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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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geradeaus und ging weiter.
    Als der Tunnel schließlich endete, stand sie an der Öffnung einer gewaltigen Höhle. Diese Felsenkammer war so gigantisch, dass sie die gegenüberliegende Wand nicht sehen konnte und nur mit Mühe die Stalaktiten erkannte, die sich an der Decke drängten. In der Dunkelheit brannten Fackeln, wie winzige Glühwürmchen, und ihr Schein enthüllte Abschnitte dieser Kammer. Ein See in der Mitte dominierte die gesamte Kammer; er war breit und ausgedehnt, und sein Wasser hatte eine merkwürdige, grünliche Farbe. Die Oberfläche war vollkommen flach und regungslos, spiegelte die Decke und Teile der Wände. Gewaltige Felsen, die zu Rechtecken und Säulen gemeißelt worden waren, erhoben sich am Rand dieses Sees, Überreste aus einem anderen Zeitalter.
    Doch Phrynes Aufmerksamkeit wurde sofort von den Grabmälern angezogen, die sich am Ufer des Sees drängten. Es gab Sarkophage, Grabsteine und Reliquienschreine in allen Größen und Formen; auf einigen waren Schriften in den Stein gemeißelt oder in Reliefs herausgemeißelt, einige wiesen winzige Runen auf, die sie kaum erkennen konnte, andere trugen nur zwei riesige Buchstaben in der uralten Elfenschrift. Sie hatte diese Sprache studiert und die Buchstaben gelernt, also konnte sie identifizieren, was sie da sah, auch wenn sie die Bedeutung nicht interpretieren konnte.
    Sie stand lange im Eingang dieser Höhle und versuchte zu entscheiden, was sie als Nächstes tun sollte. Dann machte sie sich langsam und vorsichtig auf den Weg zum Ufer des Sees.
    Sie hatte kaum mehr als ein Dutzend Schritte zurückgelegt, als das Zischen, das jeden ihrer Schritte mit seinem regelmäßigen, hartnäckigen Fauchen begleitet hatte, dasselbe Zischen, an das sie sich so gewöhnt hatte, dass sie seine Existenz fast vergessen hätte, plötzlich an Intensität zunahm. Die Lautstärke schwoll abrupt an, als wollte es ihr sagen, es wüsste, dass sie da war und was sie hier wollte. Phryne blieb wie angewurzelt stehen, als ihr plötzlich bewusst wurde, was sie da hörte.
    Es war das Flüstern von Stimmen, von Hunderten von Stimmen, vielleicht sogar Tausenden, die alle gleichzeitig sprachen.
    Sie blieb noch einen Moment länger stehen, um herauszufinden, ob noch etwas anderes passierte, aber als nach einigen Minuten noch immer nichts geschah, ging sie vorsichtig weiter. Die Schatten bildeten merkwürdige Umrisse auf dem Höhlenboden, verlängerte und verdrehte Formen in den verschiedenen Lichtflecken, und sie hätte schwören können, dass sich einige von ihnen bewegten. Aber sie konnte nichts Lebendes in der Mischung aus Hell und Dunkel finden, und selbst die Quellen des Flüsterns weigerten sich, sich zu enthüllen. Sie war allein, ging zwischen den Grabmälern und Schatten hindurch, hinab zum Ufer des grünen, ruhigen Sees.
    Dort blieb sie stehen und wartete.
    Phryne, rief eine Stimme ihr zu.
    Obwohl sie erwartet hatte, dass so etwas geschehen würde, wäre sie vor Schreck fast aus der Haut gefahren. Sie wirbelte herum, sah nach rechts und links, suchte nach dem Sprecher, während der Klang ihres Namens durch die ganze Kammer hallte.
    Ich bin hier, Kind.
    Und da war sie, Mistral. Ihre Großmutter stand neben einem riesigen steinernen Grabmal, kaum sieben Meter von ihr entfernt, angetan mit ihrem Lieblingsumhang, demjenigen, in den sie Abbilder der Blumen ihres Gartens hineingewebt hatte. Sie wirkte winzig im Schatten dieses ungeheuren Grabsteins, eine kleine Gestalt, alt und zerbrechlich, und ihre Jahre schienen wie ein Gewicht auf ihren Schultern zu liegen.
    Außerdem sah sie … tot aus. Das schwache Licht der Fackeln schimmerte durch sie hindurch, enthüllte, dass sie transparent war, verriet ihre veränderte Existenz. Sie gehörte nicht länger zu den Lebenden, auch nicht für Phryne, obwohl sie so sehr wollte, dass sie noch am Leben wäre. Was auch immer ihr über der Erde geschehen war, sie war in die Welt der Geister übergetreten, und ihr Leben war zu Ende gegangen.
    Phryne stöhnte leise vor Entsetzen und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. »Oh, Großmutter, nein«, flüsterte sie.
    Ihre Großmutter machte eine beschwichtigende Handbewegung. Ich weiß, dass du enttäuscht bist, weil du mich nicht mehr unter den Lebenden vorfindest. Aber ich bin, wie du mich siehst, mein Leben ist vollkommen. Ich war noch am Leben, als ich den Avatar schuf, von dem ich hoffte, dass er dich zu mir bringen würde. Ich war auch am Leben, als ich aus meinem Heim

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