Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Also machten sie es sich in einer Senke auf einem Hügel bequem, in der sie einigermaßen versteckt waren, und kauerten sich in den Windschatten. Sie hatten nichts zu essen oder zu trinken, also rollten sie sich schon bald unter Pans Decke zusammen, schmiegten sich aneinander und sanken in einen unruhigen Schlaf.
In dieser Nacht störte sie nichts. Und selbst wenn etwas gekommen wäre, hätte Pan es bemerkt. Er war fast die ganze Nacht wach, konnte nicht schlafen, wollte es gar nicht erst versuchen. Er dachte an Phryne, die sich dicht an ihn presste, überlegte, wie sich die Dinge so schnell verändern konnten, und wünschte sich, er hätte etwas tun können, um es zu verhindern. Jedenfalls, tröstete er sich schließlich, versuchte sie nicht, ihm ganz und gar aus dem Weg zu gehen, wenn sie so dicht bei ihm schlief. Wenigstens signalisierte sie nicht, dass sie nicht länger in seiner Nähe sein wollte.
Aber auch dieser Gedanke spendete nur wenig Trost, und wenn er an Phryne dachte, wurde er finster und verzweifelt. Die Stunden verstrichen, und er konnte ebenso wenig schlafen, wie er seine Hoffnungen für die Zukunft, die er sich ausgemalt hatte, aufrechterhalten konnte.
Als der Morgen graute und Phryne aufwachte, küsste er sie einmal auf die Wange, schnell und nachdrücklich, und stand dann auf, um den neuen Tag zu begrüßen. Er war hungrig, durstig und müde, und er wusste, dass es ihr genauso ging. Er fragte sich, wie lange sie noch so weitermachen konnten.
»Ich weiß nicht, wo wir sind«, gab er zu, als sie nebeneinander standen und über die öden Hügel blickten. »Ich kenne diese Gegend überhaupt nicht. Und ich habe keine Ahnung, in welcher Richtung die Pässe liegen.«
Sie nickte, als hätte sie das erwartet. »Dann werde ich die Elfensteine benutzen, um es herauszufinden.«
Er sah sie zweifelnd an. »Das ist riskant, wie du ja bereits weißt.«
»Aber wenn wir sie nicht benutzen, werden wir weiter blindlings in der Gegend herumlaufen, und das ist genauso gefährlich. Ich glaube, wir müssen es riskieren.« Sie sah ihn abwartend an.
»Das glaube ich auch«, lenkte er schließlich ein.
Er trat ein paar Schritte von ihr weg und hielt Wache, während sie sich darauf vorbereitete, die Elfensteine zu benutzen. Sie griff in ihre Tasche, holte den Beutel heraus, schüttelte die Steine auf ihre Handfläche und blieb einen Moment stehen, während sie sie betrachtete, als wäre sie nicht ganz sicher, was sie da in der Hand hielt. Als würde sie abwägen, was es bedeutete, die Magie zu rufen. Dann schloss sie ihre Finger um die Steine, drehte sich zu den Bergen herum und schloss die Augen.
Zeit verstrich. Pan wartete ungeduldig, während er die Landschaft musterte. Es gefiel ihm nicht, dass sie so völlig ungedeckt im Freien standen und nicht einmal von den Bäumen geschützt wurden. Wenn sie jetzt von etwas angegriffen wurden, würde es sie erwischen, bevor er reagieren konnte.
Aber sie hatten keine Chance, wenn sie wissen wollten, wohin sie gehen mussten.
Er warf Phryne einen Blick zu. Nichts passierte.
Nach einer Weile öffnete sie die Augen und sah ihn verwirrt an. »Es klappt nicht. Die Magie funktioniert nicht. Ich kann sie nicht beschwören!«
Sie klang fast panisch, zweifelte wieder. Er ging sofort zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Doch, du kannst es. Ich habe gesehen, wie du es getan hast, und du kannst es wieder tun. Denk einfach daran, dass du noch unerfahren bist, deshalb dauert es vielleicht eine Weile, bevor du es richtig machst.« Er nahm seine Hände von ihren Schultern. »Sag mir, was du dir vorgestellt hast, worauf du dich in deinem Verstand konzentriert hast.«
»Auf den Aphalionpass«, erwiderte sie.
»Also gut. Vielleicht ist dieses Bild zu vage. Die Pässe sehen alle irgendwie sehr ähnlich aus. Stell dir stattdessen Arborlon vor. Dieses Bild ist spezieller. Wohin die Elfensteine uns auch immer bringen, wir müssen durch einen der Pässe gehen. Das müsste genügen.«
Sie betrachtete stumm sein Gesicht, drehte sich dann wieder herum, schloss beide Hände um die Elfensteine, machte die Augen zu und stand reglos da wie ein Stein.
Erneut wartete Panterra.
Diesmal bekam sie eine Reaktion. Die Elfensteine flammten auf, und ihr helles, blaues Feuer wurde rasch stärker. Es zuckte aus ihren Händen, über die unfruchtbaren Hügel zu den Bergen hin, beleuchtete alles, machte die ganze Landschaft deutlich sichtbar, brachte sie näher heran, zeigte ihnen Meilen und
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