licht. Schließlich schlug er die Augen auf und sah sich um.
    Als Erstes bemerkte er den Leichnam seines Angreifers, dessen blutiger und zerfetzter Kadaver bereits erstarrt war

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